Schmerzlicher zweiter Advent

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Schmerzlicher zweiter Advent

Bremer SV – SC Weiche Flensburg 08 4:0 (3:0)

5. Dezember 2022

Im letzten Auswärtsspiel des Jahres unterlag der SC Weiche Flensburg 08 am frühen Sonntagnachmittag beim Bremer SV heftig mit 0:4 (0:3)-Toren. Vor 398 Zuschauern, darunter etwa 10 Flensburger Anhängern, setzte der zuvor sieben Spiele in Folge sieglose Aufsteiger im eigenen Stadion am Panzenberg die Akzente und damit an jenem 21. Spieltag der Regionalliga Nord ein deutliches Ausrufezeichen im Abstiegskampf. Bei frostig-kaltem, aber trockenem Wetter stand unsere Mannschaft in der ersten Halbzeit völlig neben ihren Schuhen. Diese katastrophalen 45 Minuten konnte sie mit einem besseren zweiten Durchgang an dem aus SC-Sicht traurigen zweiten Advent nicht mehr wettmachen. Es war das fünfte Auswärtsspiel hintereinander ohne Sieg. Während sich BSV-Trainer Torsten Gütschow mächtig freute, dass seine Mannschaft sich endlich mal belohnt hatte, erinnerte unser Co-Trainer Jan Neujahr auf der Pressekonferenz nach der Partie an den alten Spruch: „Einstellung schlägt Aufstellung.“

Trainer Mamadou Sabaly musste gegenüber dem 4:1-Heimsieg gegen Kickers Emden vor einer Woche zwangsläufig einmal wechseln. Florian Meyer nahm den Platz des „Gelb“-gesperrten Finn Wirlmann ein. Eine „Gelb“-Sperre musste zudem Patrick Thomsen absitzen, der allerdings vor einer Woche nicht der Startformation angehörte. Außerdem rotierten Bjarne Schleemann und Niclas Nadj für Kevin Schulz und den erkrankten Marcel Cornils in die erste Elf. Bereits zur Pause gab es einen Dreifachwechsel: Brian Jungjohann, Kevin Schulz und Nico Empen kamen für Tobias Fölster, Dominic Hartmann und Christopher Kramer. Wenig später musste Florian Meyer nach einem Kopfzusammenstoß benommen vom Platz. Er wurde von Tobias Ryborg ersetzt. Kurz vor Schluss wurde zudem Noel Kurzbach für René Guder eingewechselt. Den Kader vervollständigten Torhüter Andreas Petersen sowie Calvin Ogara und John Dethlefs. Das mögliche 20er Aufgebot des Spieltags wurde diesmal nicht ausgereizt. Ein Platz auf der Bank blieb frei.

Unsere Mannschaft wirkte von Beginn an gerade im Defensivverhalten unsicher und nicht kompakt genug. Nach einem ersten Abstimmungsfehler der Flensburger kam Sebastian Kurkiewicz am linken Strafraumeck unerwartet zu einem Heber über Torhüter Jesper Heim, den Torben Rehfeldt noch bereinigen konnte (2.). Das war aber nur der Anfang. Als Nikky Goguadze den Ball ins Sturmzentrum spielen konnte, war Sadrak Kalemba Nankishi relativ unbedrängt in beste Position gekommen, die er zum 1:0-Führungstreffer der Gastgeber nutzte (4.). Einmal mehr geriet unsere Mannschaft früh in Rückstand – und sie hatte auch in der Folge allergrößte Schwierigkeiten gegen zeitig attackierende und körperbetont agierende Bremer. Ein Freistoß von Sebastian Kurkiewicz von halblinks wurde von der Flensburger Mauer gefährlich abgefälscht (10.). Beim folgenden Eckstoß hatte Weiche Glück, dass nach der Faustabwehr von Jesper Heim die Kugel das Tor verfehlte (11.). Dann bat Nikky Goguadze zum Solo, sein Schuss aus 20 Metern zischte über den Kasten (14.). Und als Sadrak Kalemba Nankishi in einen zu kurz geratenen Rückpass von Patrick Herrmann lief, hatte Weiche Glück, dass der Ball am langen Pfosten vorbeiging (20.). Allmählich schienen die Gäste, die auf einem glitschigen Boden vielfach aus- und wegrutschten, dennoch etwas mehr Zugriff zu bekommen. Beim Kopfball von Christopher Kramer nach Eckstoß von Niclas Nadj musste Bremens Torhüter Damian Schobert erstmals eingreifen (17.). Und bei einem klugen Flachpass von Niclas Nadj aus der eigenen Hälfte in den Lauf von René Guder hatte Schlussmann Damian Schobert erneut aufgepasst, war kurz vor dem Flensburger Angreifer klärend am Streitobjekt (22.).

Die Platzherren aber zeigten vollen Einsatz und gewannen viele Bälle. Und sie kamen schnell zu einer möglichen Vorentscheidung. Der völlig blank stehende Nikky Goguadze köpfte den von Sebastian Kurkiewicz von der rechten Seite getretenen Eckstoß unerreichbar für Jesper Heim zum 2:0 in die Maschen (28.). Wenig später beschwerte sich unsere Mannschaft über einen ausbleibenden Freistoßpfiff auf halblinks bei einem Zweikampf mit Florian Meyer, die Bremer gingen energischer zur Sache, und Justin Sauermilch versenkte die Kugel zum 3:0 im kurzen Eck (30.). Wie einfach es gegen eine offene Flensburger Defensive ging, zeigte eine Szene kurz vor der Pause. Nikky Goguadze war auf halblinks allein durchgebrochen, Jesper Heim konnte mit der Schulter zum Eckstoß retten (43.). Zu jenem Zeitpunkt hätte die Weiche-Abwehr eigentlich schon leicht aufatmen können, weil der starke Sadrak Kalemba Nankishi auf Bremer Seite kurz zuvor verletzt vom Platz genommen werden musste (41.).

Nach dem Seitenwechsel und einigen Umstellungen war Weiche bei mehreren Möglichkeiten nahe an einem Treffer. Man sah das Bemühen an, dem Spiel noch eine Wende geben zu wollen. Bei einem schnell ausgeführten Freistoß wurde Nico Empen, der ins Netz getroffen hatte, zurückgepfiffen (47.). Torhüter Damian Schobert parierte bei der Wiederholung den Schuss von Niclas Nadj (48.). Nach einem Missverständnis im Bremer Strafraum blieb der Pfiff für Nico Empen und damit ein möglicher Strafstoß aus (49.). Ganz dicke Luft im BSV-Sechzehner herrschte wenig später, als Nico Empen Torben Rehfeldt über links einsetzte. Seine Eingabe brachte Jonah Gieseler aus Nahdistanz jedoch nicht im Tor unter, der Nachschuss von Kevin Schulz wurde gehalten (52.). Den Schuss von Niclas Nadj nach dessen Solo parierte wiederum Torhüter Damian Schobert (57.), der erneut gegen den Ex-St.-Paulianer zur Stelle war. Diesmal war Niclas Nadj von Tobias Ryborg über rechts freigespielt worden und aus zehn Metern zum Abschluss gekommen (62.). Weiche war nun dran, aber der erlösende Treffer, der sicherlich nochmal für Spannung hätte sorgen können, fiel einfach nicht. Nach dem folgenden Eckstoß wurde der Kopfball von Kevin Schulz von der Linie geholt (63.). Und dann setzte René Guder das Runde am rechten Fünfmetereck nach starker Vorarbeit von Torben Rehfeldt über links über das Tor (64.).

Die Gastgeber aber konnten ihren Kasten mit einem starken Schlussmann und etwas Glück reinhalten. Selbst meldeten sie sich im Gegenzug erstmals zurück. Onur Uzun kam über links zum Abschluss, Jesper Heim konnte parieren, allerdings nur vor die Füße von Lamine Kary Diop, der freistehend das Streitobjekt am Tor vorbeisetzte (65.). Auch wenn die endgültige Entscheidung dadurch vertagt wurde, nahmen die Klarheit der Flensburger Aktionen und zugleich der Druck in der Folge merklich ab. Bei einem Freistoß von René Guder war erneut Torhüter Damian Schobert zur Stelle (67.). Es kam aber die Zeit der Bremer Kontergelegenheiten. Mamadou Diop passte von links auf Lamine Kary Diop, der aus zentraler Position Jesper Heim mit einem abgefälschten Schuss zum 4:0 bezwang (80.). Wenig später hatte Mamadou Diop nach Vorarbeit von Jan-Luca Warm sogar den fünften Treffer auf dem Fuß, doch er setzte den Ball von halbrechts vorbei (88.). Der Wille unserer Mannschaft war inzwischen ohnehin gebrochen. Ein letztes Aufflackern gab es, als Tobias Ryborg selbst mit einem Spreizschritt einen Pass von Niclas Nadj in die Tiefe nicht mehr erreichen konnte (90.+3).

Beim Bremer SV waren der noch vor der Pause verletzt ausgewechselte Sadrak Kalemba Nankishi sowie Nikky Goguadze und Sebastian Kurkiewicz die auffälligsten Akteure. Zudem war Torhüter Damian Schobert ein starker Rückhalt. Aus unserer Mannschaft konnte sich Niclas Nadj die beste Note verdienen. Die zur Pause eingewechselten Brian Jungjohann, Kevin Schulz und Nico Empen trugen zur besseren zweiten Halbzeit maßgeblich bei.

Am letzten Spieltag des Jahres ist unsere Mannschaft noch einmal Gastgeber. Sie empfängt am Freitag, 9. Dezember 2022, ab 19 Uhr im Manfred-Werner-Stadion die U 23 von Hannover 96.

Bremer SV: Schobert (V) – Gröger, Sauermilch, Burke (84. Arnhold) – Warm, Kasper, Muszong (Kap./V), Orlick (V/68. M. Diop) – Kurkiewicz (64. Uzun), Nankishi (41. L. Diop), Goguadze (90. Jaber). Trainer: Gütschow.

Weiche: Heim – Herrmann (V), Fölster (46. Jungjohann), Rehfeldt, F. Meyer (51. Ryborg) – Nadj, Schleemann, Hartmann (Kap./46. K. Schulz/V), Guder (V/85. Kurzbach) – Gieseler, Kramer (46. Empen). Trainer: Sabaly.

Tore: 1:0 Nankishi (4.), 2:0 Goguadze (28.), 3:0 Sauermilch (30.), 4:0 L. Diop (80.).

Zuschauer: 398, darunter etwa 10 Weiche-Fans, im Stadion am Panzenberg, Bremen-Utbremen.

Schiedsrichter: Benjamin Schmidt (Spvg Laatzen), pfiff beileibe nicht jeden Körperkontakt ab, verwarnte Bremens Auswechselbank (60.) und gab an Spieler sechsmal „Gelb“: Schobert wegen Unsportlichkeit (38.), Orlick nach Foul an Guder (66.) und Muszong nach Foul an Nadj (90.) auf Bremer sowie Herrmann nach Foul an L. Diop (45.+2), Guder wegen Unsportlichkeit (60.), K. Schulz wegen Reklamierens (76.) auf Flensburger Seite.

Trainerstimmen:

Der Bremer Trainer Torsten Gütschow sagte: „Ich bin begeistert. Endlich mal hat sich die Mannschaft belohnt, wie es sein muss. Ralf Voigt (der Sportdirektor des BSV/d. Red.) hat immer wieder gesagt, dass irgendwann die Belohnung kommen wird. Ich freue mich für die Mannschaft, die begeisternden Fußball gespielt hat.“

Unser Co-Trainer Jan Neujahr meinte: „Es fällt mir nicht so leicht, Worte zu finden. Wir hatten uns das ganz anders vorgestellt. Es gibt einen alten Spruch: Einstellung schlägt Aufstellung. Nach dem 0:3 zur Pause haben wir uns für die zweite Halbzeit nochmal viel vorgenommen. Da hatten wir dann auch Möglichkeiten. Es war ein bescheidener zweiter Advent von uns. Glückwunsch an Torsten und seine Mannschaft, die es richtig gut gemacht hat.“

Nach der Pressekonferenz sagte Marc Böhnke aus unserem Trainer-Trio: „Ich habe keine Erklärung. Deshalb wiegt die Niederlage besonders schwer. Wir wussten genau, was uns hier erwartet. Es war wie ein Schock, so schnell mit 0:3 zurückzuliegen. Wir laufen gefühlt in jedem Spiel einem frühen Rückstand hinterher. Warum die Einstellung nicht da war, kann ich nicht erklären. Die Niederlage wiegt schwer.“