„Es ist schon etwas anders als auf Schalke“

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„Es ist schon etwas anders als auf Schalke“

Unterhaltsamer Abend mit unserem Trainer

21. Februar 2024

Der „Heimathafen“ hatte gerufen und interessierte Fans des SC Weiche Flensburg 08 kamen. Und sie kamen am Dienstagabend beim Kamingespräch mit unserem Trainer Torsten Fröhling voll auf ihre Kosten.

 

Ein Leben in Stationen

In dem gut 90-minütigen Kamingespräch führte Wilfried Luig vom gastgebenden „Heimathafen“ – zugleich einer der großen Unterstützer unserer Regionalliga-Mannschaft – durch die Stationen des ehemaligen Fußballprofis und jetzigen Fußballtrainers Torsten Fröhling. Die beiden spielten sich munter die Bälle zu: hier der fragende Moderator mit immer wieder durchschimmernden Vorlieben zum FC St. Pauli, dort der plaudernde Trainer, der auf seinen vielen beruflichen Stationen schon so viel erlebt hat, dass es einfach nur Spaß machte, den beiden Protagonisten bei den ständigen Doppelpässen zuzuhören.

Angefangen beim 1. FC Magdeburg, bei dem Torsten Fröhling u. a. auf die Förderung in den Kinder- und Jugendsportschulen (KJS) zu DDR-Zeiten oder Begegnungen mit dem Nationalspieler Maxe Steinbach einging, über die erste Station im Männerfußball beim DDR-Zweitligisten BSG Motor Schönebeck wurde nichts ausgelassen. Der Trägerbetrieb der Betriebssportgemeinschaft Motor in Schönebeck war ein Traktorenwerk, wo der heute 57-Jährige damals angestellt war, aber ohne zu wissen, „wie es drinnen aussieht“ – wie später beim DDR-Oberligisten BSG Stahl Eisenhüttenstadt auch. Hier war es das Stahlwerk, das er aber nicht von innen sah. Wenn nicht Fußballer, „wäre ich vielleicht Traktorist geworden“, orakelte der gebürtige Bützower. Und am Abend der Öffnung der Berliner Mauer am 9. November 1989 gab er zufällig eine Mannschaftsparty, die eigentlich seine Abschiedsfeier sein sollte, plante der Oberliga-Fußballer doch die Flucht in den Westen. Nur sein bester Freund wusste vom geheimen Plan. Als es dann am Abend hieß, die Mauer sei auf, „haben alle auf den Tischen getanzt, nur ich habe dagesessen und mich gefragt: Was mache ich jetzt?“

Es folgte seine Station beim Hamburger SV, gekrönt von einem gut 20-minütigen Bundesliga-Einsatz mit einem 1:0-Sieg in Bochum. Kommentar des Moderators: „Du hast die Zeit beim HSV ohne Schaden überstanden.“ Und zu seiner Station beim VfB Lübeck, die nach seinen schönsten Jahren beim FC St. Pauli folgte, entschuldigte sich Torsten Fröhling schon am Beginn: „Ich war nicht lange da.“ Schließlich sind der VfB Lübeck und der SC Weiche von einer Fan-Freundschaft derzeit sehr weit entfernt.

Nachfolgend wurden die Stationen als Trainer durchgegangen, und von jeder gab es etwas zu erzählen: Norderstedt, Altona 93, Holstein Kiel, VfB Oldenburg, Hamburger SV (U 17), 1860 München, Wehen Wiesbaden und Schalke 04. Episoden, Namen, Erlebnisse – der Trainer plauderte auch mal aus dem Nähkästchen, und die Fans hörten gebannt zu, wobei Torsten Fröhling mitunter sich rückversichern wollte, ob all die Dinge zum Beispiel über Spieler, die wissen, dass sie den Verein verlassen müssen, wenn der Club aufsteigt, schon verjährt sind. Auf die Frage, warum er als Trainer nie in den Osten gegangen sei, antwortete der Fußballlehrer trocken-witzig: „Ich wollte nicht unbedingt nach Aue.“

 

Heimathafen in Flensburg

„Hast Du schon als Jugendlicher geträumt, später den großen SC Weiche Flensburg 08 zu trainieren?“ fragte „Willi“, und sein Gesprächspartner, der die Jugend in der DDR verbracht hatte, antwortete trocken und zugleich tiefsinnig: „Schon zu DDR-Zeiten.“ Dass er nun seinen Heimathafen in Flensburg hat, hat etwas mit seiner Kieler Zeit zu tun, wo er u. a. Christian Jürgensen, Geschäftsführer Sport des SC Weiche, kennenlernte. Aber Torsten Fröhling räumte ebenso ein: „Die Jobs als Trainer wachsen nicht auf den Bäumen, zumal im etwas höheren Alter.“ Nicht wirklich näher erläuterte er die folgende Aussage: „Die Infrastruktur (bei Weiche/d. Red.) ist schon etwas anders als auf Schalke.“

 

Mannschaft hat Qualität

Im Schlussteil ging es um die aktuelle sportliche Situation beim SC Weiche. „Die Mannschaft hat gute Qualität“, betonte Torsten Fröhling mehrmals, um noch anzufügen: „Es sind viele gute Einzelspieler, die sich auch irgendwo verrannt haben. Es gibt einen Flow nach oben, aber auch einen nach unten. Wir müssen als Team auftreten.“ Die individuelle Qualität sei vorhanden. Beinahe könne gesagt werden, zwischen einem Regionalliga- und einem Bundesliga-Spieler bestünden kaum Unterschiede. „Meine Spieler können auch alles, sie können auch tausendmal den Ball hochhalten“, so Torsten Fröhling, „aber mit Druck umgehen können“, das mache dann den Unterschied aus. Und mit Fingerzeig auf die drei Spieler Theo Behrmann, Pelle Hoppe und Calvin Ogara, die sich unter das gebannt zuhörende Publikum gemischt hatten, meinte der Trainer in Anspielung auf eine seiner vorherigen Trainerstationen: „Ihr braucht keine Angst zu haben, dass ich Euch nach dem Klassenerhalt rausschmeiße.“

Geschockt habe ihn aber das Auftreten beim Hallenmasters in Kiel (Aus in der Vorrunde/d. Red.). „Ich wusste, dass wir da die Äpfel nicht runterholen werden, weil wir keine Defensivspieler dabei hatten.“ Dass dort keine geschlossene Mannschaft auftrat, traf ihn aber hart. Hingegen war er vom Sieg bei der U 23 von Holstein sehr angetan. „Wir haben das gegen Holstein richtig gut gemacht. Man kann auch gegen Oldenburg verlieren.“ Am Montag wurde das Spiel beim VfB per Videoanalyse ausgewertet. Es solle abrechenbar sein. Wenn bei Standards den Spielern Gegenspieler zugewiesen werden und es fällt ein Gegentor, wird erkennbar, wer seine Aufgabe nicht erfüllt hat.

Und was ist nun beim Gastspiel in Hannover am Samstag zu erwarten? Unser Trainer: „Wir fahren doch nicht so weit, um die Punkte abzugeben. Wir müssen den Druck rausnehmen und unbekümmert spielen.“ Zu den Saisonzielen meinte Torsten Fröhling: „Ich möchte die Mannschaft stabilisieren. Die Spieler sollen lernen, mit Druck umgehen zu können. Dann werden wir auch die nötigen Punkte für den Klassenerhalt holen.“

Spannend, unterhaltsam, oft amüsant und zugleich auch ernst … der Kaminabend glich einem packenden Fußballspiel und verging in Windeseile. Ihr könnt Euch das komplette Gespräch in Kürze voraussichtlich noch einmal anschauen, und zwar im Offenen Kanal Flensburg oder auf der YouTube-Seite vom Heimathafen.