Déjà-vu im Wohnzimmer

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Déjà-vu im Wohnzimmer

SC Weiche Flensburg 08 – 1. FC Phönix Lübeck 0:5 (0:3)

9. Oktober 2023

Das Auf und Ab setzt sich fort, der SC Weiche Flensburg 08 gibt weiterhin Rätsel auf. Die Schützlinge von Trainer Benjamin Eta mussten am 11. Spieltag der Regionalliga Nord eine deftige 0:5-Heimniederlage gegen den 1. FC Phönix Lübeck hinnehmen, der sich damit zugleich an die Tabellenspitze katapultierte. Unserer Mannschaft blieb hingegen am Freitagabend vor 809 das Leid geduldig-trotzenden Zuschauern im Manfred-Werner-Stadion bei regnerisch-windigem Wetter auch im siebenten Anlauf der ersehnte erste Heimsieg verwehrt. Mehr noch: Sie kassierte die dritte 0:5-Heimpleite in dieser Saison, erlebte damit im eigenen Wohnzimmer ein erneutes Déjà-vu und die erste Niederlage im sechsten Liga-Duell gegen die „Adlerträger“. Während Frank Salomon, der erneut den erkrankten Phönix-Trainer Christiano Adigo vertrat, nach den 90 Minuten die Euphoriebremse betätigte und den Erfolg zu weiten Teilen seinem verhinderten Übungsleiter zuschob, sagte unser Verantwortlicher Benjamin Eta: „Für uns war es heute ganz bitter. Wir laden den Gegner vor der Pause dreimal ein, der aus – gefühlt – drei Schüssen auch drei Tore macht. Es war heute bitter und in der Summe zu wenig. Ich kann im Moment nicht erklären, warum es auswärts klappt und zuhause nicht.“

 

Eine knappe Woche nach dem 3:0-Auswärtssieg in Lohne gab es eine Änderung in der Startelf. Für den vom Lohne-Spiel verletzten Theo Behrmann (Knie) begann René Guder, der in die Spitze rückte, während Jannic Ehlers dahinter agierte. Zur Pause kam der zuvor verletzt fehlende Torben Marten zu seinem Comeback. Im Verlauf der zweiten Halbzeit wurden zudem Felix Brügmann, John Dethlefs, Jonah Gieseler und Maxim Jurk eingewechselt. Das Spieltagsaufgebot komplettierten Torhüter Jonas Wolz sowie Dan Neicu und Calvin Ogara. Ein Platz im möglichen 20er Kader blieb frei. Nicht einsatzfähig waren neben Theo Behrmann die ebenfalls verletzten Philip Østerbæk (Fußgelenk), Patrick Thomsen (Hüftbeuger), Marten Schmidt (Innenband im Knie), Noel Kurzbach (Oberschenkel), Thies Richter (Fußgelenk) sowie Ilidio Pastor Santos (Reha nach Kreuzbandriss). Bei den Gästen von Phönix Lübeck lief gegenüber der Startelf vom jüngsten 4:1-Sieg gegen Meppen Jonathan Stöver für Yevhenii Obushnyi auf.

 

Die Partie hatte sofort Tempo. Jannik Ehlers zog nach einem energischen Solo aus der eigenen Hälfte nach nur 23 Sekunden aus der Distanz ab, verfehlte das Tor knapp (1.). Auf der Gegenseite eröffnete Julian Meier mit einem Distanzschuss, der ebenfalls vorbei ging (2.). Der Schuss von Jonathan Stöver aus gut 20 Metern aus der Drehung ging direkt auf SC-Torhüter Jesper Heim (14.). Bis dahin boten beide ein abwechslungsreiches, ausgeglichenes Spiel, das dann aber seine Richtung bekam. Vjekoslav Taritas setzte Jonathan Stöver ein, der über links vorbereitete, dann nach innen passte, Haris Hyseni traf trocken aus dem Zentrum aus neun Metern ins linke Eck zur 0:1-Gästeführung (14.). Und nur wenig später lief Weiche nach einem groben Fehlpass im Spielaufbau in einen Konter. Diesmal bereitete Haris Hyseni im Zwei-gegen-Eins gegen Tobias Fölster für Vjekoslav Taritas vor, der mühelos an Jesper Heim vorbei zum 0:2 einschob (17.). Und doch erholte sich Weiche von dem Schock. Torhüter Jesper Heim spielte einen langen Ball auf Jannic Ehlers, der sich über rechts durchsetzte und die Eingabe nach innen brachte, aber Marcel Cornils konnte die Kugel nicht verwerten (19.). Effektiver waren die Gäste: Vjekoslav Taritas wurde von Julian Meier auf halblinks angespielt, jedoch nicht angegriffen. Sehenswert schlenzte er die Kugel von der Strafraumkante aus 17 Metern oben rechts zum 0:3 in den Winkel (27.).

 

Weiche blieb dennoch dran, wohl auch weil die Gäste in der Folge weniger in die Offensive investierten. Ein Kopfball von Torben Rehfeldt nach einem Eckstoß von rechts ging nur knapp über das Tor (31.). Danach platzierte unser Innenverteidiger den Kopfball nach Freistoß von Jannic Ehlers genau in die Arme von Torhüter Carl Leonhard (35.). Spätestens Marcel Cornils, schön freigespielt von Finn Wirlmann und Pelle Hoppe, hätte aber den ersten Flensburger Treffer erzielen müssen, kam aber mit seinem Abschluss von halblinks nicht an Phönix-Torhüter Carl Leonhard vorbei (39.). Weil auf Seiten der kaltschnäuzig wirkenden Lübecker auch Valdemar Sadrifar von halbrechts eine Ablage aus guter Position über das Tor beförderte (42.), ging es mit einem 0:3 in die Halbzeitpause.

 

Die zweiten 45 Minuten hatten zunächst kaum Höhepunkte. Der Kopfball von Marcel Cornils verfehlte das Ziel (46.), doch das daraus erhoffte Offensivfeuerwerk der Heimelf kam nicht zustande. Gefährlicher waren da die Gäste. Jonathan Stöver zielte auf das kurze Eck, doch SC-Torhüter Jesper Heim war da (47.). Kurz darauf zeigte Jesper Heim eine richtig starke Parade, als der nach genialem Pass von Jonathan Stöver freigespielte Vjekoslav Taritas vor ihm auftauchte (52.). Weiche war bemüht, kam aber kaum einmal in Tornähe, erhöhte allerdings mit jeder Einwechslung das Risiko. Und so kam es noch bitterer. Nach langer Pause legte Vjekoslav Taritas auf Johann Berger ab, der unbedrängt von halblinks aus 20 Metern per Aufsetzer ins lange Eck vollenden konnte (76.). Vjekoslav Taritas passte danach auf Jonathan Stöver, dessen Abschluss zu hoch lag (82.). Weiche kam hingegen erst spät zur ersten nennenswerten Torchance der zweiten Halbzeit. Jannic Ehlers hatte dabei mit einem Schuss von halbrechts an den linken Pfosten nach Pass von John Dethlefs Pech (85.). Kurz danach scheiterte Jannic Ehlers an Torhüter Carl Leonhard (86.). Zu allem Überfluss verwandelte Johann Berger einen Strafstoß sicher unten links zum 0:5 (89.), nachdem zuvor der gerade eingewechselte Maxim Jurk den in die Tiefe gehenden Jonathan Stöver zu Fall gebracht und damit – so der Unparteiische – ein sicheres Tor verhindert hatte (87.).

 

Die Gäste hatten in Jonathan Stöver und Vjekoslav Taritas ihre überragenden Spieler, die immer wieder für Gefahrenmomente sorgten. In Haris Hyseni hatten sie zudem lange Zeit einen Kompagnon in der Spitze, der an den ersten beiden – letztlich entscheidenden – Toren beteiligt war. Vierter herausragender „Unterschiedsspieler“ war der zweite Doppeltorschütze Johann Berger im defensiven Mittelfeld, der nach der Auswechslung von Haris Hyseni auch die Kapitänsbinde übernahm. Bei unserer sich mühenden, aber insgesamt zu fehlerbehaftet agierenden Mannschaft konnten sich Torhüter Jesper Heim und der nimmermüde Jannic Ehlers die besten Noten verdienen.

 

Am 12. Spieltag muss – oder darf – Weiche wieder reisen. Unsere Mannschaft tritt am Freitag, 13. Oktober 2023, um 19 Uhr im Kilia-Stadion am Hasseldieksdammer Weg beim FC Kilia Kiel an.

 

Weiche: Heim (V) – Schleemann (46. Marten), Fölster (76. Gieseler), Rehfeldt, Pfeil – Ehlers, Hartmann (69. Dethlefs), Wirlmann (Kap.), Cornils (62. Brügmann) – Guder (V), Hoppe (84. Jurk, 87. Rote Karte). Trainer: Eta.

 

Phönix Lübeck: Leonhard – Bock, Iloka, Ntika (V/78. Farahnak), Sadrifar – Meier (46. Obushnyi), Berger – Fritzsche (73. Lippegaus), Stöver (V), Taritas – Hyseni (Kap./78. Ihde). Trainer: Salomon (i. V. für Adigo).

 

Tore: 0:1 Hyseni (14.), 0:2 Taritas (17.), 0:3 Taritas (27.), 0:4 Berger (76.), 0:5 Berger (89., Strafstoß).

 

Zuschauer: 809 im Manfred-Werner-Stadion, Flensburg-Weiche.

 

Schiedsrichter: Jannik Weinkauf (VfL Oldenburg), zog viermal „Gelb“, und zwar für Ntika (Foul an Cornils, 51.) und Stöver (Unsportlichkeit, 83.) auf Lübecker sowie für Heim (Unsportlichkeit, 83.) und Guder (taktisches Foul an Taritas, 90.+2) auf Flensburger Seite. Außerdem schickte er Jurk (Weiche) wegen einer „Notbremse“ mit „Rot“ vom Platz (87.).

 

 

Trainerstimmen:

 

Der Phönix-Verantwortliche Frank Salomon, der den erkrankten Christiano Adigo vertrat, sagte: „Wir sind mit gemischten Gefühlen hierhergefahren. Weiche hat ein starkes Team. Aus der Ferne konnten wir nicht beurteilen, warum es gehakt hat. Der Saisonverlauf hat uns heute in die Karten gespielt. Wir hatten einen hervorragenden Saisonstart. Für viele kam es überraschend. Die Freude wurde durch die Erkrankung des Trainers getrübt. Er hat den Hauptanteil, auch am heutigen Auftritt. Wenn man einen Lauf hat, geht der Ball halt ins Tor, wie es in der ersten Halbzeit passierte. Wir freuen uns über den Sieg, wollen aber nicht abheben. Wenn man aus der Ferne guckt, habt ihr in Flensburg ein gutes Team. Flensburg wird in andere Tabellengefilde kommen. Ich drücke Euch die Daumen.“

 

Unser Trainer Benjamin Eta meinte nach den Genesungswünschen für den erkrankten Phönix-Trainer und den Glückwünschen zum Sieg: „Für uns war es heute ganz bitter. Wir laden den Gegner vor der Pause dreimal ein, der aus – gefühlt – drei Schüssen auch drei Tore macht. In der zweiten Halbzeit haben wir dann aufgemacht. Wir haben viel probiert. Für Maxim Jurk tut es mir sehr leid. Es war heute bitter und in der Summe zu wenig. Ich kann im Moment nicht erklären, warum es auswärts klappt und zuhause nicht.“