Auf Augenhöhe mit dem Drittliga-Aufsteiger
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Auf Augenhöhe mit dem Drittliga-Aufsteiger
VfB Lübeck – SC Weiche Flensburg 08 2:0 (1:0)
Im Spitzenspiel des 34. Spieltags der Regionalliga Nord musste der SC Weiche Flensburg 08 am Freitagabend beim designierten Drittliga-Aufsteiger VfB Lübeck eine bittere 0:2-Niederlage hinnehmen, die aber vor allem Mut für das Pokalfinale in knapp fünf Wochen machen sollte. Unsere Mannschaft agierte mit dem Spitzenreiter für alle sichtbar mindestens auf Augenhöhe. Im Stadion an der Lohmühle sahen 5.774 Zuschauer, darunter etwa 50 Flensburger Anhänger, bei Nieselregen und frischen Temperaturen eine insgesamt gutklassige Viertligapartie, die Werbung für die Regionalliga Nord machen konnte. Der VfB Lübeck konnte mit dem Sieg an die Tabellenspitze zurückkehren. Ihm fehlt nun nur noch ein Punkt zur sicheren Rückkehr in den Profifußball. Den Grün-Weißen schmeckte der Sieg sicherlich auch deshalb, weil Weiche die drei anderen Regionalligaduelle seit dem 2021er Drittliga-Abstieg des Ex-Zweitligisten mit 2:1, 2:0 und 1:0 gewonnen hatte. Während VfB-Trainer Lukas Pfeiffer nach der Begegnung davon sprach, dass Weiche eine Idee hatte, seine Mannschaft den Abend und die Situation so dicht vor dem Aufstieg aber genießen solle, fasste unser Verantwortlicher Benjamin Eta die gut 97 Spielminuten treffend zusammen: „Heute hat nicht die bessere Mannschaft gewonnen, aber Tore entscheiden nun einmal.“
Eine Woche nach der 1:2-Niederlage in Drochtersen änderte Benjamin Eta die Startelf dreimal. Für Patrick Herrmann (verletzt), Marcel Cornils (erkrankt) und Nico Empen (Bank) begannen Tobias Fölster, René Guder und Kapitän Dominic Hartmann. Im Verlauf der zweiten Halbzeit wurden mit Jonah Gieseler, Noel Kurzbach und Christopher Kramer drei Offensivkräfte eingewechselt. Zum 20er Spieltagskader gehörten außerdem Torhüter Philip Østerbæk sowie Dan-Emilian Neicu, Brian Jungjohann, Henri Boi Fritze, Kevin Schulz und Nico Empen. Auf Lübecker Seite stand wie erwartet der Ex-Flensburger Florian Kirschke zwischen den Pfosten. Beim VfB ergab sich lediglich eine Änderung: Routinier Mirko Bolland begann für Kimmo Hovi (nicht im Kader).
Nach dem Anpfiff gab es keine langen Vorreden. Die erste gute Aktion hatte der rechte VfB-Flügelspieler Marius Hauptmann, dessen abgefälschter Ball auf der Oberlatte landete (5.). Auch Felix Drinkuth hatte danach über halblinks einen guten Abschluss, verfehlte aber das Tor (6.). Auf der Gegenseite pflückte VfB-Torhüter Florian Kirschke die Flanke von Florian Meyer mit Mühe gerade noch vor dem einschussbereiten René Guder weg (8.). Dann startete Marius Hauptmann über rechts durch, Jesper Heim konnte dessen Abschluss aus wenigen Metern parieren, doch Felix Drinkuth staubte erfolgreich zum 1:0 der Platzherren ab (9.).
Auch nach dem Treffer blieb es ein munteres Spielchen. Den Kopfball von John Dethlefs lenkte VfB-Torhüter Florian Kirschke um den Pfosten (10.). Nach schönem Pass von Torben Rehfeldt kam René Guder zum Abschluss, doch Florian Kirschke fischte auch diesen Ball aus dem Toreck (21.). In der Folge wurden die Torraumszenen rarer, wenngleich auf dem Platz verbissen gekämpft wurde. Erst kurz vor der Pause wurde es wieder aufregend. Marius Hauptmann holte den Hammer heraus, drosch aus 18 Metern einen „zweiten Ball“ an die Latte (39.). Auf der Gegenseite wischte Florian Kirschke den gefährlichen Freistoß von der Linksaußen-Position von Julian von Haacke weg (43.). Unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff gab es dann bei einem medizinischen Notfall Aufregung im Lübecker Stehplatz-Bereich (gute Besserung!). Der Unparteiische nutzte die Pause und pfiff die erste Halbzeit ab.
In die zweite Halbzeit startete Weiche mit der ersten Gelegenheit. Julian von Haacke passte auf René Guder nach rechts heraus, und bei der Eingabe hatte Florian Kirschke seine Hände im Spiel und dann das Glück, dass im Zentrum ein Flensburger Abnehmer fehlte (48.). Die Partie nahm gleich wieder Fahrt auf. Auf Lübecker Seite scheiterte Marvin Thiel an SC-Schlussmann Jesper Heim, während im Gegenzug Florian Kirschke den Schuss von René Guder parierte (51.) wie auch etwas später, als unsere Nummer 18 von Patrick Thomsen lang geschickt wurde (65.). Zweimal war wiederum Jesper Heim aufmerksam. Er war rechtzeitig da, als Felix Drinkuth in einen zu kurz geratenen Rückpass spritzte (56.) und als Manuel Farrona Pulido ihn von halblinks mit einem Flachschuss prüfte (73.). So bog die Partie in eine dramatische Schlussphase ein. Die Gäste, die im zweiten Abschnitt viel investierten und gut kombinierten, warfen alles nach vorn und hatten die große Chance zum längst verdienten Ausgleich, als ein langer Diagonalball von Tobias Fölster Bjarne Schleemann auf halblinks scharf machte. Jonah Gieseler schuf sich eine gute Schussposition, setzte die Kugel aus Nahdistanz aber nur an den rechten Pfosten (89.). Am Ende war auch Jesper Heim im gegnerischen Strafraum zu finden, und Weiche schraubte das Eckenverhältnis auf 7:3. Doch es kam wieder anders. Der gerade eingewechselte Jan Lippegaus hatte freie Fahrt, schloss aber nicht selbst ab. Seine Vorarbeit nutzte der ebenfalls erst ein paar Minuten zuvor eingewechselte Vjekoslav Taritas zum 2:0-Endstand (90.+5).
Auffälligste Spieler der Grün-Weißen waren Marius Hauptmann auf rechts und Routinier Mirko Bolland hinter den Spitzen. Zudem verdiente sich Torhüter Florian Kirschke eine sehr gute Note. Unsere Mannschaft hatte in Patrick Thomsen und den im Abschluss leider glücklosen, dennoch sehr aktiven René Guder, der von der VfB-Abwehr kaum zu stellen war, ihre besten Akteure. Auch Torben Rehfeldt und Julian von Haacke verdienten sich gute Noten.
Nach zwei Freitagabend-Auswärtsspielen in Folge darf Weiche am kommenden Samstag, 6. Mai 2023, wieder vor eigener Kulisse antreten. Ab 13.30 Uhr wird der TSV Havelse im Manfred-Werner-Stadion zu Gast sein.
VfB Lübeck: Kirschke – Kölle, Grupe (Kap.), Löhden (V), Sternberg – Gözüsirin (90.+5 Lippegaus), Rüdiger (85. Plume), Boland, Drinkuth (V/88. Taritas) – Hauptmann (90. Daube), Thiel (61. Farrona Pulido). Trainer: Pfeiffer.
Weiche: Heim – Thomsen, Fölster (V), Rehfeldt – Schleemann, Wirlmann (V/76. Kurzbach), von Haacke (V), F. Meyer – Guder, Dethlefs (66. Gieseler), Hartmann (Kap./81. Kramer). Trainer: Eta.
Tore: 1:0 Drinkuth (9.), 2:0 Taritas (90.+5.).
Zuschauer: 5.774, darunter ca. 50 Weiche-Fans, unter Flutlicht im Stadion an der Lohmühle, Lübeck-St. Lorenz Nord.
Schiedsrichter: Kevin Rosin (SV Lieth), ließ viel Körperlichkeit im Spiel zu und verteilte fünfmal „Gelb“: zweimal für den VfB im zweiten Abschnitt (Drinkuth, Foulspiel, 54.; Löhden, Foulspiel, 78.) sowie dreimal „Gelb“ für die Gäste in der ersten Halbzeit (Wirlmann, wiederholtes Foulspiel, 17.; von Haacke, Foulspiel, 20.; Fölster, Foulspiel, 33.).
Trainerstimmen:
Der VfB-Trainer Lukas Pfeiffer bedankte sich für die Glückwünsche und sagte dann: „Ich stimme voll zu. Die Atmosphäre war elektrisierend, es war ein starker Support. Wir waren griffig, haben aber nach dem Tor gebraucht, um uns zu sortieren, nachdem Weiche umgestellt hatte. Sie hatten eine gute Idee und haben uns durchaus etwas überrascht. Dann war alles drin. Es gab Torchancen auf beiden Seiten. Wir hatten ein bisschen Glück und teilweise einen guten Torwart. Wir haben spekuliert, dass wir dann noch einen Konter kriegen. Und deshalb haben wir frische Beine eingewechselt. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Jetzt sind wir kurz davor. Wir genießen es sehr. Ich wünsche dem Gegner alles Gute. Wir sehen uns ja nochmal. Es wird sicherlich ein spannendes Pokalfinale.“ Auf Nachfragen, warum nicht früher mit einem 2:0 der Deckel draufgemacht worden sei, ergänzte der Trainer: „Auch dann wäre der Deckel nicht drauf gewesen. Ich habe ein Spiel auf Augenhöhe gesehen. Weiche hat einen guten Ball gespielt und eine gute Idee. Das muss man anerkennen. Das war heute so eng zusammen, dass es auch anders hätte ausgehen können.“
Unser Trainer Benjamin Eta meinte nach den Glückwünschen zum Sieg und zu dem nun fast perfekten Aufstieg: „Geile Atmosphäre, tolles Stadion, guter Rasen … Nach zehn Minuten sind wir in Rückstand geraten, waren danach die bessere Mannschaft. In der zweiten Halbzeit waren wir dann noch besser. Wir waren nah dran am 1:1, und der zweite Fehler kostet uns dann wieder ein Gegentor. Heute hat nicht die bessere Mannschaft gewonnen, aber Tore entscheiden nun einmal.“