Premierengastspiel beim Hamburger Aufsteiger

Nach zuletzt drei Heimspielen in Folge, die jeweils remis endeten, muss oder darf der SC Weiche Flensburg 08 mal wieder reisen. Weiche eröffnet den achten Spieltag der Regionalliga Nord mit dem Gastauftritt beim Aufsteiger Eimsbütteler TV, gegen den es bislang keinen einzigen Vergleich gegeben hat. Bevor es am Freitagabend ab 19 Uhr im Sportpark Eimsbüttel in der Hagenbeckstraße ernst werden wird, haben wir für Euch wieder ein paar Fakten zusammengestellt.

Zur Lage: Paukenschlag in Norderstedt

Am siebenten Spieltag büßte mit Holstein Kiel II die letzte verlustpunktfreie Mannschaft ihre weiße Weste ein. Die jungen Störche unterlagen in Drochtersen mit 1:2. Für den eigentlichen Mitfavoriten von der Elbe war es der zweite Sieg in Folge, nachdem bei der SV zuvor die Unruhe schon enorm groß war. Die letzte jetzt noch ungeschlagene Vertretung ist Blau-Weiß Lohne. Diesmal gewannen die Minimalisten von „BWL“ sogar mit 2:0, und zwar bei Kilia Kiel. Lohne hat mit sieben Saisontoren aus sechs Spielen 16 Punkte errungen. Formal (noch) Tabellenführer ist Phönix Lübeck. Die Hansestädter hatten in Spelle-Venhaus beim 4:0-Auswärtssieg keine Mühe, müssen aber fürchten, die drei Punkte vom 2:1-Sieg gegen den FC St. Pauli II wieder abgeben zu müssen. Das Sportgericht des NFV hat dem Protest des Kiezklubs stattgegeben und befunden, dass ein Spieler von Phönix zum Zeitpunkt der Partie nicht spielberechtigt gewesen sei. Da ein Einspruch gegen das Urteil noch möglich ist, erfolgt die tabellarische Umsetzung sobald das Urteil rechtskräftig ist.

Nach Phönix und Lohne, die jeweils bei 16 Zählern stehen, hat ein Trio mit einem Punkt Rückstand die Verfolgung aufgenommen. Neben Holstein II zählen auch Norderstedt und Teutonia dazu. Norderstedt fertigte den VfB Oldenburg überraschend hoch mit 5:0 ab, was VfB-Trainer Benjamin Duda den Job kostete. Teutonia bezwang den Bremer SV mit 3:1. Außerdem besiegte Meppen den Eimsbütteler TV durch einen späten Treffer mit 1:0. Neben dem 2:2-Remis zwischen Weiche und Jeddeloh II gab es ein zweites Unentschieden. Havelse und der FC St. Pauli II trennten sich 1:1. Die Partie zwischen dem Hamburger SV II und Hannover 96 II wurde auf den Dienstag der kommenden Woche, 19. September, 13 Uhr, verlegt.

Der kommende 8. Spieltag wird mit zwei Begegnungen am Freitag eröffnet. Ab 19 Uhr gastiert Weiche beim Eimsbütteler TV zu einem Kellerduell. Eine halbe Stunde später gibt es den Anpfiff der Partie zwischen Jeddeloh II und dem Hamburger SV II. Der Samstag hält dann zwei interessante Paarungen bereit. Hannovers U 23 empfängt die torhungrige Eintracht aus Norderstedt. Da darf einiges an Treffern erwartet werden. In Oldenburg will der bislang enttäuschende VfB ausgerechnet gegen Teutonia den Neustart.

Am Sonntag gibt es fünf Spiele zu vier Anstoßzeiten. Holstein II ist gegen Spelle-Venhaus ebenso favorisiert wie Phönix Lübeck gegen Kilia Kiel und – zumindest tabellarisch – der heimliche Spitzenreiter Lohne, der den Tabellenvierzehnten Havelse empfängt. Ohne klare Favoritenrollen geht es bei FC St. Pauli II gegen Meppen und Bremer SV gegen Drochtersen zu.

Zum Gegner: Weiche-Trainer mit großem Respekt

Der Eimsbütteler TV ist als Aufsteiger in die Regionalliga ein absoluter Neuling in der vierthöchsten deutschen Spielklasse. Im Vorjahr wurde der ETV in Hamburgs Oberliga Meisterschaftsdritter. Aufgrund des Verzichts der beiden besser platzierten Klubs TSV Sasel und TuS Dassendorf konnte der über 17.000 Mitglieder starke Mehrspartenverein an der Aufstiegsrunde teilnehmen. Mit dem 4:0-Sieg gegen Kilia Kiel im letzten Spiel der Dreierrunde – zuvor 1:1 beim OSC Bremerhaven – machte der ETV den Sprung am 4. Juni auch tatsächlich perfekt. In der Regionalliga war dann der Aufprall zunächst ziemlich hart. Die ersten fünf Liga-Spiele wurden verloren, wobei man auswärts stets gut mithalten konnte: 2:3 bei Mitaufsteiger Spelle-Venhaus, 0:1 in Lohne, 1:2 bei Mitaufsteiger Kilia Kiel, und am vergangenen Wochenende brauchte der SV Meppen sehr lange, ehe ihm in der Schlussphase der 1:0-Siegtreffer gelang. Die ersten beiden Heimspiele verliefen da ernüchternder. Gegen den FC St. Pauli II gab es eine 1:4-Niederlage, gegen Phönix Lübeck dann ein 0:3. Aber: Am sechsten Spieltag konnte der erste Sieg in der Regionalliga gefeiert werden. Gegen Havelse gab es einen 3:1-Erfolg. Die durchschnittliche Heimkulisse lag dabei bei 450 Fans, „aufgehübscht“ durch die 950 Zuschauer, die zum „Derby“ gegen den St.-Pauli-Nachwuchs kamen.

Unser Trainer Benjamin Eta ist mit dem Hamburger Fußball gut vertraut. Daher kennt er beispielsweise seinen ETV-Kollegen Khalid Atamimi. Auch Jasper Hölscher, von Eintracht Norderstedt zurückgekehrter Rechtsverteidiger, hat mit 31 Regionalliga-Einsätzen durchaus einen Namen. Stürmer Dominik Akyol, der für Norderstedt, Altona und jetzt den ETV 45 Regionalliga-Spiele bestritt, ist ebenfalls kein gänzlich Unbekannter. Maurice Osei Boakye hat sich mit vier Saisontreffern – von insgesamt sieben der Mannschaft – vermutlich schon bei einigen Beobachtern der Zunft ins Notizblock geschossen. Die allermeisten Spieler dürften indes eher Kennern der Hamburger Oberliga ein Begriff sein. Fehlen dürfte am Freitagabend Robin Janowsky, der gegen Havelse „Rot“ gesehen hatte. Unabhängig davon fällt die Einschätzung unseres Cheftrainers Benjamin Eta, der den 3:1-Heimsieg gegen Altona live im Stadion gesehen hatte, respektvoll aus: „Es ist eine junge Truppe, die es dort richtig gut gemacht hat. Sie haben ein Mega-Tempo und sind mutig. Das wird ein schweres Spiel.“ Aufgefallen ist unserem Verantwortlichen das hohe Tempo, mit dem der ETV die Gegner über den gesamten Platz unter Druck zu setzen versucht. Möglicherweise fehlten dann am Ende zuweilen die Kräfte, mutmaßt er mit Verweis darauf, dass die junge Mannschaft beispielsweise in Spelle lange Zeit mit 2:0 führte, auch bei Kilia Kiel zur Pause noch mit 1:0 vorn lag oder auch in Meppen erst kurz vor Schluss den entscheidenden Gegentreffer schlucken musste.

Der Gastgeber weiß indes, woher er kommt und wie schwer es ist, in der Regionalliga zu punkten. Unruhig wird man trotz der Tabellensituation beim Vorletzten nicht. Am Ende müsse man über dem Strich stehen; Rückschläge sind einkalkuliert, heißt es beim Hamburger Stadtteilverein. Dementsprechend hatte sich der gerade erst 32-jährige Trainer Khalid Atamimi gegenüber dem Fachmagazin „Kicker“ über die Erwartungen vor Saisonbeginn geäußert: „Bei unseren eigenen Ansprüchen müssen wir gar kein größeres Thema aufmachen. Es geht einzig und allein darum, in der Klasse zu bleiben.“

Unsere Mannschaft: „Aktuell sind wir unser größter Gegner.“

„Ich kenne Eimsbüttel nicht, mag mir da über deren Qualität kein Urteil erlauben“, gab Marcel Cornils im Gespräch mit Marc Peetz in der sechsten Folge der „Verlängerung“ Anfang der Woche zu. Zwar wurde der Gegner im Videostudium unter die Lupe genommen, das Hauptaugenmerk scheint aber gar nicht so sehr darauf zu liegen, auf welchen Kontrahenten unsere Mannschaft am Freitag treffen wird. Unser zuletzt leider immer wieder mal angeschlagener Stürmer ergänzte: „Egal, gegen welchen Gegner wir spielen: Mit den Jungs, die wir haben, da ist Riesenpotential da und eine heftige Breite an Qualität im Kader. Wir müssen einfach auf uns schauen. Aktuell sind wir unser größter Gegner. Das ist einfach so.“ Die alles andere als zufriedenstellende Situation sei, so Marcel Cornils, eine gänzlich neue in Weiche, was man merken würde.

Und in der Tat: Eine so lange Durststrecke hatte Weiche seit dem Aufstieg in die Regionalliga von Saisonbeginn an noch nie, und selbst wenn vom derzeit noch fehlenden ersten Saisonsieg abgesehen wird, dann gibt es kaum Erfahrungen, wie Weiche Negativserien beenden und sich von Abstiegsplätzen befreien kann. Ein Blick zurück hilft vielleicht: 2014/15 war es, als der damalige ETSV zwar am 3. Spieltag den ersten Saisonsieg feiern konnte – ein 1:0 gegen den VfR Neumünster –, dann aber sieben Begegnungen in Serie nicht gewann, dabei (nur) dreimal remis spielte. Ende September 2014 standen nach zehn Spieltagen mickrige sieben Punkte auf dem Konto, was Platz 15 bedeutete. Und dann platzte im Heimspiel gegen FT Braunschweig der Knoten. Wie bei einer Ketchupflasche kam alles auf einem Mal. Nach dem 7:1-Sieg ging es zügig bergauf. Viele werden sich noch an den gleich daraufhin folgenden 3:2-Sieg gegen den VfL Wolfsburg II vom Mittwoch, 8. Oktober 2014, erinnern, weil die Partie viele Szenen hatte, die erinnernswert waren: der sehenswerte Treffer aus der Distanz von Florian Meyer zum 1:1-Ausgleich, die schwere Verletzung von Matthias Hummel, nachdem zuvor die Wolfsburger gegen passive Flensburger weiterspielten und daraus unter den Pfiffen des Publikums einen Treffer erzielten, sowie die Wende im Spiel an jenem Mittwochnachmittag, die Christian Jürgensen zum 2:2 und Jannick Ostermann per Kopf zum 3:2 schafften. Und wenig später hatte kaum noch jemand einen Gedanken an den schwachen Saisonstart. Weiche blieb von Ende Oktober 2014 bis April 2015 in 15 Spielen ohne Niederlage, schaffte darunter sechs „Dreier“ in Serie. Nach zwischenzeitlichem Platz 4 gab es zum Saisonende den fünften Rang.

Das war 2014. Und neun lange Jahre später gibt es nur noch wenige, die die damaligen Erfahrungen mitgemacht haben. Frag nach bei Patrick Thomsen, Ilidio Pastor Santos, Marcel Cornils oder auch unserem Geschäftsführer Sport, Christian Jürgensen. Und unser Ex-Kapitän sprach beim Fan-Treffen am Mittwochabend im Vereinsheim nicht lange um den Brei herum: „Wir sind sportlich nicht zufrieden. Die Jungs sind aber genauso enttäuscht wie ihr“, sagte er in Richtung der Fans, um dann anzufügen: „Ich stehe hinter jedem Spieler, den wir dabei haben, und hinter jedem Trainer, den wir dabei haben.“

Personell werden mit Ausnahme der beiden verletzten Marten Schmidt (Innenband im Knie) und Ilidio Pastor Santos (Reha nach Kreuzbandriss) voraussichtlich alle Spieler zur Verfügung stehen. Trainer Benjamin Eta hat so mehrere Optionen, zumal sich mit Torben Marten nach seiner Einwechslung gegen Jeddeloh II und damit nach seinem Comeback nach verletzungsbedingter Pause eine weitere Defensivkraft anbieten konnte. In der Offensive stehen dem Trainer neben Jonah Gieseler und John Dethlefs nun auch Marcel Cornils und Noel Kurzbach wieder zur Verfügung. Sie schickten am vergangenen Wochenende deutliche Bewerbungsschreiben für mehr Einsatzzeiten und könnten auch deshalb eine Option – zumindest im Verlauf des Spiels – sein, weil sie andere Spielertypen sind. Damit kann eine gegnerische Abwehr zusätzlich gefordert werden. Benjamin Eta sagte ohnehin am Rande des abendlichen Fantreffens: „Wir haben in dieser Woche alles auf Null gestellt. Jeder hat eine neue Chance bekommen, sich für die Startelf am Freitag zu empfehlen.“ Und sichtlich zufrieden registrierte er den Trainingseifer, um dann festzustellen: „Wenn wir das aus dem Training Gezeigte umsetzen können, wird Feuer im Spiel sein.“

Zwischen Eimsbüttel und Weiche hat es bislang keinen Vergleich gegeben. Nach aktuellem Tabellenstand empfängt der Siebzehnte den Fünfzehnten. Während Eimsbüttel bislang zwei Heimspiele verlor und gegen Havelse mit 3:1 gewann, könnten im dritten Auswärtsspiel des SC Weiche die ersten Treffer fallen. Beide bisherigen Gastspiele, in Drochtersen und beim Bremer SV, waren torlos ausgegangen. Die vergangenen vier Spiele unserer Mannschaft endeten Remis. Sie hat demnach die Chance, die aktuelle Negativserie mit sieben sieglosen Spielen am Freitagabend durch einen „Dreier“ in eine kleine Erfolgsserie von fünf ungeschlagenen Partien umzuwandeln. Vielleicht kann als Motivation der jüngste Auftritt im Sportpark Eimsbüttel dienen: Am 27. Mai dieses Jahres besiegte sie dort den Hamburger SV II mit 2:0.

Hinweise für alle Fans: im Stadion des HSV II

Das Spiel wird am Freitag, 15. September 2023, um 19 Uhr im Sportpark Eimsbüttel (bis Oktober 2022: Wolfgang-Meyer-Sportanlage) angepfiffen. Schiedsrichter der Partie ist Kevin Behrens (TuS Hasede/Algermissen bei Hannover), der von Lennart Kernchen (TuS Wettbergen/Hannover) und Tim Wieggrebe (TSV Algesdorf/Rodenberg) an den Linien assistiert wird.

Einen Livestream, kommentiert vom Gastgeber, könnt Ihr über den Anbieter SolidSport unter https://nordfv.tv/sc-weiche-flensburg-08 nutzen. Ihr gelangt dorthin ebenso, wenn Ihr über unsere Homepage (weiche-liga.de) auf den Button „Weiche 08 TV“ geht. Wir werden zudem, wie gehabt, auf unseren Social-Media-Kanälen einen Ticker mit Infos zu Aufstellung, Spielbeginn, Halbzeit und Abpfiff sowie den Toren zu laufen haben.

Die Spielstätte in der Hagenbeckstraße 124 in Hamburg ist über die U-Bahnstation Hagenbecks Tierpark mit der U 2 erreichbar, wobei das 49-Euro-Ticket genutzt werden kann. Dazu muss mit ca. zweieinhalb Stunden Fahrzeit via Hamburg Hbf. gerechnet werden (z. B. 15.15 Uhr ab Flensburg, 17.43 Uhr an Hagenbecks Tierpark). Von der U-Bahnstation ist ein Fußweg von ca. 900 Metern bzw. zehn Minuten einzukalkulieren. Für die Rückfahrt bietet sich an: ab Hagenbecks Tierpark um 21.19 Uhr, an in Flensburg mit Schienenersatzverkehr um 0.59 Uhr. Pkw-Nutzerinnen und -Nutzer benötigen für die ziemlich genau 150 km lange Strecke über die A 7 mit der Abfahrt in Hamburg-Stellingen etwa eineinhalb Stunden. In unmittelbarer Stadionnähe ist die Parkplatzsituation allerdings nicht besonders günstig.

Die Stadiontore öffnen in Hamburg um 18 Uhr. Tickets gibt es im Internet für 12 Euro (Sitzplatz, normal; ermäßigt: 9 Euro) und 7 Euro (Stehplatz; ermäßigt: 5 Euro). Kinder bis inklusive zehn Jahre kommen kostenlos ins Stadion (Sitzplatz als Schoßplatz). Der ermäßigte Tarif gilt für Schüler, Studenten, Auszubildende, Menschen mit Handicap und Erwerbslose. Die Preise an der Stadionkasse könnten ggf. von den Ticketpreisen im Netz geringfügig abweichen.

Fans können sich mit allen Fragen sehr gern an Meikel Carstensen wenden. Der Fanbeauftragte ist unter 01 70/803 28 46 oder fanbetreuung@weicheflensburg08.de erreichbar.

Ein Hinweis noch zum Wetter: Für den Freitag wird für Hamburg trockenes und warmes Wetter vorhergesagt. Zum Zeitpunkt des Anpfiffs könnten die Temperaturen noch bei gut 20 Grad liegen.

Wir wünschen allen am Freitag nach Hamburg fahrenden Weiche-Fans eine problemlose Anreise, ein schönes Spiel und eine gut gelaunte Rückkehr nach Flensburg.

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