Enttäuschende Niederlage im Spitzenspiel
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Enttäuschende Niederlage im Spitzenspiel
VfB Oldenburg – SC Weiche Flensburg 08 4:0 (2:0)
Spitzenreiter VfB Oldenburg hat das mit großer Spannung erwartete Gipfeltreffen der Regionalliga Nord am Sonntagnachmittag gegen den SC Weiche Flensburg 08 klar mit 4:0 gewonnen und seinen Vorsprung auf den Verfolger auf acht Punkte ausgebaut. Die Vorentscheidung im Titelrennen dürfte damit an diesem sechsten Spieltag der Meisterrunde gefallen sein. Vor 3.732 Zuschauern im Marschweg-Stadion der niedersächsischen Großstadt, darunter etwa 60 Gäste-Fans, erwischte unsere Mannschaft bei frühlingshaftem, jedoch windigem Fußballwetter einen völlig gebrauchten Tag. So kam der VfB Oldenburg im neunten Gastspiel der Flensburger zu seinem ersten, dann jedoch fulminanten Sieg. Man muss lange zurückblättern, um eine ähnlich hohe Liga-Niederlage unserer Mannschaft zu finden. Während der Trainer des Tabellenführers, Dario Fossi, noch alle Glückwünsche zum Titelgewinn als verfrüht abwehrte, meinte unser Trainer Thomas Seeliger: „Wer so viele Fehler macht, darf sich in einem Spitzenspiel nicht wundern, dass er dann gegen eine solche Mannschaft wie Oldenburg verliert.“
Obgleich u. a. der etatmäßige Kapitän Torge Paetow wieder zur Verfügung stand, vertraute Thomas Seeliger der Startelf vom jüngsten 2:0-Sieg gegen Delmenhorst. Bereits zur Pause gab es bei einem 0:2-Rückstand einen Dreifachwechsel. Torge Paetow, Kevin Njie und Noel Kurzbach ersetzten die beiden leicht angeschlagenen Malte Petersen und Kevin Schulz sowie Christopher Kramer. Nur wenig später musste Florian Meyer verletzungsbedingt passen. Für ihn kam Patrick Thomsen nach längerer Pause zum Comeback. Und schließlich wurde noch Brian Jungjohann für Jonah Gieseler eingewechselt. Auf der Bank blieben Torhüter Jonas Wolz sowie Bjarne Schleemann und John-Frederik Dethlefs. Nicht im Kader waren die Torhüter Florian Kirschke und Casper Mols sowie Nahne Paulsen, Jonas Walter, Ilidio Pastor Santos, Yves Mfumu und Nico Empen. Physiotherapeut Andreas Hansen gab nach der Partie zwar grundsätzlich Entwarnung, sprach aber von Spielern mit muskulären Problemen.
In der von beiden Seiten eher abwartend bestrittenen Startviertelstunde hatte unsere Mannschaft vielleicht sogar noch leichte Vorteile. Bei einem Pass von Dominic Hartmann in die Schnittstelle war VfB-Torhüter Pelle Boevink einen Schritt vor Christopfer Kramer am Runden (8.), dann jagte Finn Wirlmann einen zweiten Ball kraftvoll knapp über den Kasten (10.). Doch mit dem ersten Angriff der Gastgeber zog Ernüchterung ein. Einen Eckstoß klärte unsere Abwehr nicht richtig, die zweite Flanke köpfte Gazi Siala knapp unter die Latte, SC-Torhüter Raphael Straub reagierte großartig, aber den Abpraller köpfte Leon Deichmann unbedrängt am zweiten Pfosten unter dem Jubel der Heim-Fans zum 1:0 in die Maschen (15.).
Am Spielgeschehen änderte das zunächst wenig. Die Platzherren hatten über den agilen Max Wegner noch eine gute Möglichkeit, als er halbrechts ins Laufduell mit Torben Rehfeldt ging und links am langen Pfosten vorbeischoss (22.). Unsere Mannschaft meldete sich zu Wort, als Kevin Schulz auf Marcel Cornils passte und dieser mal mit Tempo und etwas Platz auf die VfB-Abwehr zulaufen konnte. Sein 20-m-Flachschuss verfehlte links das Ziel (37.). Quasi im Gegenzug fiel allerdings der zweite Treffer der Platzherren. Max Wegner trieb die Kugel auf halblinks, konnte ganz links zu Ayodele Max Adetula passen, der den Ball aus enorm spitzem Winkel im Weiche-Tor, das Raphael Straub zuvor verlassen hatte, unterbringen konnte: 2:0 (38.). Nun war Weiche schon deutlicher gefordert, doch mehr als ein kaum gefährlicher Abschluss von Christopher Kramer vom Strafraum nach einem von Dominic Hartmann getretenen Eckstoß sprang nicht heraus (41.), sodass es mit einer 2:0-Führung des Tabellenführers in die Halbzeitpause ging.
Mit Mut, drei neuen Spielern und taktischer Neuausrichtung besonders in der Offensive kam Weiche aus der Kabine – und wurde gleich wieder arg erwischt. Der von Rafael Brand getretene Eckstoß drehte sich – mit etwas Windunterstützung und begünstigt durch ein Spielerknäuel, an dem Torhüter Raphael Straub nicht vorbeikam – auf direktem Wege zum 3:0 in die Maschen (48.). Und in jener Phase verletzte sich auch noch Florian Meyer, sodass gleich der vierte Spielerwechsel folgen musste (49.).
Im Anschluss nutzte Oldenburg die fehlende Ordnung in der Flensburger Defensive zu einer Vielzahl an Chancen. In der Weiche-Abwehr ging es nun 20 Minuten lang beinahe vogelwild zu. Vor allem Routinier und Kapitän Max Wegner war jetzt kaum noch zu stoppen. Nach einem Fehler hinten links im Weiche-Spielaufbau verzog Wegner am langen Pfosten (50.), dann jagte er die Kugel aus vollem Lauf aus zentraler Position über den Kasten (63.), und als der Mittelstürmer mit dem Rücken zum Tor frei vor Raphael Straub auftauchte, war er wohl selbst zu überrascht davon, dass ihn kein Flensburger auf dem Radarschirm hatte (66.). Bei den wohl besten Chancen scheiterten zunächst Robert Zietarski mit seinem flach getretenen Freistoß und dann ein paar Sekunden später Dennis Engel aus Nahdistanz jeweils an Weiche-Schlussmann Raphael Straub (61.). Das hätte eigentlich schon das sichere vierte VfB-Tor sein müssen. Es fiel schließlich, als Rafael Brand einen Freistoß von der rechten Strafraumkante an den Fünfer spielte. Robert Zietarski kam herangespritzt, hielt den Fuß in die scharfe Eingabe und verwandelte unhaltbar (67.). Der Primus hatte seinen Verfolger vollständig im Griff.
Erst in der Schlussphase, als auch Oldenburg durchgewechselt hatte und nicht mehr so zielstrebig agierte, kam Weiche etwas besser ins Spiel. Ein Flachschuss von Marcel Cornils zischte vorbei (76.). Den Kopfball von Torben Rehfeldt nach weitem Einwurf von Torge Paetow pflückte sich Torhüter Pelle Boevink (79.). Und noch einmal Torben Rehfeldt nach einem Standard (zum Eckstoß abgefälscht) sowie Torge Paetow per Kopf (gehalten) gleich im Anschluss (85.) verpassten die letzten beiden Möglichkeiten für Weiche, das Resultat vielleicht etwas freundlicher zu gestalten. Zu jenem Zeitpunkt war die Partie längst durch, die meisten der fast 4.000 Zuschauer sangen in Anspielung auf das bevor- und nun beinahe feststehende Relegationsspiel gegen den Nordost-Meister BFC Dynamo: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin.“ Raphael Straub war noch einmal vor dem eingewechselten Maik Lukowicz zur Stelle (88.), und dann pfiff der Unparteiische den Triumphzug des VfB Oldenburg nach gerade einmal 30 Sekunden Nachspielzeit pünktlich ab.
Der Tabellenführer hatte in Rafael Brand – als verkappter Rechtsaußen agierend – und dem beweglichen Stoßstürmer Max Wegner seine auffälligsten Akteure. Bei unserer Mannschaft konnten sich Patrick Herrmann und der zur Pause eingewechselte Torge Paetow die besten Noten verdienen.
Am nächsten Spieltag steht für unsere Mannschaft wieder ein Heimspiel an. Dazu wird am kommenden Samstag, 30. April 2022, ab 13.30 Uhr die U 23 von Hannover 96 im Manfred-Werner-Stadion erwartet.
Oldenburg: Boevink – Engel (80. Saka), Appiah, Deichmann, Knystock – Siala, Zietarski – Brand (V/75. Herbst), Kaissis (84. Bookjans), Adetula (68. Lukowicz) – Wegner (Kap./71. Ifeadigo). Trainer: Fossi (V).
Weiche: Straub – Herrmann, Petersen (46. Paetow), Rehfeldt, F. Meyer (49. Thomsen/V) – Wirlmann, K. Schulz (46. Njie), Hartmann (Kap.) – Gieseler (77. Jungjohann), Kramer (46. Kurzbach), Cornils (V). Trainer: Seeliger.
Tore: 1:0 Deichmann (15.), 2:0 Adetula (38.), 3:0 Brand (48.), 4:0 Zietarski (67.).
Zuschauer: 3.732, darunter etwa 60 Flensburger, im Maschweg-Stadion, Oldenburg.
Schiedsrichter: Simon Rott (TuS Komet Arsten), hatte das Spiel im Griff und verteilte viermal „Gelb“: Trainer Fossi wegen Reklamierens (42.); Brand nach Foul an Cornils (57.)/Cornils nach Foul an Brand (52.); Thomsen nach Foul (60.).
Trainerstimmen:
Der VfB-Trainer, Dario Fossi, wehrte alle vorzeitigen Glückwünsche zum Gewinn der Meisterschaft ab, erinnerte daran, dass Weiche noch zwölf Punkte holen könnte und der Vorsprung acht Punkte beträgt. Zum Spiel sagte er: „Es war für uns heute kein Endspiel, auch wenn wir das Spiel gewinnen wollten. Die Fehler, die Flensburg gezeigt hat, musst Du erst einmal erzwingen. Ich habe die erste Halbzeit ausgeglichener gesehen als die zweite Halbzeit, aber wir haben auch die Qualität, um in einer ausgeglichenen Halbzeit die Tore zu schießen. Am meisten hat mich gefreut, dass die Mannschaft kein Nervenflattern gezeigt hat. Die Mannschaft ist super reif geworden.“
Neben Glückwünschen an den siegreichen Kontrahenten meinte unser Trainer Thomas Seeliger: „Ob Du hier 0:1 oder 0:4 verlierst, ist im Grunde das Gleiche. Wir hätten gern heute etwas mitgenommen. Wenn man 4:0 gewinnt, stellt sich die Frage nicht, ob es verdient war. Zum heutigen Spiel: Wir waren in der ersten Halbzeit gar nicht so schlecht im Spiel. Die Gegentore sind zum falschen Zeitpunkt gefallen. Du kriegst dann in der 47. Minute das dritte und nachher noch das vierte Gegentor durch einen Standard. Das ist eigentlich ja unsere Stärke. Wann kriegt Weiche Flensburg schon mal so viele Gegentore aus Standards? Jetzt sind die Jungs geknickt, aber ehrlich: Wer so viele Fehler macht, darf sich in einem Spitzenspiel nicht wundern, dass er dann gegen eine solche Mannschaft wie Oldenburg verliert. Man darf nicht vergessen: Oldenburg hat eine Top-Saison gespielt. Für uns bedeutet die heutige Niederlage mit ziemlicher Sicherheit das Aus im Titelrennen. Aber wir wollen noch die Vizemeisterschaft holen – auch wenn es der erste Platz unter den Verlierern ist. Ich wünsche Oldenburg viel Erfolg für die Relegation.“