Glücklicher, wichtiger Sieg auf der Lohmühle
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Glücklicher, wichtiger Sieg auf der Lohmühle
VfB Lübeck – SC Weiche Flensburg 08 0:2 (0:1)
Zum Auftakt des 15. Spieltages der Nord-Gruppe der Regionalliga Nord kam der SC Weiche Flensburg 08 am Freitagabend beim VfB Lübeck zu einem wichtigen 2:0-Auswärtssieg. Im stimmungsvollen Landesderby hatte unsere Mannschaft vor 2.590 Zuschauern, darunter gut 100 lautstark die Mannschaft unterstützende Flensburger Fans, bei typischem Herbstwetter im Stadion an der Lohmühle allerdings auch reichlich Glück, denn die Gastgeber trafen mehrfach das Gebälk und bekamen die Kugel einfach nicht im Flensburger Tor unter. Der Drittliga-Absteiger trauerte am Ende den vergebenen Chancen nach und musste unmittelbar mit dem Abpfiff auch noch die Rote Karte ihres Routiniers Mirko Boland hinnehmen, der seinen ganzen Ärger in einen grob unsportlich ausgeführten Einwurf packte. Während VfB-Trainer Lukas Pfeiffer nach den spannenden 90 Minuten bilanzierte, dass seine Mannschaft im Gegensatz zum Hinspiel diesmal gut genug gewesen sei, um Punkte mitzunehmen, gestand unser Verantwortlicher Thomas Seeliger ein, dass man Glück gehabt habe. „Wir haben als Mannschaft diesmal nicht so funktioniert“, merkte er trotz der Zufriedenheit über den wichtigen Auswärtssieg kritisch an. Bemerkenswertes Detail am Rande: Beide Fanlager feierten ihre Mannschaften nach dem Schlusspfiff noch minutenlang für dieses Spiel, das für die Regionalliga Nord sicherlich außergewöhnlich war.
Wie erwartet rückten bei Weiche die zuletzt gegen Kiel II (0:0) früh eingewechselten Jonas Walter und Noel Kurzbach für die mit Muskelverletzungen ausfallenden Malte Petersen und Ilidio Pastor Santos in die Startelf. Außerdem ersetzte Raphael Straub im Tor den angeschlagenen Florian Kirschke. Für Raphael Straub war es der erste Liga-Einsatz seit dem 10. März 2019, als Weiche beim VfL Oldenburg mit 4:0 gewann. Eingewechselt wurden in der zweiten Halbzeit Bjarne Schleemann, dann Jonah Gieseler, schließlich Kevin Schulz und kurz vor dem Abpfiff Florian Meyer. Das 19er Aufgebot des Spieltags komplettierten Casper Mols (Tor), Nahne Paulsen, Brian Jungjohann und Nils Jungehülsing. Neben den ausfallenden Florian Kirschke, Finn Wirlmann, Nico Empen, Malte Petersen und Ilidio Pastor Santos schaffte es auch Johannes Siregar nicht in den Kader. Nach der Partie konnten die beiden Physiotherapeuten Andreas Hansen und Johannes Outzen beruhigt feststellen, dass alle Flensburger offenbar gut durch die etwas mehr als 90 Minuten gekommen sind.
Dem Landesderby fehlten anfangs die großen Momente. Beide Mannschaften agierten eher etwas abwartend. Die erste nennenswerte Aktion hatte Weiche, als Christopher Kramer auf halbrechts Noel Kurzbach einsetzte und Torhüter Eric Gründemann den Schuss unseres Rechtsaußen zum Eckstoß abwehren konnte (10). Nach elf Minuten hatte unsere Mannschaft zwar bereits drei Eckstöße, daraus aber keine Torgefahr produziert, weil die Standards allesamt wirkungslos verpufften. Der Gastgeber meldete sich etwas später im Spiel an. Zunächst zielte Calvin Brackelmann aus der Distanz knapp über das Tor (13.). Dann war SC-Torhüter Raphael Straub beim von Nathaniel Amamoo direkt getretenen Freistoß vom linken Strafraumeck mit den Fäusten zur Stelle (14.). Auf der Gegenseite schoss Christopher Kramer nach einem Angriff über Jonas Walter und Kevin Njie über die linke Seite aus 19 Metern beinahe aus dem Stand in die Arme von Torhüter Eric Gründemann (18.). Kurz darauf hatte Malek Fakhro die beste VfB-Chance. Nach einem Solo von Morten Rüdiger über die rechte Seite bekam Malek Fakhro aus sechs Metern, zentrale Position, den Ball nicht unter Kontrolle, sodass unsere Abwehr gemeinschaftlich zum Eckstoß klären konnte (29.). Dann kam Morten Rüdiger aus Nahdistanz und in Bedrängnis zum Kopfball, setzte die Kugel aber auf die Latte (30.). Auf der Gegenseite war Kevin Njie mutig, doch Eric Gründemann hatte mit dem 25-Meter-Schuss wenig Mühe (36.). Insgesamt wurde allerdings der VfB immer stärker. Insbesondere wurde es gefährlich, wenn die Grün-Weißen mit Tempo Räume nutzen konnten. Ein Schuss von Malek Fakhro wurde von Torben Rehfeldt zur Ecke geblockt (37.). Nach einem Eckstoß parierte Raphael Straub den zu zentral gesetzten Kopfball von Mateusz Ciapa auf der Linie (39.). Die beste Tat vollbrachte unser Torhüter bei einem Konter, bei dem zum Schluss Morten Rüdiger über links eine exzellente Schussposition hatte; Raphael Straub war noch mit den Händen am Runden, lenkte die Kugel zum nächsten Eckstoß (41.). Etwas überraschend, da der VfB inzwischen dominierte, ging unsere Mannschaft noch vor der Pause in Führung. Bei einer Rechtsflanke von Patrick Herrmann nahm ein VfB-Verteidiger unnötigerweise, aber deutlich sichtbar die Hände zu Hilfe; der Unparteiische Felix Bahr ahndete den Schubser in den Rücken von Noel Kurzbach mit einem berechtigten Strafstoß (45.). Christopher Kramer verwandelte in die untere rechte Ecke, in die auch der Schlussmann abgetaucht war (45.).
Unmittelbar nach der Pause hatte der Gastgeber seine stärkste Phase. Mehrfach drohte nun der Ausgleich. Zunächst forderten die Lübecker nach einer Kopfballabwehr im Flensburger Fünfmeterraum – Patrick Thomsen bekam den Ball von Torge Paetow aus nächster Nähe ins Gesicht – zu Unrecht einen Handstrafstoß (50.). Der Ausgleich war spätestens fällig, als Nathaniel Amamoo am Strafraum dribbelte und auf Morten Rüdiger nach rechts ablegte. Doch der Schuss aus spitzem Winkel, abgefälscht von Patrick Thomsen, klatschte an die Latte, die folgende Flanke boxte Raphael Straub weg, den Nachschuss lenkte unser Torhüter um den Pfosten (56.). Und nur zwei Minuten später hatte Weiche endgültig das Glück gepachtet. Bei einem Angriff über die rechte Seite landete die Kugel am Fünfmetereck und nach der Grätsche von Torge Paetow am kurzen Pfosten, ehe unsere Mannschaft gemeinschaftlich die Situation bereinigte (58.).
In der Folge griffen die Einwechslungen auf Flensburger Seite allmählich, sodass der Druck auf das Weiche-Tor etwas abnahm. Der eingewechselte Samuel Abifade zielte aus der Distanz nur knapp am oberen Torwinkel vorbei (66.), Mateusz Ciapa verfehlte ebenfalls aus der Distanz schon deutlicher (68.). Beim 17-m-Flachschuss des inzwischen auch eingewechselten Cemal Sezer war Raphael Straub unten, parierte sicher (72.). Dann hatten zahlreiche Lübecker auf der Tribüne den Torschrei bereits über die Lippen gebracht, die Kugel landete, abgefälscht von Patrick Thomsen, allerdings am Außennetz (73.). Und noch einmal hatte Cemal Sezer den Ausgleich auf dem Fuß, als er einen zweiten Ball von halblinks aus 15 Metern knapp am rechten oberen Tordreieck vorbeisetzte (74.). Was hatte unsere Mannschaft bis hierhin das Glück strapaziert!
So wurde es Zeit für offensive Nadelstiche. Bei einem Eckball von der rechten Seite, getreten von Dominic Hartmann, holten die Grün-Weißen die Kugel knapp vor Patrick Herrmann noch von der Linie (77.). Und dann war es passiert! Bei einem exzellent gespielten Konter brachte der eingewechselte Jonah Gieseler über rechts Tempo in die Aktion, sein Zuspiel auf den ebenfalls eingewechselten Kevin Schulz im Zentrum legte dieser direkt in den Lauf von Dominic Hartmann, der von halbrechts auf das Tor zusteuern konnte. Der Ex-Lübecker behielt die Nerven, kurvte nach links, wartete, bis Torhüter Eric Gründemann zu Boden ging, um die Kugel dann zum 0:2 ins Netz zu versenken (79.). Hatte das 0:1 mit Christopher Kramer bereits ein Ex-Lübecker besorgt, so war dieser Treffer sogar eine Co-Produktion zweier ehemaliger Hansestädter.
Nun waren die rund 100 Flensburger Fans obenauf. Sie konnten jetzt phasenweise sogar das Lautstärke-Duell mit dem gewiss nicht leisen Lübecker Anhang für sich entscheiden. Und unsere Mannschaft hatte bis zum Abpfiff nur noch zwei heikle Situationen zu überstehen. Der eingewechselte Samuel Abifade, der insgesamt viel Wind erzeugte, fand nach einem Sololauf im immer sicherer wirkenden Raphael Straub erneut seinen Meister (82.), und kurz vor Schluss sah man im Schuss von Samuel Abifade aus zentraler Position, der das Tor verfehlte, auch schon ein Stückweit Verzweiflung der Grün-Weißen (90.+2), die mit 12:9 am Ende nur bei den Eckbällen die Nase vorn hatten. Die Wut der Gastgeber entlud sich schließlich mit dem Schlusspfiff, als Routinier Mirko Boland den Ball aus Nahdistanz in den Rücken von Bjarne Schleemann warf und dafür vom Unparteiischen mit „Rot“ bestraft wurde (90.+3.).
Beim VfB Lübeck waren der überraschend früh ausgewechselte Morten Rüdiger und Malek Fakhro sowie der eingewechselte Samuel Abifade die auffälligsten Akteure. Unser SC Weiche hatte in Raphael Straub, Patrick Thomsen und Torge Paetow seine besten Spieler, wobei sich auch der eingewechselte Jonah Gieseler positiv hervortun konnte.
Das ursprünglich für den kommenden Freitag (12.11.2021) vorgesehene Heimspiel unserer Mannschaft gegen den Hamburger SV II muss verlegt werden. So tritt Weiche in der nächsten Liga-Partie erneut auswärts an. Am Sonntag, 21. November 2021, ist der SC ab 14.00 Uhr im Norderstedter Edmund-Plambeck-Stadion beim dortigen FC Eintracht zu Gast.
VfB Lübeck: Gründemann – Kölle, Grupe (Kap.), Brackelmann, Lippegaus – Boland (90.+3 Rote Karte), Ciapa – Taritas (73. Uzun), Amamoo, Rüdiger (64. Abifade) – Fakhro (64. Sezer). Trainer: Pfeiffer.
Weiche: Straub – Herrmann, Paetow (Kap./V), Thomsen, Njie – Rehfeldt – Kurzbach (67. Gieseler), Walter (57. Schleemann), Hartmann, Cornils (89. F. Meyer) – Kramer (75. K. Schulz/V). Trainer. Seeliger.
Tore: 0:1 Kramer (45., Strafstoß), 0:2 Hartmann (79.).
Zuschauer: 2.590, darunter etwa 100 Flensburger, unter Flutlicht im Stadion an der Lohmühle, Lübeck.
Schiedsrichter: Felix Bahr (SV Ahlerstedt/Ottendorf), lag bei den entscheidenden Aktionen (wie beim Strafstoß, 45.) richtig, kam mit zweimal „Gelb“ für Weiche (Paetow wegen Spielverzögerung, 33.; K. Schulz nach Foul an Boland, 90.) über die Runden, war zudem aber zu „Rot“ für Boland wegen grober Unsportlichkeit (90.+3) gezwungen.
Die Trainerstimmen:
Der VfB-Trainer, Lukas Pfeiffer, richtete zunächst „Glückwünsche an Weiche Flensburg“, ehe er auf das Hinspiel verwies: „Nach dem Spiel sagte ich wohl auf der Pressekonferenz dort, dass wir nicht gut genug waren, um Punkte mitzunehmen. Diesmal waren wir gut genug.“ Er richtete Komplimente an Mannschaft und Fans des VfB Lübeck. „Wir wollten die Fans von Beginn an mitnehmen, was uns auch gelungen ist“, so der Trainer weiter. „Ich wünsche mir sehr, dass es trägt in den kommenden Wochen. Dann werden zu den Leistungen auch die Punkte kommen. Wir werden das Positive aus dem Spiel mitnehmen.“
Unser Trainer Thomas Seeliger blickte zunächst zu seinem Gegenüber: „Lukas, ich fühle mit Dir. Ich weiß, wie es als Trainer ist. Ihr habt eine klasse Leistung gebracht, Euch aber nicht belohnt.“ Als Verantwortlicher des Gastes, der 2:0 gewonnen hat, sei er selbstverständlich hochzufrieden. „Aber wir haben viele Dinge heute nicht gut gemacht und hatten viel Glück gehabt“, meinte der Fußballlehrer, dem es aber lieber so herum gewesen sei, als wenn man ein gutes Spiel gemacht, jedoch verloren hätte. „Wir müssen uns wegen der Punkte nicht schämen“, meinte Thomas Seeliger. „Auch wenn einige die Erwartungen erfüllt haben, hat die Mannschaft nicht so funktioniert wie erhofft.“ Das werde man analysieren. „Jetzt haben wir erst einmal Zeit und Luft, um durchzuatmen. Wir genießen den Sieg.“ In Richtung der Gastgeber schätzte der Ex-Profi ein: „Platz fünf ist eine enge Geschichte. Aber nicht nur weil wir dann schon sechs Punkte hätten, sondern aufgrund der Atmosphäre und des Ambientes hier auf der Lohmühle wünsche ich Euch den Weg in die Aufstiegsrunde.“