Viel Feuer im „Pflichtfreundschaftsspiel“

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Viel Feuer im „Pflichtfreundschaftsspiel“

SC Weiche Flensburg 08 – FC St. Pauli II 3:3 (2:3)

24. Februar 2022

Was für ein Spiel! Der SC Weiche Flensburg 08 hat in seiner letzten Partie der Nord-Gruppe der Regionalliga Nord gegen den FC St. Pauli II vor eigener Kulisse am Ende doch noch ein 3:3-Unentschieden erreicht. Am Mittwochabend sahen 601 Zuschauer im Manfred-Werner-Stadion bei recht mildem und trockenem Wetter ein abwechslungsreiches und höchstunterhaltsames „Pflichtfreundschaftsspiel“, bei dem man beiden Mannschaften anmerken konnte, dass sie die Partie auf keinen Fall verlieren wollten. Auch wenn die Begegnung tabellarisch nur statistischen Wert hatte, so war sie sehr umkämpft, ereignisreich und phasenweise sehr turbulent. Die erste Halbzeit hatte bei zweimaliger Flensburger Führung und einem 2:3-Rückstand zur Pause, einem Platzverweis für die Gäste und fünf Gelben Karten schon beinahe chaotische Züge. Im zweiten Abschnitt rannte unsere stark ersatzgeschwächte Mannschaft, bei der gleich zwölf Spieler fehlten, lange erfolglos an, eher in der fast zehnminütigen Nachspielzeit der sicherlich verdiente Ausgleich fiel. Der angestrebte erste Heimsieg nach zuvor vier vergeblichen Versuchen hintereinander gelang allerdings ebenso nicht mehr wie die Revanche für die 1:2-Hinspielniederlage gegen die jungen Kiezkicker. Immerhin blieb Weiche damit aber im neunten Duell vor eigener Kulisse gegen die U 23 der Braun-Weißen ungeschlagen. Während Gäste-Trainer Joachim Philipkowski von einem hochverdienten Punkt sowie davon sprach, dass seine Jungs alles reingehauen hätten, zeigte sich unser Verantwortlicher Thomas Seeliger nicht restlos unzufrieden, bilanzierte allerdings: „Wenn Du zuhause drei Tore schießt, musst Du das Spiel auch gewinnen.“

Im Vergleich zur Startelf vom 1:1-Remis in Drochtersen musste Trainer Thomas Seeliger die Anfangsformation gleich viermal ändern. Raphael Straub, Jonas Walter, Malte Petersen und Bjarne Schleemann ersetzten die allesamt fehlenden Florian Kirschke (beruflich), Finn Wirlmann, Torben Rehfeldt und Yves Mfumu (alle erkrankt). Die Flensburger Bank war auf fünf Wechselspieler zusammengeschrumpft. Damit blieben gleich drei Kader-Plätze frei. Bei dieser engen Personallage konnte der eingewechselte John-Fredrik Dethlefs sein Regionalliga-Debüt feiern. Außerdem kamen Nathanel Elsler zur Pause und Brian Jungjohann im Verlauf der zweiten Halbzeit zum Einsatz. Im Spieltagskader standen des Weiteren Torhüter Lenny Fabian Rolfs und Nahne Paulsen. Nicht im 16er-Aufgebot zum Spiel waren der verletzte Ilidio Pastor Santos (Innenband) sowie Florian Kirschke, Casper Mols, Kevin Njie, Torben Rehfeldt, Kevin Schulz, Finn Wirlmann, Yves Mfumu, Noel Kurzbach, Christopher Kramer, Nico Empen und Nils Jungehülsing. Immerhin musste Physiotherapeut Johannes Outzen nach den 90 Minuten keine neuen Problemfälle registrieren.

Die erste Halbzeit hatte es wirklich in sich, zumal beide Mannschaften sofort zur Sache kamen. Während der abgefälschte Schuss des Hamburgers Franz Roggow vom Strafraum übers Tor ging (6.), kam Weiche gleich mit dem ersten echten Angriff zur Führung. Dominic Hartmann, eingesetzt von Florian Meyer, traf nach einem Sololauf, bei dem er sich auch von Jacob Münzner und Maximilian Schütt nicht abschütteln ließ. Den verdeckten Flachschuss von halblinks bekam Torhüter Sören Ahlers erst hinter der Torlinie zu fassen (12.). Beim Schuss von Torge Paetow von halbrechts war der Gäste-Schlussmann zur Stelle (14.). Und die jungen Kiez-Kicker blieben frech und dran. Sie nutzten einen Fehlpass im Flensburger Spielaufbau, Max Brandt traf sehenswert und unhaltbar von halblinks aus gut 20 Metern ins lange Eck zum Ausgleich (19.).

Munter ging es mit dem Toreschießen weiter: Eine Linksflanke von Florian Meyer köpfte Jonah Gieseler per Aufsetzer aus sechs Metern zur erneuten Weiche-Führung ein (26.). Doch auch dieser Vorsprung hielt nicht lange. Nach einem weiten Ball auf das linke Flensburger Strafraumeck nahm Luca Günther die Kugel halb mit Brust, halb mit Arm mit, steckte dann auf Aurel Loubongo durch, der sich die Chance aus Nahdistanz mit Abschluss in die kurze Ecke zum 2:2-Ausgleich nicht entgehen ließ (28.). Die erneute Flensburger Führung hatte Florian Meyer auf dem Fuß, aber sein Abschluss war zu kraftlos, sodass Torhüter Sören Ahlers diesmal parieren konnte (32.). Dafür trafen erneut die Gäste – allerdings höchst umstritten. Jakub Bednarczyk schaffte sich nach langem Ball von Torhüter Sören Ahlers mit einem sichtbaren Armeinsatz Torge Paetow aus dem Weg, setzte dann Aurel Loubongo ein, der den Ball aus dreizehn Metern, abgefälscht von Patrick Thomsen, unter die Latte knallte (35.). Warum Unparteiischer und Assistenten das Foul an den Weiche-Kapitän schlicht übersehen hatten, sorgte für Unverständnis nicht nur auf den Tribünen. Gelb hier (Patrick Thomsen wegen Reklamierens) wie da (Aurel Loubongo wegen Torjubels unter Gebrauch der Eckfahne) waren die Folge. Und die Partie blieb unruhig. Nach einem weiten Ball und Fehler in der Defensive der Gäste erlief sich Marcel Cornils das Streitobjekt. Unser Torjäger hatte beste Chancen, allein auf den gegnerischen Kasten zuzulaufen, als er den Kontakt des an ihm ziehenden Luca Günther kurz vor dem Strafraum annahm. „Rot“ für den Hamburger Rechtsverteidiger und Freistoß unmittelbar vor dem Strafraum waren die Folge (42.). Der Freistoß, getreten von Marcel Cornils, blieb hängen (44.), und bei einem von der Mauer abgefälschten Freistoß aus ähnlicher Position, diesmal von Dominic Hartmann geschossen, vollbrachte Sören Ahlers im Gäste-Tor seine beste Tat, als er mit einem Reflex die Kugel aus dem bedrohten Eck fischte (45.). So ging es mit einem 2:3 zur Pause in die Kabinen.

Mit personellem Wechsel und einigen Umstellungen wollte Weiche zur Aufholjagd blasen. In der Folge spielte sich das Geschehen fast nur noch in der Hamburger Spielfeldhälfte ab, und zuweilen belagerten 20 Spieler das letzte Drittel vor dem Gäste-Tor. Der einzige Abschluss der Hamburger Talente nach der Pause, von Jakub Bednarczyk aus der Drehung, bereitete Raphael Straub im Weiche-Kasten keine Probleme (63.). Die richtig klaren Flensburger Torchancen blieben allerdings lange Zeit trotz des Dauerdrucks überschaubar, zumal unsere Spieler immer wieder bei Schüssen geblockt wurden oder eben den Kasten verfehlten, so Marcel Cornils aus der zweiten Reihe (50.), Jonah Gieseler per Kopf nach einem von Dominic Hartmann getretenen Eckstoß (58.), Dominic Hartmann selbst nach Vorarbeit von Marcel Cornils (68.), Patrick Herrmann per Kopf am zweiten Pfosten nach einem Eckstoß (69.) und Marcel Cornils bei einem Nachschuss (80.). Eine Eingabe von Dominic Hartmann fälschte Berkay Dogan gefährlich über das eigene Tor ab (69.).

Gäste-Torhüter Sören Ahlers war schon zu Beginn der zweiten Halbzeit nach einem Zusammenstoß am Kopf getroffen (51.) und nach langer Behandlungspause ausgewechselt worden. Der Schlussmann musste sogar ins Krankenhaus gebracht werden (gute Besserung aus Flensburg!). In der Schlussphase zeigte sich nun sein Vertreter Jesper Heim auf dem Posten. Er war rechtzeitig da, als Marcel Cornils mit Diagonalpass Jonah Gieseler einsetzen wollte (85.), patschte einen Kopfball von Brian Jungjohann nach dem folgenden Eckstoß von der Linie (85.) und parierte zudem nach Flanke von Patrick Herrmann die Abnahme von Marcel Cornils aus spitzem Winkel (90.). Schließlich hechtete er erfolgreich nach dem Kopfball von Dominic Hartmann (90.+3) und war zur Stelle, als der Schuss von Torge Paetow abgefälscht wurde (90.+4). So lief alles auf ein erfolgloses Anrennen hinaus, als die Flensburger Mühen doch noch belohnt wurden. Franz Roggow hatte Marcel Cornils nach Zuspiel von Jonah Gieseler im Strafraum zu Fall gebracht, Jonah Gieseler verwandelte sicher oben links zum 3:3-Ausgleich (90.+5). Schließlich packte St.-Pauli-Schlussmann Jesper Heim bei einem Kopfball des Debütanten John-Frederik Dethlefs nochmals erfolgreich zu (90.+7), sodass es am Ende eines chaotisch-spektakulären Spiels zu einer Punkteteilung kam.

Bei den Gästen fielen vor allem Max Brandt im Mittelfeld und – nicht nur wegen der beiden Treffer – der fleißige Stürmer Aurel Loubongo auf. Zudem konnte sich der eingewechselte Schlussmann Jesper Heim auszeichnen. Aus unserer Mannschaft konnten sich Doppeltorschütze Jonah Gieseler und Marcel Cornils die besten Noten verdienen. An vielen guten Offensivaktionen war zudem Dominic Hartmann beteiligt. Erwähnenswert waren auch die Leistungen der Youngster Nathanel Elsler mit viel Laufarbeit und John-Frederik Dethlefs mit seinem Viertliga-Debüt.

Bevor die Meisterrunde am Wochenende vom 11. bis 13. März starten wird, ist für unsere Mannschaft noch ein Testvergleich mit dem Gruppen-Meister Holstein Kiel II vorgesehen. Diese Partie soll am 6. März im Citti-Fußball-Park der Landeshauptstadt stattfinden.

Weiche: Kirschke – Paetow (Kap.), Walter (V/46. Elsler), Thomsen (V) – Herrmann, Petersen (77. Dethlefs), Schleemann (V/75. Jungjohann), F. Meyer – Hartmann (V) – Gieseler (V), Cornils. Trainer: Seeliger.

FC St. Pauli II: Ahlers (56. Heim) – Günther (42. Rote Karte), Stuhlmacher, Schütt (46. Dogan/V) – Jessen, Münzner (Kap.), Roggow (V) – Park (82. Sejdija), Brandt (76. Imsak) – Bednarczyk (V), Loubongo (V). Trainer: Philipkowski.

Tore: 1:0 Hartmann (12.), 1:1 Brandt (19.), 2:1 Gieseler (26.), 2:2 Loubongo (28.), 2:3 Loubongo (35.), 3:3 Gieseler (90.+5, Strafstoß).

Zuschauer: 601 unter Flutlicht im Manfred-Werner-Stadion, Flensburg-Weiche.

Schiedsrichter: Marco Scharf (TSV Altenwalde/Cuxhaven), hatte bei neun Gelben Karten (5:4), einmal „Rot“ (Günther nach „Notbremse“ an Cornils, 42.) und einen Strafstoß in einer umkämpften Partie ordentlich zu tun und stand so häufiger im Mittelpunkt.

Verwarnungen: Walter (taktisches Foul an Bednarczyk, 23.), Schleemann (Reklamieren, 29.), Hartmann (Foul an Roggow, 32.), Thomsen (Reklamieren, 35.), Gieseler (Foul an Roggow, 74.)/Loubongo (Unsportlichkeit, 36.), Dogan (Foul an Gieseler, 78.), Roggow (Foul an Cornils, 90.+5), Bednarczyk (Foul an Paetow, 90.+8).

Rote Karte: Günther (FC St. Pauli II/„Notbremse“ gegen Cornils, 42.).

Die Trainerstimmen:

Der Gäste-Trainer, Joachim Philipkowski, meinte nach der Partie: „Ich denke, dass die erste Halbzeit eindeutig an uns ging. Wir sind zweimal einem Rückstand hinterhergelaufen, aber die Führung war vollkommen verdient. Die Rote Karte kurz vor der Pause muss man so hinnehmen. Dass es dann in der zweiten Halbzeit schwer werden würde, war klar. Es war für uns das erste Spiel auf Naturrasen seit langer Zeit, das kam dann noch dazu. Die Jungs haben sich voll reingehauen. Im Endeffekt ist der Punkt hochverdient. Die Jungs haben das heute gut gemacht.“

Unser Trainer Thomas Seeliger wollte die vielen Ausfälle nicht als Ausrede gelten lassen. Er sagte nach den 90 Minuten: „Wenn Du zuhause drei Tore schießt, musst Du das Spiel auch gewinnen. Wir haben eine erfahrene Mannschaft. Auch wenn heute zwölf Spieler fehlten, so steckt doch genug Erfahrung im heutigen Kader, aber wir haben die Tore zu einfach hergegeben; wir machen es dem Gegner dann zu einfach und lassen uns abkochen. Wir brauchen mehr Gier und mehr Mentalität. Um wirklich Großes schaffen zu wollen, reicht die Leistung nicht aus. Wir sind nicht der FC Bayern München der Regionalliga. Wir haben eine gute Regionalliga-Mannschaft, müssen uns aber jedes Ding hart erarbeiten. Wir müssen auch nicht alles schlecht reden. Mit 38 Punkten sind wir nun Zweiter geworden, haben einen Schnitt von fast zwei Punkten pro Spiel erreicht. Aber wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir zur alten Stärke von Weiche zurückkommen und weniger Tore zulassen.“