Hauch von „großem Fußball“
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Hauch von „großem Fußball“
Am Freitag muss unsere Mannschaft an die Lohmühle
Die Saison geht auf die Zielgerade, die Entscheidungen reifen. Am kommenden 34. Spieltag der Regionalliga Nord könnte der VfB Lübeck dem Drittliga-Wiederaufstieg sehr nahe kommen, ihn aber noch nicht rechnerisch perfekt machen. Ausgerechnet der SC Weiche Flensburg 08 ist am Freitagabend beim Top-Favoriten, aktuellen Tabellenzweiten und künftigen Drittligisten zu Gast. Bevor es aber „in der Probe“ des schleswig-holsteinischen Landespokalfinales ernst werden wird, haben wir für Euch wieder ein paar Fakten zusammengestellt.
Zur Lage: erster Absteiger steht fest
Am vergangenen Wochenende fiel die erste Entscheidung der Saison. Der Aufsteiger Kickers Emden verlor im einzigen Samstagsspiel der 33. Runde bei der Werder-Zweiten mit 0:3. Das Schlusslicht könnte bei ausstehenden sechs Spielen maximal noch auf 32 Punkte kommen und sich damit im Idealfall auf Platz 18 verbessern. Mit anderen Worten: Der Abstieg der Ostfriesen ist seit Samstag besiegelt
Bleibt die Frage, wer die Kickers begleiten muss. Neue Hoffnung gibt es bei Atlas Delmenhorst nach dem 4:2-Sieg gegen Jeddeloh. Drei Punkte besser steht ein Duo da, das bis zum Mittwochabend sogar ein Trio war, das zuletzt punktlos blieb. Während der Bremer SV spielfrei war, musste Rehden gegen den VfB Lübeck eine 0:4-Schlappe hinnehmen, wohingegen Hildesheim in Kiel mit 2:3 den Kürzeren zog. Holsteins U 23 konnte dadurch etwas Luft schnappen, steht aktuell aber auch nur auf dem wahrscheinlichen Relegationsrang 14. Der FC St. Pauli II, der sich dem HSV II in einem abwechslungsreichen, spannenden kleinen Stadtderby – zeitgleich zum Zweitliga-Derby – mit 2:4 geschlagen geben musste, Jeddeloh und auch Phönix Lübeck nach dem spektakulären 4:4-Remis gegen Hannover 96 II sind keineswegs gesichert, und zumindest auch die Werder Zweite wird noch mit einem Auge nach unten schielen müssen.
Lohne holte dagegen mit dem 2:1 gegen Norderstedt den vielleicht schon entscheidenden Sieg zum Klassenerhalt, wie auch Havelse nach dem 2:2-Remis bei Teutonia in letzter Minute den eventuell noch fehlenden Punkt einhamsterte. In der einzigen Partie, in der es weder um Meisterschaft noch um Abstieg ging, konnte Drochtersen/Assel die lange Sieglos-Serie in direkten Duellen mit Weiche beenden und unsere Mannschaft mit 2:1 erstmals seit November 2016 besiegen.
Am Mittwochabend standen noch drei Nachholspiele an. Der HSV II übernahm dabei durch einen 2:1-Erfolg – mal wieder durch einen späten Siegtreffer – gegen Phönix Lübeck die Tabellenführung. Bei einem mehr absolvierten Spiel haben die jungen „Rothosen“ drei Zähler mehr als der VfB Lübeck auf dem Konto, der sich zudem über die 0:2-Niederlage von Hildesheim im Derby gegen Hannover 96 II ärgern musste. Durch den „Dreier“ der Landeshauptstädter können die Lübecker selbst bei einem Sieg gegen Weiche am kommenden Wochenende den Aufstieg noch nicht rechnerisch perfekt machen. Für die beiden Verlierer Hildesheim und Phönix verschlechterte sich die Lage wie auch für den Bremer SV, der im Heimspiel gegen Drochtersen über ein torloses Remis nicht hinauskam.
Der 34. Spieltag startet bereits am Freitagabend. Neben dem schleswig-holsteinischen Landesduell zwischen dem VfB Lübeck und Weiche treffen in einer rein niedersächsischen Auseinandersetzung Havelse und Rehden aufeinander. Am Samstag wird die HSV-Zweite versuchen, mit einem Dreier gegen Lohne den Druck auf Lübeck hochzuhalten. Während der FC St. Pauli II in Emden in der Favoritenrolle ist und mit einem Auswärtssieg einen riesigen Schritt in Richtung Klassenerhalt tun könnte, steht Jeddeloh vor der schweren Aufgabe, ausgerechnet gegen die beste Rückrundenmannschaft, Teutonia 05, die Negativserie zu beenden und Punkte für den Liga-Verbleib zu sammeln. In den vier Partien des Sonntags sind jeweils Abstiegskandidaten gefordert. Im Bremer Stadtderby mit dem BSV als Gastgeber benötigen die Platzherren dringend den „Dreier“, während sich Werders Zweite mit einem Sieg wohl aller Sorgen entledigen könnte. Ähnlich ist die Konstellation bei Hildesheim gegen Phönix Lübeck. Die Niedersachsen benötigen den Sieg, die Marzipanstädter hingegen könnten dem Klassenerhalt nahe kommen. Bei Holstein II gegen Drochtersen und Norderstedt gegen Delmenhorst hingegen liegt die Last einseitig bei den Kieler Gastgebern und den Delmenhorster Gästen. Spielfrei ist Hannover 96 II.
Zum Gegner: kurz vor dem Wiederaufstieg
Der VfB Lübeck rutschte am Mittwochabend zwar ohne eigenes Zutun auf den zweiten Tabellenplatz ab, steht aber aufgrund der Nichtmeldung des HSV-Nachwuchses als Drittliga-Aufsteiger so gut wie fest. Vier Punkte fehlen rechnerisch noch, um vom einzigen Verfolger, der für die 3. Liga gemeldet hatte, der Zweiten von Hannover 96, nicht mehr eingeholt werden zu können. Insgesamt spielt der VfB Lübeck eine starke Saison. Trotz der selbst auferlegten Favoritenrolle kamen die Grün-Weißen nie ernsthaft ins Straucheln. Aushängeschild ist die meisterliche Defensive. Mit nur 24 Gegentoren aus 30 Partien sind die Schützlinge von Trainer Lukas Pfeiffer zumindest in diesem Punkt der Konkurrenz weit voraus. Beim Toreschießen hingegen gäbe es wohl Steigerungspotential. Sowohl die U 21 des HSV als auch die U 23 von Hannover 96 haben öfter ins Schwarze getroffen. Dabei kommt hinzu, dass gerade die Abwehrspieler zugleich auch vorn die Tore markieren. Tommy Grupe ist mit acht Treffern vermutlich der torgefährlichste Innenverteidiger der gesamten Liga. Sein Kompagnon Jannik Löhden hat vier Liga-Treffer markiert. Selbst die Außenverteidiger – Robin Kölle und Mattis Daube (rechts) sowie Marvin Thiel (links) – haben jeweils zwei Liga-Tore auf ihrem Konto. Erfolgreichster Schütze ist indes der Ex-Norderstedter Felix Drinkuth mit elf Treffern. Der finnische Mittelstürmer Kimmo Hovi (7), Marius Hauptmann – Rechtsaußen aus der Dresdner „Hauptmann-Fußball-Familie“ – und Linksaußen Manuel Pulido (je 6) folgen. Für die Defensive dürfte zudem der Ex-Flensburger Florian Kirschke enorm wichtig sein. Der Stammtorhüter mit der Nummer 19 des VfB fehlte in der Liga nur einmal und kommt bei 29 Liga-Einsätzen auf elf Spiele, in denen er ohne Gegentreffer blieb.
Der VfB, der aktuell mehrere zum Teil hochkarätige Ausfälle hinnehmen muss – die Innenverteidiger Niklas Kastenhofer und Fawaz Kassimou, Mittelfeldakteur Florian Egerer und der baumlange Stürmer Mats Facklam –, war schon vor Saisonbeginn der hohe Meisterschaftsfavorit. Alle 19 Trainer der Regionalliga Nord zählten den VfB zu den Titelfavoriten. Schon damals hieß es vom Lübecker Trainer Lukas Pfeiffer: „Wir haben Ambitionen und wollen gerne um den direkten Aufstieg mitspielen. Aber einen Aufstieg kann man nicht planen, denn es wird auch andere Mannschaften geben, die große Ziele haben.“ Dementsprechend war auch der Kader zusammengestellt. Allein im vergangenen Sommer kamen fünf Neuzugänge von Drittligisten sowie sieben von ambitionierten Vereinen der vierten Ligen. Dennoch reicht es aktuell nur zum zweiten Platz in der Tabelle. Zwar ist der Wiederaufstieg nahezu perfekt, dennoch dürfte es die Grün-Weißen enorm wurmen, nicht an der Tabellenspitze zu stehen. Ein Aufstieg als Vizemeister wäre vielleicht schon so etwas wie eine kleine Enttäuschung.
Den Anspruch als Aufstiegskandidat und Rückkehrer in den Profifußball konnten die Lübecker von Beginn an umsetzen. Die erste Pflichtspielniederlage gab es in der zweiten Runde des DFB-Pokalwettbewerbs gegen Mainz 05 (0:3) erst Mitte Oktober. In der Liga folgte die 0:1-Niederlage gegen unsere Mannschaft im Hinspiel ein paar Tage später. Im Landespokalwettbewerb steht der Ex-Zweitligist im Finale, wo als Gegner am 3. Juni wieder unsere Mannschaft warten wird. Und ein Fund sind die eigenen Fans: Mit durchschnittlich 3.502 Besuchern führen die Hansestädter mit weitem Abstand die Zuschauer-Tabelle an.
Unsere Mannschaft: Probe vor dem Pokalfinale
Unsere Mannschaft verlor am vergangenen Wochenende etwas unglücklich und vor allem unnötig in Drochtersen mit 1:2. Die Partie in Lübeck wird nun aber eine ganz andere. Der äußere Rahmen an der Lohmühle bringt den Hauch des „großen Fußballs“ in die Regionalliga. Dazu wird auch die Kulisse beitragen. Zu den beiden jüngsten Heimspielen des VfB kamen jeweils fast 3.600 Zuschauer. Wenn das keinen Spaß machen sollte, dort auf den Rasen aufzulaufen … Unser Cheftrainer Benjamin Eta wird auch für diese Partie eine taktische Variante parat haben, um unsere Mannschaft bestmöglich auf den Gegner einzustellen. Und im Hinterkopf wird es bei beiden Mannschaften auch darum gehen, dass knapp fünf Wochen später das Landespokalfinale (3. Juni) anstehen wird. Wie viel werden die beiden Trainer – Lukas Pfeiffer dort, Benjamin Eta hier – preisgeben, wie viel vielleicht noch versteckt halten?
Mit Blick auf den Kontrahenten und dessen Stärken wird es darauf ankommen, Standards mit klarer Zuordnung gut zu verteidigen und möglichst gar nicht erst zuzulassen. Außerdem war zuletzt auffällig, dass Weiche in den Anfangsminuten Schwierigkeiten hatte. Benjamin Eta wird seine Jungs mahnen, mit Anpfiff hellwach zu sein.
Personell kam unsere Mannschaft gut aus dem Spiel in Drochtersen. Einzig Routinier Florian Meyer zog es kurz vor Schluss vor, Beschwerden anzuzeigen und sich auswechseln zu lassen. Torben Marten nach leichter Trainingsverletzung und der erkrankte Jonah Gieseler fielen vor einer Woche noch aus. Beide könnten möglicherweise wieder in den Kader zurückkehren. Torben Rehfeldt war sofort wieder dabei; Julian von Haacke und Marcel Cornils kehrten ebenso in die Startelf zurück wie Torhüter Jesper Heim. Und auch Nico Empen sammelte zuletzt wieder Einsatzzeiten in der Anfangsformation. Der in Drochtersen auf der Bank sitzende Dominic Hartmann – neben Christopher Kramer und Kevin Schulz einer von drei Ex-Lübeckern – wurde lediglich aus Gründen der Belastungssteuerung zum Ende einer langen Saison etwas geschont, agierte dann noch fast eine halbe Stunde auf dem Platz. Damit stehen Benjamin Eta allerhand Optionen zur Verfügung – nur mit den langzeitverletzten Ilidio Pastor Santos und Calvin Ogara kann er definitiv nicht rechnen. Erfreut konnte er hingegen vernehmen, dass die am vergangenen Samstag in der U 23 eingesetzten Spieler ihren Job bei der unglücklichen 1:2-Niederlage gegen den FC Kilia Kiel sehr gut erledigten. Torhüter Philip Østerbæk wurde in höchsten Tönen gelobt, und sein dänischer Landsmann Tobias Ryborg konnte mit dem Ausgleichstreffer endlich Selbstvertrauen tanken. Alles in allem: Die personelle Lage ermöglicht dem Trainer verschiedene taktische Varianten.
Auch wenn unsere Mannschaft beim (designierten) Drittligaaufsteiger und Topfavoriten zu Gast ist: Weiche fährt nicht als großer Underdog und krasser Außenseiter in die Hansestadt. Im Gegenteil: Die Grün-Weißen wird es wurmen, dass alle drei Liga-Duelle seit dem Drittliga-Abstieg des VfB vor zwei Jahren nach Flensburg gingen. Die Heimspiele wurden mit 2:1 und 1:0 gewonnen, und in der vergangenen Saison gab es an der Lohmühle einen – zugegeben: glücklichen – 2:0-Auswärtssieg. Also: Bangemachen gilt gar nicht! In diesem Rahmen am Freitagabend auf den Rasen zu laufen, muss einfach Spaß machen und zusätzlich motivieren.
Hinweise für alle Fans: nur kostenpflichtiger Stream
Das Spiel wird am Freitag, 28. April 2023, um 19.30 Uhr im Stadion an der Lohmühle angepfiffen. Schiedsrichter der Partie ist Kevin Rosin (SV Lieth), der von Janik Möller (ebenfalls SV Lieth) und Ben Henry Uhrig (SC Egenbüttel) assistiert wird. Einen (zahlungspflichtigen) Livestream über sporttotal.tv gibt es über die Homepage des VfB Lübeck. Für alle daheim bleibenden Weiche-Fans werden wir – wie gehabt – einen Ticker mit Infos zu Spielbeginn, Halbzeit und Abpfiff sowie den Toren auf unserer Facebook-Seite anbieten.
Im Umfeld des Stadions an der Lohmühle gibt es zahlreiche Parkplätze, wobei aufgrund des zu erwartenden Zuschauerandrangs durchaus mit einem zeitlichen Aufwand beim Zuweisen der Parkmöglichkeit gerechnet werden muss. Lübeck selbst kann aus Flensburg mit PKW nach rund 165 km über die A 7, B 205, A 21, A 20 und A 1 bzw. nach knapp zwei Stunden erreicht werden. Mit dem Zug führt die beste Verbindung über Neumünster und Bad Oldesloe nach Lübeck (beispielsweise: Abfahrt ab Flensburg 15.15 Uhr mit Ankunft in Lübeck 17.50 Uhr; Rückfahrt ab Lübeck 22.10 Uhr mit Ankunft in Flensburg: 0.58 Uhr). Für den etwas über 2 km langen Fußweg vom Hauptbahnhof zum Stadion benötigt man keine halbe Stunde.
Tickets gibt es online über die Homepage des VfB Lübeck oder an der Tageskasse. Die Preise bewegen sich online zwischen 10 Euro (unüberdacht) bis zu 20 Euro (überdachte Sitzplätze in der Spielfeldmitte). Für Gäste-Fans sind vor allem die nicht überdachten Bereiche A und B1 hinten dem rechten Tor, von der Haupttribüne aus gesehen, vorgesehen. Der VfB Lübeck erwartet einen sehr guten Besuch. Bereits am Montag waren rund 3.000 Karten verkauft – „deutlich mehr als bei den letzten Spielen zum vergleichbaren Zeitpunkt“, heißt es vom VfB.
Ein Hinweis zum Wetter: In Lübeck werden für den Freitagabend Temperaturen um die 10 Grad und kein Niederschlag erwartet. Achtung: Im Verlauf des Abends kann es dann ziemlich frisch werden.
Wir wünschen allen nach Lübeck fahrenden Weiche-Fans eine problemlose Anreise, ein schönes Spiel und eine gut gelaunte Rückkehr nach Flensburg.