Packendes Finale nach langer Ouvertüre
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Packendes Finale nach langer Ouvertüre
SV Drochtersen/Assel – SC Weiche Flensburg 08 1:1 (0:0)
In seiner letzten Auswärtspartie der Nord-Gruppe der Regionalliga Nord kam der SC Weiche Flensburg 08 am Freitagabend bei der SV Drochtersen/Assel zu einem schwer erkämpften 1:1-Remis. Die 493 Zuschauer, darunter gut 25 Flensburger, im Corona-bedingt deshalb nahezu ausverkauften Kehdinger Stadion sahen bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und trockenem Wetter eine packende Schlussphase, in der SC-Torhüter Florian Kirschke mit zwei starken Paraden den Punkt festhielt. Weiche blieb damit im neunten Duell gegen „D/A“ in Folge ungeschlagen, und hat nach zuletzt drei Siegen in Drochtersen dort zum vierten Mal hintereinander nicht verloren. Während „D/A“-Trainer Lars Jagemann nach dem Spiel dem verpassten Sieg nachtrauerte und etwas unsicher war, was dieser Punkt für seine Mannschaft im Rennen um die Qualifikation für die Meisterrunde bedeuten wird, zeigte sich unser Verantwortlicher Thomas Seeliger grundsätzlich mit dem Remis nicht unzufrieden: „Wir wollten unbedingt punkten. Das ist uns gelungen.“
Nach der 0:3-Heimniederlage gegen Teutonia 05 beließ es Trainer Thomas Seeliger bei einer zwangsweisen Änderung. Für den erkrankten Kevin Njie rutschte Florian Meyer positionsgetreu in die Startelf. Außerdem ging Torge Paetow im Tausch mit Torben Rehfeldt in die Innenverteidigung. Die Aufstellung entpuppte sich deutlicher als ein 4-2-3-1-System. Im Verlauf der zweiten Halbzeit wurden Christopher Kramer, Kevin Schulz, Bjarne Schleemann und in der Nachspielzeit Malte Petersen – dieser für den angeschlagenen Patrick Herrmann – eingewechselt. Den Spieltagskader, der diesmal lediglich 18 Akteure umfasste, komplettierten Raphael Straub (Tor), Nathanael Elsler und Nils Jungehülsing. Hingegen fielen neben dem verletzten Ilidio Pastor Santos (Innenband) sowie Kevin Njie auch Noel Kurzbach (Prellung) und Jonas Walter aus. Zudem waren Torwart Casper Mols sowie Nahne Paulsen, Brian Jungjohann und Nico Empen nicht im Spieltagskader. Die beiden Letztgenannten hatten sich jüngst Wettkampfpraxis in einem Test unserer Oberliga-Mannschaft geholt. Nach dem Spiel konnte Physiotherapeut Johannes Outzen Entwarnung geben. Alle Akteure kamen heil aus den umkämpften über 90 Minuten, auch der in der Nachspielzeit nach einem Zusammenprall benommen liegen gebliebene und dann ausgewechselte Patrick Herrmann.
In der ersten Halbzeit sah man deutlich die Stärken der beiden Kontrahenten. Sie versuchten, sehr kontrolliert aufzutreten und nichts zuzulassen. So warteten sie gewissermaßen auf Umschaltsituationen, um den Gegner in einem Moment der Unordnung zu erwischen. Die besseren Ansätze und auch die besseren Chancen in insgesamt eher höhepunktarmen ersten 45 Minuten hatte Weiche. Drochtersen, das kurzfristig auf Torjäger Hassan El Saleh (Corona) verzichten musste, hatte hingegen weniger Ballbesitz und auch nur zwei Torannäherungen. Der Distanzschuss von Oliver Ioannou, der in Ballbesitz kam, weil zuvor Patrick Thomsen weggerutscht war, bereitete Torhüter Florian Kirschke keinerlei Schwierigkeiten (8.). Und Ashton-Phillip Götz jagte einen zweiten Ball von der Strafraumkante deutlich über den Flensburger Kasten (33.). Insgesamt agierten die Rot-Blauen vor der Pause erstaunlich abwartend.
Unsere Mannschaft hatte die besseren Aktionen und zumindest zwei richtig gute Möglichkeiten. Erst war Marcel Cornils in Ballbesitz gekommen, nachdem Liam Giwah patzte. Unsere Nummer „10“ lief noch einige Meter und jagte die Kugel dann vom Strafraum knapp über den Kasten (5.). Und Yves Mfumu zwang Patrick Siefkes im Tor der Heimischen mit einem Schuss vom Sechzehner zu einer starken Parade (31.). Hier hatte sich das frühe Stören gelohnt, denn Liam Giwah, von Holstein Kiel II gekommener Winterzugang der Niedersachsen, wurde im Spielaufbau zu einem Fehlpass gezwungen. Auch sonst sah vieles bei den Gästen bis ins letzte Drittel durchaus gefällig aus. Jonah Gieseler drang über links mal in den Strafraum ein, doch Torhüter Patrick Siefkes war bei der Eingabe vor das Tor ebenso zur Stelle (10.) wie wenig später, als es Marcel Cornils aus nahezu identischer Position probierte (17.). Bei den Kopfbällen von Jonah Gieseler, erst nach hohem Ball von Dominic Hartmann von rechts (27.), dann nach hohem Ball von Torge Paetow von links (30.), fehlten jeweils ein paar Meter. So ging es nach eher „kontrollierten“ 45 Minuten überaus pünktlich in die Pause.
Man durfte angesichts der Tabellensituation gespannt sein, wer nun mehr in die Partie investieren würde. Die Frage war schnell inaktuell geworden, weil die Gastgeber mit einem schönen Distanzschuss von Maximilian Geißen – zu jenem Zeitpunkt doch überraschend – in Führung gingen. Der Ex-HSVer hatte aus zentraler Position aus gut 20 Metern abgezogen und mit Hilfe des leicht abfälschenden Torge Paetow sowie des Innenpfostens zur umjubelten Führung getroffen (48.). Damit war unsere Mannschaft gezwungen, gegen die beste Defensive der Nord-Gruppe anzurennen. Sie tat es, aber viel sprang dabei nicht heraus, weil es vor allem an der Genauigkeit mangelte. Ein den Kasten verfehlender Kopfball von Jonah Gieseler nach einem Freistoß von Dominic Hartmann aus dem Halbfeld (67.) sowie ein zu hoch angesetzter Abschluss von Dominic Hartmann (70.) waren die einzig notierenswerten Aktionen. Dann aber fiel der zu jenem Zeitpunkt sicherlich verdiente 1:1-Ausgleich. Patrick Thomsen erkämpfte an der Mittellinie den Ball, Kevin Schulz spielte ihn im Liegen auf die linke Seite raus, Christopher Kramer gab ihm noch einen Schubs, und plötzlich war Marcel Cornils auf halblinks frei. Unsere Nummer „10“ behielt die Nerven, schob die Murmel an Patrick Siefkes vorbei ins Netz (73.).
In den verbliebenen Minuten mobilisierte vor allem Drochtersen nochmals alle Kräfte. Man merkte den Platzherren nun an, dass sie mit dem einen Punkt nicht zufrieden waren. Jetzt nahm die Spannung enorm zu. Zweimal rettete Florian Kirschke mit starken Paraden. Erst holte er seine Pranke heraus, als Oliver Ioannou urplötzlich auf halblinks vor ihm auftauchte und den Ball aus zehn Metern ins lange Eck schlenzen wollte (82.). Und beinahe mit dem Schlusspfiff parierte er mit einem Fußreflex den Kopfball des läuferisch starken Ashton-Phillip Götz aus nächster Nähe (90.+6). Zuvor hatte unsere Mannschaft noch die dicke Chance, den entscheidenden Konter auf der Gegenseite zu setzen, doch die schön herausgespielte Überzahlsituation ließ Weiche leichtfertig liegen (90.+1). So blieb es nach einer hinten heraus hochspannenden Partie bei einem letztlich leistungsgerechten 1:1-Remis.
Bei Drochtersen waren der Außenbahnspieler Ashton-Phillip Götz mit enormem Laufpensum auf links, insbesondere in der Schlussphase, und Tjorve Mohr als Abwehrorganisator die auffälligsten Akteure. Letzterer wurde von „D/A“-Chef Rigo Gooßen auf der anschließenden Pressekonferenz auch zum „Spieler des Tages“ gekürt. Aus unserer Mannschaft konnten sich Torhüter Florian Kirschke und Torge Paetow besonders auszeichnen. Auch Patrick Thomsen war – wie gewohnt – ein wichtiger Faktor auf Flensburger Seite.
Mit dem 22. Spieltag wird am kommenden Wochenende die Hauptrunde abgeschlossen. Unsere Mannschaft empfängt am Samstag, 19. Februar 2022, ab 13.30 Uhr im Manfred-Werner-Stadion die U 23 des FC St. Pauli.
Drochtersen/Assel: Siefkes – Giwah, Mohr, Elfers – Golke (V), Ioannou (Kap.), Geißen, Wulff – Niebergall (78. Sattler), Fock (71. Steffens), Götz. Trainer: Jagemann.
Weiche: Kirschke – Herrmann (90.+4 Petersen), Paetow (Kap.), Thomsen, F. Meyer – Wirlmann (69. K. Schulz), Rehfeldt – Mfumu (61. Kramer), Hartmann, Cornils – Gieseler (84. Schleemann). Trainer: Seeliger.
Tore: 1:0 Geißen (48.), 1:1 Cornils (73.).
Zuschauer: 493, darunter etwa 25 Flensburger, unter Flutlicht im nicht ganz ausverkauften Kehdinger Stadion, Drochtersen.
Schiedsrichter: Hendrik Duschner (SC Borgfeld), behielt selbst bei einigen heiklen Situationen stets die Ruhe, beließ es bei einmal „Gelb“ für Golke (Foul an F. Meyer, 65.) und ließ die Karte auch stecken, als Gieseler direkt vor der Haupttribüne etwas unglücklich Elfers an der Außenlinie traf und die Heim-Fans vehement eine „Gelbe“ forderten (44.).
Die Trainerstimmen:
Der „D/A“-Trainer, Lars Jagemann, antwortete zunächst auf die Frage, ob der Punkt denn helfen würde, dass man ihn nächste Woche nach dem Finale auf der Lohmühle nochmals darauf ansprechen solle. Weiter sagte er: „Grundsätzlich ist jeder Punkt wichtig. Der Torwart hält da natürlich sensationell; insofern ist es schade. Ich fand, dass wir über 70 Minuten die aktivere Elf waren. Nach der Führung war ich nicht ganz zufrieden; da hatten wir eine schwächere Phase. Mit dem Ausgleich wurden wir wieder aktiver. Ganz unverdient wäre ein Sieg jedenfalls nicht gewesen.“
Unser Trainer Thomas Seeliger meinte einleitend: „Ich war ja auch mit Norderstedt schon einige Male in Drochtersen. Hier wird Fußball mit viel Emotionen gelebt. Da macht es auch als Gastmannschaft Spaß.“ Zur Situation sagte er: „Wir wollten unbedingt punkten. Dadurch, dass man Punkte in die Meisterrunde mitnimmt, für die wir bereits qualifiziert sind, spielt es eine große Rolle. So sind wir zufrieden, dass wir einen Zähler mitnehmen. Es ist ja ein spannender Vierkampf um diese drei offenen Plätze, und es ist einfach so, dass wir dem VfB Lübeck die Daumen drücken, dass sie es schaffen, weil wir dann diese sechs Punkte bereits hätten. Das tut mir jetzt leid für Drochtersen.“ Nach einem Augenzwinkern meinte unser Trainer zum Spiel: „Heute sind wir mit der ersten Chance in Rückstand geraten. Wir müssen uns bei unserem Torwart Florian Kirschke bedanken, der zweimal sensationell gehalten hat. Am Ende ist das Spiel 1:1 ausgegangen. Ob es gerecht ist oder nicht, spielt keine Rolle.“