Watt für Spiel! Weiche-Sieg nach irrem Kampf
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Watt für Spiel! Weiche-Sieg nach irrem Kampf
SC Weiche Flensburg 08 – SV Drochtersen/Assel 3:2 (2:1)
Was für ein Spiel, was für ein irrer Kampf, was für ein Jubel im Manfred-Werner-Stadion! Dem SC Weiche Flensburg 08 ist am 9. Spieltag der Regionalliga Nord ein echter Husarenstreich und ein weiterer Schritt ins Tabellenmittelfeld gelungen. Am Freitagabend rang unsere Mannschaft die SV Drochtersen/Assel vor 848 Zuschauern bei besten äußeren Bedingungen mit 3:2-Toren nieder. Sie wiederholte das Ergebnis vom Freitag vorheriger Woche, konnte erneut nach einem spektakulären Spiel mit ihren Fans feiern, wobei die extreme Energieleistung unserer Jungs weit mehr Publikum verdient gehabt hätte. Die Anhänger, die das Abendspiel verfolgten, sollten jedenfalls hochzufrieden nach Hause gegangen sein. Sie erzeugten eine tolle Stimmung und einen starken Rückhalt für unsere aufopferungsvoll um jeden Ball kämpfende Mannschaft. Damit konnten die Niedersachsen auch bei ihrem zehnten Gastspiel keinen „Dreier“ aus Flensburg entführen, obgleich bei rund 40-minütiger doppelter Überzahl alles für die SV D/A sprach. Während Gäste-Trainer Oliver Ioannou nach der Partie sichtlich bemüht war, die richtigen Worte zu finden, sagte unser Verantwortlicher Tim Wulff: „Wir haben Mentalitätsmonster heute auf dem Platz gehabt, die Fußball gelebt haben. Die Mannschaft hat Fußball gelebt. Die Zuschauer haben es mitgelebt. Man hat die Atmosphäre gespürt. Die Ränge hat man gehört. Genauso wollen wir es haben.“
Eine Woche nach dem 3:2-Sieg gegen den Hamburger SV II gab es bei Weiche zwei Veränderungen in der Startelf. Für Torben Marten und Erjanik Ghubasaryan (beide verletzt) begannen Kevin Ntika und Raul Celotto. Eingewechselt wurden im Verlauf der zweiten Halbzeit Uchechi Duru, Randy Gyamenah, Maksym Tytarenko und Thies Richter. Ferner standen Torhüter Phil Buck, Mads Albæk, Maxim Jurk, Marcel Cornils und Ibrahim Bashiru Ali im Spieltagskader. Hingegen waren die verletzten Nils Bock, Alexander Laukart, Torben Marten, Erjanik Ghubasaryan und Bjarne Schleemann sowie Marian Sarr (Trainingsrückstand nach langer Verletzung) nicht im Aufgebot. Für Moritz Göttel war es ein besonderes Spiel. Noch Anfang des Jahres trug der Weiche-Mittelstürmer das Trikot der SV D/A. Bei den Gästen vertraute Trainer Oliver Ioannou dem Startpersonal vom jüngsten 4:0-Heimsieg gegen Phönix Lübeck.
Die Partie wurde sofort von beiden Seiten brisant und in aller Schärfe geführt. Nach frühen „Gelben Karten“ ging Weiche in Führung. Raul Celotto zog nach kurzem Zuspiel von Sandro Plechaty aus gut 22 Metern zentraler Position ab. Sein Aufsetzer schlug unhaltbar im rechten Eck zum 1:0 ein (8.). Doch der schnelle Ausgleich folgte. Bei einem Eckstoß von Jorik Wulff ließ Weiche-Torsteher Christian Rust den gefangenen Ball wieder fallen. Der bei ihm stehende Allah Aid Hamid schubste die Kugel zum 1:1 ins Netz (10.). Und es blieb unterhaltsam und enorm kurzweilig. Bei einem weiteren gefährlich getretenen Eckstoß boxte Christian Rust das Kunstleder im Rückwärtslaufen neben das Tor (15.). In Führung ging erneut Weiche – aus dem folgenden Eckstoß von „D/A“. Die Faustabwehr verarbeiteten Sandro Plechaty und Ole Wagner. Den schönen Pass von der Mittellinie von Sandro Plechaty in die Spitze erreichte Moritz Göttel, der die Kugel von halblinks am herauseilenden Torhüter Patrick Siefkes vorbei zum 2:1 ins lange Eck legte (16.). Doch ein paar Minuten später war Weiche nur noch zu zehnt. Dem bereits verwarnten Theo Behrmann, der nach nicht einmal zwei Minuten einen Ball, der vielleicht bereits knapp im Seitenaus war, mit Vehemenz über die Spielfeldumzäunung gejagt hatte und dafür „Gelb“ sah (2.), unterlief an der Seitenlinie ein ungeschicktes, alles andere als böses Foul an Jorik Wulff, und der Referee zückte ohne Gnade die „Ampel-Karte“ (26.).
Es folgte ein Spiel auf ein Tor – das von Weiche. Aber langes Ballhin- und -hergeschiebe vor dem Flensburger Strafraum mündete nur selten in richtige Torgefahr. Maximilian Geißen hatte eine recht gute Schussposition, setzte die Murmel jedoch deutlich über den Kasten (42.). Nico von der Reith versuchte es ebenfalls mit einem Schuss, verzog flach rechts vorbei (44.). Weiche stand tief, ließ den Gegner kommen und hatte in Unterzahl immerhin zwei eigene Torannäherungen. Über Sandro Plechaty lief ein Konter, der dann aber verebbte (28.). Und nach Brustablage von Moritz Göttel schoss Marshall Faleu deutlich über den Kasten (45.+3.). So ging es mit einer 2:1-Führung der Heimelf in die Pause.
Die zweite Hälfte hatte kaum begonnen, da war Weiche nur noch zu neunt. Kevin Ntika hatte für ein Foul gut 30 Meter vor dem eigenen Kasten auf halblinks gegen Allah Aid Hamid glatt „Rot“ gesehen (49.). Nun hieß es, in doppelter Unterzahl noch fast eine komplette Halbzeit zu überstehen. Und die zahlenmäßige Überlegenheit der Gäste sorgte nicht nur für ein noch größeres Powerplay der Kehdinger, sondern auch alsbald für den Ausgleich. Jannes Wulff staubte aus Nahdistanz ab, als SC-Torhüter Christian Rust einen Schuss von Dennis Rosin vom Sechzehner bereits abgewehrt hatte und sicher zu haben schien: 2:2 (55.). Wer wollte jetzt noch auf einen Heimsieg wetten?
Die vorrangige Spielrichtung war klar. Noch deutlicher als in der ersten Halbzeit verteidigte Weiche den eigenen Sechzehner, während „D/A“ wie beim Handball die Kugel um den Strafraum spielte. Viele Eckstöße sprangen heraus, auch viele Bälle in den Strafraum, wo aber immer wieder ein Flensburger Kopf oder ein Abwehrbein dazwischenging. So klärte Sandro Plechaty einmal in höchster Not (58.). Der Kopfball von Liam Giwah ging über den Kasten (60.), beim Aufsetzer von Maximilian Geißen war Christian Rust zur Stelle (63.). Wie lange sollte diese Abwehrschlacht noch gutgehen?
Das Flensburger Publikum half nun bei jeder Abwehraktion mit. Und es war völlig aus dem Häuschen, als Sandro Plechaty mit eigener Balleroberung in der Weiche-Hälfte gegen Jorik Wulff und energischem Dribbling einen Ausbruchversuch wagte, nach einem Doppelpass mit Randy Gyamenah im gegnerischen Strafraum angelangt war, dort im ersten Versuch noch geblockt wurde. Doch unsere Nummer 27 nahm die Kugel wieder auf und setzte sie aus zwölf Metern oben rechts, für Patrick Siefkes unhaltbar, zum 3:2-Führungstreffer ins Netz (67.). Es war eine Willens- und Energieleistung sondergleichen. Nun tobte das Stadion, die Fans feierten ihre Jungs bei jeder Abwehrtat, und die Spieler gaben es dem Publikum mit einem leidenschaftlichen Kampf zurück. Dennoch hatte Drochtersen/Assel Chancen zum Ausgleich. Der gerade eingewechselte Matti Cebulla brachte einen weiten Ball auf links aus spitzem Winkel nicht im Kasten unter (70.). Jannes Wulff schoss aus Nahdistanz in Bedrängnis über das Tor (80.). Jelldrik Dallmann köpfte über die Latte (84.). Nach einem Eckstoß entstand ein heilloses Durcheinander im Flensburger Strafraum, und René Guder klärte vor der Linie (88.). Zur Leidenschaft gesellte sich nun auch reichlich Glück. In der mehr als sechsminütigen Nachspielzeit hatte „D/A“ nochmals Gelegenheiten, weil nun die Bälle serienweise von rechts und links in den Strafraum flogen. Maximilian Geißen (90.+1), Tjorve Mohr per Kopf (90.+2) und Jannes Wulff per Fuß (90.+5) – die letzten beiden Abschlüsse jeweils über das Tor – vergaben. Und dann war Weiche erlöst.
Bei der SV Drochtersen/Assel waren Jorik Wulff und Maximilian Geißen im Mittelfeld sowie Stürmer Allah Aid Hamid besonders auffällige Spieler. Auf Flensburger Seite sei die gesamte Mannschaft für ihre unglaubliche Energieleistung hervorgehoben. Es war ein Erfolg des Kollektivs, das es schaffte, das Flensburger Publikum hinter sich zu bringen.
Weiter geht es für unsere Mannschaft mit dem 10. Spieltag am Sonntag, 21. September 2025. Ab 14 Uhr wird Weiche dann im Edmund-Plambeck-Stadion von Norderstedt bei der U 23 des FC St.Pauli II zu Gast sein.
Weiche: Rust – Behrmann (26. Gelb-Rote Karte), Faleu, Ntika (49. Rote Karte), Wagner – Guder, Celotto (90. Tytarenko), Hartmann (Kap.), Iloka (50. Duru), Plechaty (90.+4 Richter) – Göttel (59. Gyamenah). Trainer: Wulff.
Drochtersen/Assel: Siefkes – Giwah (83. Serra), Mohr, von der Reith (Kap.), Plautz (83. Steinmann) – Kölle (68. Cebulla), Jo. Wulff (69. Dallmann), Geißen, Rosin – Ja. Wulff, Aid Hamid. Trainer: Ioannou/Jagemann.
Tore: 1:0 Celotto (8.), 1:1 Aid Hamid (10.), 2:1 Göttel (16.), 2:2 Ja. Wulff (55.), 3:2 Plechaty (67.).
Zuschauer: 848 unter Flutlicht im Manfred-Werner-Stadion, Flensburg-Weiche.
Schiedsrichter: Alexander Roj (TSV Barsinghausen).
Verwarnungen: Behrmann (Ballwegschlagen, 2.), Iloka (Meckern, 26.), Wagner (Foul an Aid Hamid, 78.), Trainerbank (Meckern, 83.)/Jo. Wulff (Foul an Behrmann, 7.), Rosin (Foul an Celotto, 20.), von der Reith (Foul an Gyamenah, 90.+7).
Gelb-Rote Karte: Behrmann (Foul an Jo. Wulff, 26.)/-.
Rote Karte: Ntika (Foul an Aid Hamid, 49.)/-.
Trainerstimmen:
Der Gäste-Trainer Oliver Ioannou sagte nach den Glückwünschen an den Kontrahenten: „Es ist schwierig, das Spiel in Worte zu fassen. Wir kommen sehr schlecht in die Partie rein, schaffen es, durch einen Torwartfehler den Ausgleich zu erzielen, und müssen dann erneut einen Rückstand wegstecken. Es ist so, dass vom Spielverlauf der Schieri dann Gelb-Rote und Rote Karten gibt – ob berechtigt oder nicht. Wenn wir das 2:2 machen, musst Du das Spiel hier ziehen. Dass es meine Mannschaft nicht geschafft hat, ist total unbefriedigend, absolut. Es ist schwierig, das in die richtigen Worte zu fassen. Gegen zwei Mann weniger schaffen wir es nicht, im Elf gegen Neun das Spiel zu ziehen. Es ist extrem enttäuschend und extrem schwach von uns. Das hat nichts mit einer Spitzenmannschaft zu tun. Wir werden es morgen aufarbeiten. Es war extrem enttäuschend.“
Unser Trainer Tim Wulff sagte nach dem Dank für die Glückwünsche: „Es war ein temporeiches, emotionsgeladenes und spannendes Spiel für alle Beteiligten, die heute hier waren, für alle Zuschauer, für uns unten auf der Bank, für alle Sponsoren. Jeder, der im Stadion war, hat Fußball heute mitgelebt. Und da sind wir genau bei dem Punkt. Wir spielen zwei Mann in Unterzahl. Wir kommen gut in die Partie rein, kassieren durch einen Fehler das 1:1. Wir kämpfen uns zurück. Dann kommt wieder der Rückschlag. Dann gehen wir in die Halbzeit und sagen: ‚Wir wollen das Spiel in Unterzahl ziehen. Das würde den Sieg noch schöner machen, noch leckerer schmecken für uns in der Situation.‘ Dann geht das Spiel los, wir kriegen das Gegentor und die rote Karte. Es ist schwer zu sagen, ob sie berechtigt war oder nicht. Dennoch haben wir mit den Entscheidungen den Rucksack zu tragen. Dann haben wir Mentalitätsmonster heute auf dem Platz gehabt, die Fußball gelebt haben. Die Mannschaft hat Fußball gelebt. Die Zuschauer haben es mitgelebt. Man hat die Atmosphäre gespürt. Die Ränge hat man gehört. Genauso wollen wir es haben. Es war der nächste Schritt von letzter Woche auf heute. Die Entwicklung wollen wir gemeinsam fortführen, wollen weiter für Furore sorgen. Wir wollen jedes Spiel angehen mit einer breiten Brust, denn wir können jeden Gegner schlagen. Und diese Stärke müssen wir auf dem Kopf zurückkriegen und auf dem Platz zurückkriegen. Und das haben wir heute sehr gut gemacht.“
An seinen Trainerkollegen richtete er noch folgende Worte: „Ihr werdet Euren Weg gehen. Heute ist es bestimmt super unglücklich für Dich – das kann ich bestimmt teilen. Dennoch wissen wir, dass Drochtersen/Assel in die Top-Gruppe der Liga gehört. Euch viel Glück, ärgert die Gegner weiterhin! Wir sind sehr froh, dass wir Euch abgearbeitet haben.“