Remis nach Achterbahnfahrt

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Remis nach Achterbahnfahrt

SC Weiche Flensburg 08 – Bremer SV 4:4 (2:3)

10. Mai 2024

In seinem letzten Nachholspiel der Saison 2023/24 in der Regionalliga Nord hat der SC Weiche Flensburg 08 einen weiteren eminent wichtigen Sieg nach einer turbulenten Partie mit vielen Höhe- und Wendepunkten knapp verpasst. Unsere Mannschaft musste sich am Mittwochabend in einer Begegnung des 21. Spieltags gegen den Bremer SV im heimischen Manfred-Werner-Stadion vor 848 Zuschauern mit einen 4:4-Unentschieden zufriedengeben. Damit gehen die Schützlinge von Trainer Torsten Fröhling mit zwei Punkten Vorsprung auf den SSV Jeddeloh II, der aktuell als Tabellenfünfzehnter den möglichen vierten direkten Abstiegsplatz innehat, in die letzten beiden Spieltage. Zugleich beträgt der Rückstand auf den FC Eintracht Norderstedt, der am letzten Spieltag in Flensburg gastieren wird, fünf Punkte. Der 13. Tabellenplatz der Eintracht ist erstrebenswert, weil er den sicheren Klassenerhalt bedeuten würde. Dieses Ziel hat der Bremer SV am Mittwochabend bei idealem, trockenem Fußballwetter endgültig und vorzeitig erreicht. Er feierte mit seinen Anhängern das Remis und kann sicher mit einer weiteren Saison in der Regionalliga planen. Während der Bremer Verantwortliche Sebastian Kmiec angesichts des zu feiernden Klassenerhalts keine rationale Analyse zu dem „wilden Spiel“ geben wollte, sagte unser Trainer Torsten Fröhling nach dem aufregenden Aufeinandertreffen: „Wir haben vier Tore geschossen und trotzdem nicht gewonnen. Das ist traurig. Jetzt haben wir noch zwei Spiele. Abgerechnet wird am Schluss.“

Nach dem 1:0-Sieg gegen den SC Spelle-Venhaus sah sich Torsten Fröhling gezwungen, die Startelf zu ändern. Für den „Gelb“-gesperrten René Guder lief David Pfeil auf. Außerdem begann John Dethlefs für Felix Brügmann im Angriffszentrum. Schon vor der Pause wechselte der Trainer Bjarne Schleemann für die rechte Abwehrseite ein. Im Verlauf der zweiten Halbzeit wurden zudem nach und nach für die Offensive Marten Schmidt, Yusri El-Kandoussi, Tim Wulff und Mika Kieselbach in die Partie gebracht. Das Spieltagsaufgebot komplettierten Torhüter Nils Bock, Tobias Fölster, Thies Richter und Noel Kurzbach. Neben René Guder waren der angeschlagene Philip Østerbæk sowie Patrick Thomsen, Torben Marten, Ilidio Pastor Santos, Calvin Ogara und Felix Brügmann nicht im Kader.

Beim Bremer SV gab es gegenüber dem 2:1-Auswärtssieg vom Sonntag beim FC St. Pauli II nur eine Änderung. Für Justin Sauermilch (zunächst auf der Bank) begann Justin Gröger.

Die Partie hatte gleich einen Paukenschlag parat. Nach weitem Einwurf von Bjarne Kasper von rechts und Kopfballduell drückte Ziad Ouled-Haj-M’hand die Kugel nach 55 Sekunden aus Nahdistanz zur 1:0-Führung der Gäste über die Linie (1.). Die erste Weiche-Gelegenheit hatte Jannic Ehlers, der nach Vorarbeit von John Dethlefs und Dominic Hartmann den Ball von rechts aus der Drehung am langen Pfosten vorbeisetzte (10.). Auf der Gegenseite beschäftigte Nikky Goguadze die SC-Abwehr. Seinen Abschluss von halblinks parierte SC-Torhüter Jesper Heim. Den folgenden Eckstoß von links, getreten von Herdi Bukusu, köpfte aber Justin Gröger am ersten Pfosten zum 0:2 ins lange Eck ein (12.). Was war hier nur los? Die Gäste, etwas verspätet angereist, waren hellwach, und Weiche wirkte völlig von der Rolle.

Finn Wirlmann köpfte auf der Gegenseite nach einem Eckstoß über den Kasten (17.). Und weiter hatte die Partie eine hohe Ereignisdichte. Justin Gröger köpfte den Freistoß aus dem rechten Halbfeld, getreten wieder von Herdi Bukusu, an die Unterkante der Latte, ehe Jesper Heim zur Stelle war und den Ball um den Pfosten lenken konnte – großes Glück für den SC, dass hier nicht das 0:3 fiel (18.). Stattdessen waren die Platzherren plötzlich wieder mitten im Spiel. Pelle Hoppe, in Szene gesetzt von Mohamed Cherif, steckte schön auf Marcel Cornils durch, der aus zehn Metern sicher an Torhüter Andrea Hoxha vorbei zum 1:2-Anschluss in die rechte Ecke einschob (20.). Zwar prüfte Herdi Bukusu den Weiche-Schlussmann Jesper Heim (25.), doch der nächste Treffer fiel erneut für die Flensburger. Nach starker Vorarbeit über die rechte Seite mit langem Sprint setzte Jannic Ehlers in der Zentrale John Dethlefs in Szene, der den Ball in Mittelstürmermanier aus der Drehung vom Fünfmetereck zum 2:2-Ausgleich im Kasten unterbrachte (30.). Aber das Spiel drehte sich wieder: Nach schlimmem Fehler im Spielaufbau an der Mittellinie nahm Herdi Bukusu die Kugel auf, tippte auf Bjarne Kasper, der Nikky Goguadze in Ballbesitz brachte. Und der Bremer Torjäger vollendete nach kurzem Schwenk um einen SC-Abwehrspieler herum in die lange Ecke zum 2:3 (38.). Der dann gerade eingewechselte Bjarne Schleemann führte sich mit einem Flachschuss aus zwölf Metern ein, den Andrea Hoxha parierte (42.). Nach völlig wilden 47 Minuten mit fünf Toren ging es mit einer knappen Bremer Pausenführung in die Kabinen. Neutrale Zuschauerinnen und Zuschauer mussten sich bestens unterhalten gefühlt haben.

Und Weiche startete in die zweite Halbzeit gut und erfolgreich. Marcel Cornils, brachte den Ball per Einwurf auf Linksaußen zu Dominic Hartmann, der spielte quer zu Pelle Hoppe an den Strafraum, und der wiederum ließ mit einer Körpertäuschung zwei Bremer ins Leere laufen und streichelte die Murmel lupfend zum wunderschönen 3:3-Ausgleich ins Netz – sein zehntes Saisontor (48.). Und beinahe wären es magische drei Minuten geworden: Bei einem Dribbling von Pelle Hoppe am linken Strafraumeck und Kontakt mit Komlan Fionouke entschied der Unparteiische jedoch sehr zum Ärger der Platzherren auf „Schwalbe“ und nicht auf Strafstoß (50.).

Den nächsten nennenswerten Abschluss hatte Ziad Ouled-Haj-M’hand, der das Außennetz traf (61.). Das Tor in der weiterhin „unruhigen“ Partie schossen aber die Flensburger. Nach weitem Einwurf von Dominic Hartmann zimmerte Finn Wirlmann nach Ablage von John Dethlefs die Kugel aus sechs Metern zum 4:3 ins Netz (64.). Erstmals lag Weiche vorn und hatte nun den wichtigen „Dreier“ vor Augen. Doch diesmal schlugen die Gäste zurück. Bei einer Flanke von Toshiaki Miyamoto aus dem linken Halbfeld auf den zweiten Pfosten köpfte Herdi Bukusu den Ausgleich zum 4:4 (67.).

Unsere Mannschaft warf alles in die Waagschale, setzte voll auf Sieg und ging dadurch hohes Risiko. Die Chancen wurden allerdings rarer, weil die spielerischen Elemente zunehmend verloren gingen. Bei einer Flanke von Yusri El-Kandoussi von links machte Jannic Ehlers den Ball von der anderen Seite noch einmal scharf, aber Pelle Hoppe verpasste im Zentrum, und Justin Gröger klärte vor der Linie (78.). Als das Streitobjekt doch ein fünftes Mal im Bremer Tornetz lag, weil Torhüter Andrea Hoxha den Ball beim kurz gespielten Abstoß an Marten Schmidt verloren hatte, erkannte der Referee den Treffer nicht an – erneut zum Glück der Hanseaten (82.). Sie mussten nur noch eine Situation überstehen, als Yusri El-Kandoussi aus gut 19 Metern, zentrale Position, schoss, aber Andrea Hoxha ohne Probleme parierte (84.). In der fünfminütigen Nachspielzeit schaffte Weiche keine durchdachte Angriffsaktion mehr, sodass nach Schlusspfiff die Gäste den Klassenerhalt feiern konnten.

Beim Bremer SV war Nikky Goguadze – beinahe wie erwartet – der auffälligste Spieler. Wesentlichen Anteil am Punktgewinn hatten zudem Justin Gröger als kopfballstarker Abwehrspieler, der laufstarke Japaner Toshiaki Miyamoto und Herdi Bukusu als ideale Ergänzung zu Nikky Goguadze. Pelle Hoppe mit technisch feinen Aktionen und Dominic Hartmann als unermüdlicher Antreiber konnten sich auf Flensburger Seite die besten Noten verdienen, wobei sich insgesamt die Mannschaft deutlich steigerte und ihr läuferisch wie kämpferisch kein Vorwurf zu machen ist.

Die „englische Woche“ endet für unsere Mannschaft am Sonntag, 12. Mai 2024. Dann gastiert Weiche am vorletzten Spieltag ab 13 Uhr im Sportpark Eimsbüttel beim Hamburger SV II.

Weiche: Heim – Behrmann (40. Schleemann), Wirlmann (Kap./V), Rehfeldt, Pfeil – Cherif, Hoppe (V/88. Kieselbach), Hartmann (83. Wulff) – Ehlers (V), Dethlefs (70. M. Schmidt), Cornils (76. El-Kandoussi). Trainer: Fröhling.

Bremer SV: Hoxha – Fionouke (90.+6 Kleiner), Gröger (V), Miyamoto (74. M. Richter) – Warm, Bretgeld (81. Sauermilch), Kasper, Ouled Haj-M’hand – Degirmenci (62. Kühl), Goguadze, Bukusu (81. Nankishi). Trainer: Kmiec.

Tore: 0:1 Ouled-Haj-M’hand (1.), 0:2 Gröger (12.), 1:2 Cornils (20.), 2:2 Dethlefs (30.), 2:3 Goguadze (38.), 3:3 Hoppe (48.), 4:3 Wirlmann (64.), 4:4 Bukusu (67.).

Zuschauer: 848 im Manfred-Werner-Stadion, Flensburg-Weiche.

Schiedsrichter: Alexander Roj (TSV Barsinghausen/Hannover), zeigte „Gelb“ für Gröger (Unsportlichkeit gegen Dethlefs, 23.) auf Bremer sowie für Hoppe (Unsportlichkeit, 50.), Wirlmann (Foulspiel an Goguadze, 66.) und Ehlers (taktisches Foulspiel an Fionouke, 90.+5) auf Flensburger Seite.

Trainerstimmen:

Der Bremer Trainer Sebastian Kmiec erklärte: „Ein Fazit zum Spiel fällt mir jetzt schwer. Eine rationale Analyse so kurz nach dem Spiel ist angesichts des geschafften Klassenerhalts nicht möglich. Ein Kompliment an meine Jungs, wie sie das rumgerissen haben. Wir haben es als Verein, als Mannschaft geschafft. Es war ein wildes Spiel. Ich bin stolz auf die Jungs, auf den Verein, auf die Fans, auf alle. Jetzt feiern wir, am Sonntag geht es weiter. Entschuldigung, dass ich das Spiel heute außen vor lasse.“

Unser Trainer Torsten Fröhling meinte nach den Glückwünschen an den Bremer SV zum Klassenerhalt: „Das Spiel ging los, da dachte ich, wir sind die Mannschaft, die fünf Stunden Bus gefahren ist. Wir hatten vorher alles angesprochen, die Einwürfe, die Eckbälle. Aber solche individuellen Fehler … Wir liegen schnell 0:2 zurück. Und dann muss ich meiner Mannschaft ein Kompliment machen, dass wir uns wieder gefangen haben. Wir haben gedrückt. Dann klappt das mit dem 4:3, und wir kriegen wieder ein Gegentor. Dass wir bei Standards so schlecht verteidigen, war für mich Neuland. Das war bislang nicht unsere Baustelle. Wir haben auf Sieg gespielt. Für neutrale Zuschauer war das sicherlich ein interessantes Spiel. Für uns Trainer ist es wild. Wir haben vier Tore geschossen und trotzdem nicht gewonnen. Das ist traurig. Jetzt haben wir noch zwei Spiele. Abgerechnet wird am Schluss.“