Schlimmer Rückschlag im Abstiegskampf

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Schlimmer Rückschlag im Abstiegskampf

1. FC Phönix Lübeck – SC Weiche Flensburg 08 6:0 (2:0)

8. April 2024

Am 28. Spieltag der Regionalliga Nord kam der SC Weiche Flensburg 08 in der Auswärtspartie beim 1. FC Phönix Lübeck – eigentlich als „Bonusspiel“ deklariert – mit 0:6 kräftig unter die Räder, nachdem Weiche bereits das Hinspiel mit 0:5 verloren hatte. Damit musste unsere Mannschaft einen schweren Rückschlag im Abstiegskampf einstecken. Vor 364 Zuschauern im Stadion Buniamshof der Hansestadt war Weiche am frühen Samstagnachmittag bei frühlingshaft-luftigen Temperaturen von fast 20 Grad zwar anfangs gut im Spiel, kassierte dann aber nach groben Abwehrfehlern ein halbes Dutzend Gegentore. Eine so hohe Niederlage hat Weiche in der bisherigen Vereinshistorie in der Regionalliga Nord noch nicht hinnehmen müssen. Damit endeten zwei Serien. Im vierten Anlauf musste unsere Mannschaft zum ersten Mal bei Phönix Lübeck eine Niederlage einstecken, und zugleich verlor sie nach sechs Ligaspielen hintereinander erstmals wieder. Während der Lübecker Verantwortliche Christiano Adigo nach der Partie von einem weiteren Steigerungspotential seiner Mannschaft sprach, sagte unser Trainer Torsten Fröhling: „Es ist nicht so einfach, zum Spiel etwas zu sagen. Ein 6:0 habe ich noch nie erlebt; im Herrenbereich jedenfalls noch gar nicht.“

Fünf Tage nach dem 3:0-Sieg in Spelle konnte Trainer Torsten Fröhling wieder auf einige zurückkehrende Spieler setzen. So standen Mohamed Cherif und Felix Brügmann nach „Gelb“-Sperren wieder zur Verfügung. Sie rutschten für Thies Richter und Mika Kieselbach (beide zunächst auf der Bank) gleich in die Startelf. Zur Pause kam Thies Richter für Felix Brügmann. Außerdem wurden im Verlauf der zweiten Halbzeit Finn Wirlmann, Mika Kieselbach, John Dethlefs und Theo Behrmann eingewechselt. Zum erstmals wieder 20 Spieler umfassenden Aufgebot zählten außerdem Torhüter Philip Østerbæk sowie Patrick Thomsen, Noel Kurzbach und Calvin Ogara. Nicht dem Spieltagskader gehörten die Rekonvaleszenten Bjarne Schleemann, Torben Marten, Marten Schmidt, Pelle Hoppe und Ilidio Pastor Santos an. Letzterer kam in der fast zeitgleich ausgetragenen Oberliga-Partie unserer U 23 gegen den VfR Neumünster (0:0) über 60 Minuten zum Einsatz.

Phönix-Trainer Christiano Adigo musste seine Startelf gegenüber jener von der 2:3-Niederlage vom Montag gegen Hannover 96 II zweimal ändern. Wegen Sperren waren Obinna Iloka (gelb-rot) und Valdemar Sadrifar (fünfte „Gelbe“) nicht dabei. Dafür begannen Amoah Hartwig als Innenverteidiger und der zuvor „Rot“-gesperrte Haris Hyseni in der Spitze. Außerdem lief Jan Lippegaus für Julian Meier (nicht im Kader) auf.

Unsere Mannschaft begann konzentriert und kompakt. Die Lübecker wurden ab der Mittellinie bissig attackiert, sodass Weiche anfangs einen guten Eindruck hinterließ. Zwar hatte Phönix vielleicht Vorteile im Ballbesitz, aber die Abschlüsse lagen auf Flensburger Seite. Zunächst parierte Phönix-Torhüter Max Sprang einen Freistoß von der linken Strafraumkante von Dominic Hartmann (3.). Dann kam Yusri El-Kandoussi an eine Flanke von Marcel Cornils am zweiten Pfosten nicht mehr heran (9.). Die Gästeführung wäre möglich und nicht unverdient gewesen, als Torben Rehfeldt beim Eckstoß von links von David Pfeil unbedrängt zum Kopfball kam, doch unser Innenverteidiger setzte die Kugel am zweiten Pfosten vorbei (14.). Und so allmählich drehte sich das Geschehen, Phönix wurde besser. Haris Hyseni kam zur ersten Lübecker Chance, als er nach weitem Einwurf vom Fünfer abschließen konnte, SC-Torhüter Jesper Heim lenkte die Kugel um den Pfosten (16.). Beim nächsten Duell und der zweiten Lübecker Möglichkeit war der Phönix-Kapitän dann erfolgreich. Ein langer hoher Ball von Corvin Bock von hinten links an den Strafraum wurde nicht geklärt, Haris Hyseni machte kurzen Prozess schoss die Kugel sofort aus 15 Metern unter die Latte in die Maschen (23.). Damit war Weiche irgendwie der Stecker gezogen. Und zu allem Überfluss erhöhten die Hansestädter noch vor der Pause nach einem Angriff von der rechten Seite. Die Eingabe von Leander Fritzsche von der Grundlinie brachte Vjekoslav Taritas aus sechs Metern, zentrale Position, zum 2:0 unter (33.). Das war es auch schon nach einer eigentlich an Höhepunkten eher armen ersten Halbzeit.

Unsere Mannschaft hatte durchaus die Hoffnung, mit Beginn der zweiten 45 Minuten die Partie noch drehen zu können. Sie hatte eine Viertelstunde lang auch mehr vom Spiel, aber keine richtig zündende Idee, während die Platzherren ohne Aktionen blieben, dafür dann allerdings kurzen Prozess machten. Aus dem Nichts entschieden sie die Partie, indem sie einmal schnell umschalteten. Über Johann Berger und Haris Hyseni ging es in den Flensburger Strafraum, wo Vjekoslav Taritas eiskalt vom Elfmeterpunkt zum 3:0 einschob (61.). Und nachdem im Gegenzug Jannic Ehlers von halbrechts von der Strafraumkante am kurzen Pfosten vorbeigeschossen hatte (62.), nahm das Debakel seinen Lauf. Vladyslav Kraiev nahm eine nur schwach abgewehrte Flanke, die vor seine Füße fiel, und versenkte die Kugel aus elf Metern direkt und locker zum 4:0 (63.).

Weiche war sichtlich geschockt und suchte nach Fassung. Doch selbst die beste Chance führte nicht zum Ehrentreffer. Thies Richter hatte über rechts René Guder eingesetzt, dessen Eingabe Mika Kieselbach aus Nahdistanz am kurzen Pfosten über den Kasten setzte (69.). Später lag auch der Abschluss von Yusri El-Kandoussi zu hoch (82.). Dazwischen hatten die Platzherren ihre Effektivität weiter unter Beweis gestellt. Zwar versiebte Corvin Bock mal einen „Riesen“, als er nach Vorarbeit von Haris Hyseni vom rechten Fünfmetereck über das Tor ballerte (70.), doch nach Freistoßflanke aus dem linken Halbfeld und Kopfball von Anton Ihde bugsierte Amoah Hartwig die Kugel am zweiten Pfosten zum 5:0 über die Linie (77.). Und der gerade erst eingewechselte Michael Kobert machte sogar das halbe Dutzend voll, als er eine Kombination über Johann Berger, Amoah Hartwig und Querpass von Luke Sendzik nach links aus sechs Metern abschloss (81.). In der Summe hatte sich Weiche einfach zu viele eklatante Abwehrfehler geleistet und so den hohen Phönix-Sieg begünstigt.

Der bei insgesamt acht nennenswerten Abschlüssen enorm effektive 1. FC Phönix hatte in Morten Knudsen als „Sechser“ und Johann Berger als zentraler Mittelfeldspieler davor seine auffälligsten Akteure. Die Innenverteidigung mit Kevin Ntika und Amoah Hartwig ließ zudem kaum etwas zu. Bei unserer enttäuschenden Mannschaft, die gerade in der Defensive zu viele haarsträubende Fehler baute, konnte sich Torben Rehfeldt die beste Note verdienen.

Am 29. Spieltag empfängt der SC Weiche den FC Kilia Kiel. Die Partie gegen den Aufsteiger wird am Freitagabend, 12. April 2024, um 19 Uhr im Manfred-Werner-Stadion angepfiffen.

Phönix Lübeck: Sprang – Bock (73. Obushnyi), Hartwig, Ntika, Lippegaus – Knudsen – Berger, Kraiev (73. Ihde) – Fritzsche (79. Stöver), Hyseni (Kap./79. Sendzik), Taritas (79. Kobert). Trainer: Adigo.

Weiche: Heim – Guder (80. Behrmann), Fölster, Rehfeldt, Pfeil – Hartmann (Kap./75. Dethlefs), Cherif, Ehlers (V/66. Wirlmann) – El-Kandoussi, Brügmann (46. Richter), Cornils (66. Kieselbach). Trainer: Fröhling.

Tore: 1:0 Hyseni (23.), 2:0 Taritas (33.), 3:0 Taritas (61.), 4:0 Kraiev (63.), 5:0 Hartwig (77.), 6:0 Kobert (81.).

Zuschauer: 364 im Stadion Buniamshof, Lübeck-Altstadt.

Schiedsrichter: Mika Jungclaus (TSV Lamstedt), kam mit einmal „Gelb“ für Ehlers (Foul an Hartwig, 55.) aus.

 

Trainerstimmen:

Der Lübecker Trainer Christiano Adigo erklärte nach dem Dank für die Glückwünsche: „Man hat gesehen: Wir haben junge Leute und die haben Nerven gezeigt. 6:0 … es war durchaus möglich, dass es 0:2 steht. Die Jungs haben Nerven gezeigt. Wichtig war, dass wir die Führung geschossen haben. Von da an lief es besser. Wir haben schon gegen Hannover gut gespielt. Mittlerweile ist alles im Fluss, trotz der Rückschläge, die wir hatten. Die Jungs haben sich reingebissen und nicht nur fußballerisch gesteigert. Wir sind auf einem guten Weg. Jeder der kommt, kann sich warm anziehen. Wir werden uns noch steigern.“

 

Unser Trainer Torsten Fröhling sagte nach den Glückwünschen an den Kontrahenten: „Es ist nicht so einfach, zum Spiel etwas zu sagen. Ein 6:0 habe ich noch nie erlebt; im Herrenbereich jedenfalls noch gar nicht. Wir hatten alle einen schlechten Tag und haben Fehler gemacht, Spieler wie Trainer. Deshalb spreche ich von „wir“. Dabei sind wir in den ersten 20, 25 Minuten ganz gut gestartet, hatten mehrere Chancen. Torben Rehfeldt kann das 1:0 machen; letzte Woche in Spelle hat er das Ding reingemacht. Wir haben Haris Hyseni nie in den Griff bekommen. Und dann war es wie in einem Film: jeder Schuss ein Treffer. Dennoch war ich mit der ersten Halbzeit gar nicht so unzufrieden. Doch was dann passiert ist: mit Passspiel, Zweikampfverhalten … es war ja vogelwild. Vor der Partie habe ich von einem Bonusspiel gesprochen. Jetzt müssen wir ganz schnell die Köpfe freikriegen. Es ist ein hochverdienter Sieg – was will man bei einem 6:0 auch sonst sagen?“