Ein „Egal-Wie-Sieg“
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Ein „Egal-Wie-Sieg“
FC Kilia Kiel – SC Weiche Flensburg 08 2:3 (1:1)
Der SC Weiche Flensburg 08 hat am 12. Spieltag der Regionalliga Nord einen eminent wichtigen Sieg eingefahren. Die Schützlinge von Trainer Benjamin Eta gewannen am Freitagabend vor 500 Zuschauern im Kilia-Stadion der Landeshauptstadt beim Aufsteiger FC Kilia Kiel mit 3:2-Toren. Bei regnerisch-windigem Wetter wurde die Partie auf dem Kunstrasen mit 18 Minuten Verspätung angepfiffen und konnte erst ausgetragen werden, nachdem wenigstens der dritte Flutlichtmast seine Funktion erfüllte. Die Beteiligten akzeptierten den Teilausfall des Flutlichts auf einem Spielfeldviertel. Durch den Sieg gegen das wackere Schlusslicht bleibt Weiche trotz der ersten beiden Gegentore auch in der fünften Auswärtspartie unbezwungen und feierte den dritten „Dreier“ in fremden Stadien in Serie. Während sich Kilia-Trainer Nicola Soranno sichtlich enttäuscht zeigte, sagte unser Verantwortlicher Benjamin Eta nach der Partie: „Wir haben bis zum Schluss daran geglaubt. Am Ende ist der Sieg verdient.“
Gegenüber dem Auftritt in der Vorwoche gegen Phönix Lübeck (0:5) lief John Dethlefs für Bjarne Schleemann in der Startformation auf. Zugleich rückte René Guder nach hinten rechts in die Viererkette. Im Verlauf der zweiten Halbzeit wurden Felix Brügmann, Marten Schmidt, Calvin Ogara und Patrick Thomsen eingewechselt. Das Spieltagsaufgebot komplettierten Torhüter Jonas Wolz sowie Bjarne Schleemann, Tobias Ravn aus unserer U 23, Dan Neicu und Jonah Gieseler. Nicht im Kader waren der gesperrte Maxim Jurk sowie die verletzten Philip Østerbæk (Fußgelenk), Theo Behrmann (Knie), Torben Marten (Oberschenkel), Noel Kurzbach (Knie), Thies Richter (Fußgelenk) sowie Ilidio Pastor Santos (Reha nach Kreuzbandriss). Nach der 0:4-Niederlage in Meppen liefen bei Kilia in der Anfangself Kevin Harder, Tom Baller und Christopher Kramer für Tom Wüllner, Siyabend Ramo und Serhat Yazgan (alle auf der Bank) auf. Der – neben Malte Petersen und Christopher Kramer, die volle 90 Minuten dabei waren – dritte Ex-Spieler unserer Mannschaft bei Kilia, Kevin Schulz, war mit Wadenproblemen zum Zuschauen verdammt.
Den Gästen schmeckte der verspätete Anpfiff der Partie offenbar gar nicht. In der Defensive war Weiche gleich mehrfach schlecht postiert, Jan-Matti Seidel konnte sich links durchsetzen und flanken, im Zentrum hatte Weiche Christopher Kramer aus den Augen verloren. Der Torjäger nahm die Kugel mit der Brust mit und versenkte sie – von Tobias Fölster leicht abgefälscht – aus Nahdistanz zum 0:1 (3.). Nach nicht einmal drei Minuten waren damit gleich zwei Serien beendet: Kilia hatte zuvor fünfmal in Folge nicht getroffen, Weiche bis dahin auswärts kein Gegentor kassiert. Was für ein Auftakt in dieses Landesderby!
Und unsere Mannschaft antwortete. Torben Rehfeldt (5.) und John Dethlefs (11.) ließen erste Gelegenheiten aus. Die dritte Chance aber saß. Einen Eckstoß von rechts, getreten von David Pfeil, beförderte John Dethlefs am ersten Pfosten per Kopf zum 1:1-Ausgleich über die Linie (12.). Marcel Cornils setzte dann gleich noch einen Abschluss aus 19 Metern aus der Zentrale über das Tor (15.). Doch die dickste Gelegenheit hatten die Platzherren. Nach einem langen Ball in die Tiefe hinter die Innenverteidigung tauchte Ben Opoku Labes frei vor SC-Torhüter Jesper Heim auf. Der konnte den Abschluss durch die Beine noch entscheidend abbremsen, sodass der nachlaufende Tobias Fölster knapp vor der Torlinie klären konnte (21.).
Danach fehlten der hektischen Partie hüben wie drüben die klaren Aktionen und so auch die Strafraumszenen, obgleich es nie langweilig wurde. Dafür sorgten gewissermaßen auch die Patzer, die auf beiden Seiten zu sehen waren. Kilias Torhüter Tom Pachulski musste dann früh verletzungsbedingt ausgewechselt werden (26.). Viele Behandlungspausen sowie vier Gelbe Karten hemmten ohnehin den Spielfluss. Erst kurz vor der Pause gab es noch einmal aufregende Szenen. Erst scheiterte Jannic Ehlers aus vollem Lauf mit kraftvollem Abschluss am eingewechselten Kieler Torhüter Justus Kaack (44.), im Gegenzug scheuchte Jan Matti Seidel mit einem Dribbling über rechts die Weiche-Defensive auf, schloss jedoch nicht selbst ab, sondern legte zu Tom Baller auf rechts heraus, dessen Eingabe in den Armen von Jesper Heim landete (44.). Und schließlich wurde ein direkt getretener Freistoß von Jannic Ehlers aus der Distanz gefährlich zum Eckstoß abgefälscht (45.+2). So ging es mit einem 1:1-Remis als Zwischenstand in die Pause.
Nach dem Seitenwechsel übernahmen mehr und mehr die Flensburger das Kommando, ohne jetzt ein gnadenloses Powerplay aufzuziehen. Aber die Torabschlüsse lagen fast ausschließlich auf Seiten der Gäste, die zunächst auch einen Treffer herausspielten – nach Einfädelung durch Jannic Ehlers, der auf rechts Dominic Hartmann einsetzte, während René Guder vollendete –, bei dem aber die Fahne des Assistenten an der Linie hochging (53.). Danach waren es gute Abschlüsse vom Strafraum, so bei einem zweiten Ball von Jannic Ehlers (60.) oder von John Dethlefs (64.), bei denen sich Torhüter Justus Kaack auf dem Posten zeigte. Marcel Cornils, der von Minute zu Minute mehr am Spiel teilnahm, näherte sich mit seinem Schuss dem Tor schon gefährlich nahe an (69.), nachdem er wenig zuvor nach gutem Dribbling noch deutlich verzogen hatte (65.). Und der dritte Schuss unserer Nummer zehn saß dann. Er veredelte das Zuspiel von Pelle Hoppe nach halblinks mit einem traumhaft schönen Schlenzer von der Strafraumgrenze in den oberen Winkel des langen Ecks zur 2:1-Gästeführung (78.).
Jetzt war Kilia gefordert, und die Landeshauptstädter kamen. SC-Torhüter Jesper Heim parierte den Ball des eingewechselten Siyabend Ramo aus 19 Metern bei einem schnellen Gegenzug (80.), musste dann aber nach einem Eckstoß hinter sich greifen, als der ebenfalls eingewechselte Marvin Müller zum 2:2-Ausgleich aus Nahdistanz abstauben konnte (84.). Doch den Schlussakt des Dramas hatte ein eingewechselter Flensburger parat: Marten Schmidt traf nach Hackenablage von Marcel Cornils von halblinks hart und flach in die lange Ecke zum 3:2-Siegtreffer, nachdem zuvor René Guder den Ball erkämpft und Pele Hoppe auf Marcel Cornils gepasst hatte (88.), während Felix Brügmann beim letzten Abschluss von der Strafraumkante die Kiste nicht traf (90.).
Beim FC Kilia waren der als Innenverteidiger aufgebotene Kapitän Yannik Jakubowski und Jan Matti Seidel als quirliger Vorbereiter die auffälligsten Spieler. Zudem brachte Siyabend Ramo viel Dynamik in die Partie. Aus unserer Mannschaft konnten sich John Dethlefs vor der Pause sowie Marcel Cornils und René Guder mit deutlicher Steigerung nach dem Seitenwechsel besonders hervortun. Positiv wirkten sich zudem die Einwechslungen aus, wobei vor allem Marten Schmidt und Calvin Ogara zu nennen sind. Insgesamt ist die Mannschaft zu loben, dass sie trotz der beiden Rückschläge beim frühen 0:1 und dem späten 2:2-Ausgleich sowie individueller Fehler, gerade in der ersten Halbzeit, die Ruhe bewahrte, sich ins Spiel biss und letztlich auch im Verlauf der zweiten Halbzeit deutlich steigerte.
Am kommenden 13. Spieltag steht für unsere Mannschaft bereits das achte Heimspiel an. Sie empfängt am Samstag, 21. Oktober 2023, um 13.30 Uhr im Manfred-Werner-Stadion den TSV Havelse.
Kilia Kiel: Pachulski (26. Kaack) – Petersen (V), Jakubowski (Kap.), Harder (82. Nohns) – Baller, Warncke (V/56. Ramo), Alt, Waschko (V/60. Horstinger) – Labes (V/77. M. Müller), Kramer (V), Seidel. Trainer: Soranno.
Weiche: Heim – Guder, Fölster, Rehfeldt, Pfeil – Hartmann (60. Brügmann/V), Wirlmann (Kap.) – Dethlefs (73. M. Schmidt), Hoppe (89. Thomsen), Cornils (V) – Ehlers (V/82. Ogara). Trainer: Eta.
Tore: 1:0 Kramer (3.), 1:1 Dethlefs (12.), 1:2 Cornils (78.), 2:2 M. Müller (84.), 2:3 M. Schmidt (88.).
Zuschauer: 500 im Kilia-Stadion am Hasseldieksdammer Weg, Kiel.
Schiedsrichter: Luca Jürgensen (Eintracht Norderstedt), zeigte achtmal „Gelb“ (5:3), und zwar für Petersen (taktisches Foul an Cornils, 30.), Warncke (Reklamieren, 39.), Waschko (Foul an Ehlers, 45.+2), Labes (Reklamieren, 70.) und Kramer (Foul an Guder, 90.+3) auf Kieler sowie für Cornils (Foul an Warncke, 43.), Ehlers (Foul an Ramo, 57.) und Brügmann (taktisches Foul an Ramo, 82.) auf Flensburger Seite.
Trainerstimmen:
Der Kilia-Trainer Nicola Soranno sagte nach den Glückwünschen an den Kontrahenten: „Ich glaube nicht, dass Weiche in der zweiten Halbzeit groß am Drücker war. Wir hatten da auch unsere Möglichkeiten. In der ersten Halbzeit müssen wir mit 2:1 in Führung gehen. Doch täglich grüßt das Murmeltier – immer wenn wir gegen Weiche spielen. Wir hätten einen Punkt verdient gehabt. Wir wussten um die Schwächen von Weiche und müssen lernen, mehr daraus zu machen. Es ist eine Qualität, die Weiche eben hat: Unser Torhüter muss einen Ball halten und zwei Bälle gehen halt rein. Am Montag geht es weiter. Wir müssen gegen den HSV II ähnlich couragiert auftreten. Dann werden wir sehen.“
Unser Trainer Benjamin Eta meinte: „Es war sehr wichtig heute. Wir müssen alle Punkte mitnehmen, die wir kriegen. Wir wollten heute den absoluten Willen über 90 Minuten haben, um das Spiel zu gewinnen. Wir sind in der zweiten Halbzeit verdient in Führung gegangen. Doch der Abstauber zum 2:2 hat mich sehr verärgert. Wir haben aber bis zum Schluss daran geglaubt. Am Ende ist der Sieg verdient.“ In Richtung seines Trainerkollegen sagte er: „Für Euch ist es sicherlich ganz bitter. Ich drücke Euch für die kommenden Spiele die Daumen.“