Punktejagd in Ostfriesland

Vor dem Saisonstart galt Vorjahresvizemeister BSV Kickers Emden bei vielen als der Top-Favorit auf den Titelgewinn. Doch die Nordwestniedersachsen kamen erst am vergangenen Wochenende zu ihrem ersten Saisonsieg – gerade rechtzeitig, ehe unsere Mannschaft am Freitagabend ihre Visitenkarte im Ostfriesland-Stadion abgeben wird. Bevor der Gastauftritt des nördlichsten beim westlichsten Vertreter der Regionalliga Nord um 19 Uhr angepfiffen werden wird, haben wir für Euch wieder ein paar Fakten zusammengestellt.

Zur Lage: D/A und Jeddeloh II marschieren

Am vergangenen dritten Spieltag hat sich der Kreis der verlustpunktfreien Mannschaften auf zwei reduziert. Durfte der Neun-Punkte-Start der SV Drochtersen/Assel, die zuletzt beim Neuling FSV Schöningen mit 2:0 gewinnen konnte, erwartet werden, so kommt der Höhenflug des SSV Jeddeloh II vielleicht etwas überraschend. Die Ammerländer setzten sich mit 2:1-Toren beim HSV-Nachwuchs durch und fügten diesem die erste Niederlage bei. Ungeschlagen ist auch der SV Meppen, der nach einem 1:4-Rückstand bei Altona 93 vor 3.691 Fans ein spektakuläres 4:4-Remis erreichte. Es war erst die zweite Punkteteilung in der Regionalliga Nord nach nun 25 absolvierten Begegnungen. Die ersten Niederlagen kassierten hingegen auch Phönix Lübeck mit dem überraschenden 0:2 im Heimspiel gegen Norderstedt, Hannover 96 II beim 1:2 in Lohne und der HSC Hannover, der in Flensburg mit 0:4-Toren unterlag.

Es gab auch Mannschaften, die erstmals in der Saison gewinnen konnten. Dazu zählen der BSV Kickers Emden, der seine Durststrecke vor 1.450 Fans mit einem 3:0-Sieg gegen den Bremer SV beenden konnte, und der Werder-Nachwuchs, der sich von seiner 1:5-Auftaktpleite gegen Weiche gut erholt zeigte und bei der U 23 des FC St. Pauli einen 0:2-Rückstand in einen 3:2-Sieg wandelte. In der neunten Partie der dritten Runde – erstmals wurde ein Spieltag komplett absolviert – schlug Oldenburg im VfB-Traditionsduell den Gast aus Lübeck vor 3.648 Zuschauern mit 4:0-Toren.

Zum Auftakt des aufgrund der zeitgleich ausgetragenen ersten Hauptrunde um den DFB-Pokal arg geschrumpften Programms am nun anstehenden vierten Spieltag gibt es gleich zwei „Kracher“. Kickers Emden empfängt Weiche am Freitagabend ab 19 Uhr, und zeitgleich wird die Partie zwischen dem SV Meppen und dem VfB Oldenburg angepfiffen werden. Der Spitzenreiter aus Drochtersen freut sich eine halbe Stunde später auf den Besuch des HSV-Nachwuchses. Gewöhnlicherweise sind Gastspiele von Mannschaften des „Rautenklubs“ – auch der U 21 – im Kehdinger Stadion immer Saisonhöhepunkte.

In der einzigen Partie des Samstags empfängt Jeddeloh II ab 16 Uhr den Aufsteiger aus Schöningen. Auch am Sonntag gibt es lediglich eine Partie. Ab 15 Uhr werden sich der HSC Hannover und Phönix Lübeck gegenüberstehen. Die restlichen Begegnungen des vierten Spieltags sind verlegt worden. So sollen sich Werder Bremen II und Altona 93 erst am 12. November gegenüberstehen. Wegen der Teilnahmen am DFB-Pokal-Wettbewerb mussten zudem die Spiele zwischen dem Bremer SV und Niedersachsens Pokalsieger Lohne (Mi., 20.08.2025, 18 Uhr), Hamburgs Pokalsieger Norderstedt und Hannover 96 II (Mi., 20.08.2025, 19 Uhr) sowie dem Pokalsieger Schleswig-Holsteins, VfB Lübeck, und dem FC St. Pauli II (noch ohne Termin) verschoben werden.

Zum Gegner: Titelfavorit mit hohen Ambitionen

Der BSV Kickers Emden hatte einen schwierigen Start in die Spielzeit. Zur Saisoneröffnung kamen 6.400 erwartungsfreudige Fans zum Derby gegen Meppen, das mit 0:1 knapp verloren ging. Am zweiten Spieltag traten die Kickers in Drochtersen an, wo sie mit 1:3 den Kürzeren zogen. Durch das Pokal-Aus gleich wenige Tage später – wieder gegen Drochtersen/Assel, nun vor eigenem Publikum (0:5) – war der Fehlstart perfekt. Am vergangenen Samstag glückte gewissermaßen das Drücken auf die „Re“-Taste. Mit 3:0-Toren wurde der Bremer SV besiegt. Ein schnelles Tor von Tido Steffens nach nur 23 Sekunden (1.), dann das zweite durch den Ex-Flensburger Marten-Heiko Schmidt (32.) und die frühe Entscheidung durch den Ex-Hannoveraner Nick Stepantsev (50.) sorgten für den ersten „Dreier“ und die – zumindest vorläufige – Beruhigung der Seele der Ostfriesen. Nun steht der zweite Heimauftritt hintereinander an, und die Chance ist da, mit einem Sieg gegen Weiche den eigenen Ambitionen wieder näherzukommen. Die Ansprüche in der Stadt von Kult-Komiker Otto Waalkes sind schließlich nicht gerade klein. „Emden ist der große Titelfavorit“, hieß es in dicken Lettern zur diesjährigen Trainerumfrage von „kicker.de“. Gleich 15 der 18 verantwortlichen Übungsleiter nannten den BSV, als es darum ging, Meisterschaftsfavoriten zu benennen. Und Stefan Emmerling, der schon seit Juli 2019 das Zepter als Cheftrainer bei den Kickers in den Händen hält, stimmte in den allgemeinen Kanon durchaus ein. Der Ex-Profi sagte: „Als Vizemeister wollen wir kein Understatement betreiben und im Rennen um die Meisterschaft ein Wörtchen mitreden.“

Die Emder haben dazu ihren Kader im Sommer mit elf Neuzugängen verstärkt. Da ist der Konkurrenzkampf auf den Positionen entsprechend groß. Nach Nick Stepantsev wurden mit Torhüter Norman Quindt und zuletzt Felix Göttlicher zwei weitere Spieler vom Drittliga-Absteiger Hannover 96 II verpflichtet. Aus der 3. Liga kam auch Emeka Oduah (VfL Osnabrück). Von Holsteins U 23 heuerte Noah Gumpert am Dollart, der großen Mündungsbucht der Ems, an. Peer Mahncke machte zuvor wie Theo Schröder im Dress des FC St. Pauli II auf sich aufmerksam. Mit Bent Andresen (VfB Lübeck) und Emanuel Adou (Phönix Lübeck) kamen weitere Spieler von Liga-Rivalen. Aus dem Westen lockten die Emder Jarno Janssen (1. FC Bocholt) an die Ems-Mündung. Und an Michel Eickschläger von unserem letztjährigen Relegationsgegner TuS Bersenbrück, dessen Verpflichtung der Sportliche Leiter Henning Rießelmann schon im Januar perfekt gemacht hatte, waren mehrere andere Vereine interessiert. Der quirlige Außenbahnspieler verfügt über ähnliche Stärken wie der pfeilschnelle Pascal Steinwender, der bereits vor zwei Jahren von Teutonia 05 Ottensen gekommen war.

Die Emder verfügen damit über einen starken Kader, der die Ambitionen des Gründungsmitglieds der eingleisigen 3. Liga (2008/09) unterstreicht. Die wohl bekanntesten Akteure im Aufgebot sind die Offensivkräfte und Publikumslieblinge Tobias Steffen – ein typischer „Zehner“ (im Vorjahr 9 Saisontore) – und Tido Steffens (11 Tore). Das Duo ist immer für Treffer gut. Aktuell sind beide allerdings nicht unumstrittene Stammspieler. Im Sturm ist sicherlich auch Michael Igwe (einst Teutonia 05 Ottensen) zu nennen. Zudem werden als „Waffe“ gern die weiten Einwürfe von David Schiller genutzt. Als Kapitän führte zuletzt Abwehrspieler Dennis Engel die BSV-Mannschaft auf den Rasen des „kuschlig-engen“ Ostfriesland-Stadions. Aus dem Mittelfeld ist der ehemalige Bremer Mika Eickhoff zu nennen. Und nicht vergessen werden sollten die beiden Ex-Flensburger im Kickers-Trikot: Linksverteidiger Julian Stöhr (2019-bis Dez. 2020 bei Weiche) sowie Marten-Heiko Schmidt (2023/24). Letztgenannter wurde als „Schleicher zwischen den Linien“ geschätzt, der genau richtig spekulieren kann, wo die Pille hinkommen könnte, aber auch als jemand, der im Juni 2024 trotz seines bereits feststehenden Wechsels in der Relegation gegen Bersenbrück bis zuletzt alles für den SC Weiche gab.

Unsere Mannschaft: kaum Ausfälle, Konkurrenzkampf und gute Stimmung

Auf das Wiedersehen nicht nur mit den beiden Ex-Flensburgern bereitet sich unsere Mannschaft intensiv vor. Cheftrainer Torsten Fröhling kann dabei erneut nahezu aus dem Vollen schöpfen. Definitiv ausfallen werden lediglich die Langzeitverletzten Alexander Laukart und Marian Sarr, wobei letzterer schon an seiner Rückkehr auf den Platz arbeitet. Der zuletzt fehlende Marcel Cornils war gegen den HSC Hannover wieder dabei und sofort eine Option. Auch Torben Marten, der beim Gastspiel in Bremen kurz nach der Pause passen musste, und Thies Richter (Schulterprellung aus dem Training) könnten rechtzeitig wieder fit werden. Damit dürfte der Konkurrenzdruck weiter steigen. Für Torsten Fröhling wird so bereits die Nominierung des 20er Kaders, der die weite Reise nach Emden mitmachen wird, hier und da zu harten Entscheidungen führen. Zuletzt gab es selbst für die beiden Dänen, Torhüter Christian Rust und Kapitän Mads Albæk, keinen Platz in der ersten Elf. Am vergangenen Sonntag konnten Maxim Jurk und Joshua Nwokoma Spielpraxis in unserer U 23 sammeln, die den Heider SV II klar mit 7:1-Toren bezwang.

Unser Cheftrainer wird trotz der Außenseiterrolle, die Weiche in Emden zweifellos einnimmt, seine Jungs einmal mehr auffordern, mutig zu agieren, anstatt immer nur zu reagieren. Die Kulisse von zu erwartenden mehr als 2.000 Zuschauern sollte da wenig einschüchternd wirken als vielmehr dafür sorgen, dass auch unsere Mannschaft Spaß am Spiel haben wird. Und bei alledem fallen drei erfreuliche Aspekte vor dem Anpfiff auf: Erstens ist unsere Mannschaft mit bereits elf erzielten Toren offensiv so erfolgreich wie bislang keine andere Vertretung. Das bedeutet: Kickers darf sich defensiv nicht allzu viele Fehler erlauben. Zweitens trifft bislang kein anderer in der Liga so oft wie Moritz Göttel, der schon viermal einnetzte. Und drittens sind für unsere Mannschaft bislang gerade einmal zwei Gelbe Karten notiert. Nur der jüngste Gegner HSC Hannover (eine Verwarnung aus zwei Spielen) steht hier noch besser dar. Da auch unsere jeweiligen Gegner nur zwei Gelbe Karten zu sehen bekamen, sind die vier „Gelben in drei Liga-Partien mit Weiche-Beteiligung rekordverdächtig.

Gegen Kickers Emden hat unsere Mannschaft bislang vier Liga-Spiele bestritten. Beim ersten Emder Anlauf in der Regionalliga Nord gab es 2022/23 zwei Flensburger Siege. Zum Saisonauftakt siegte Weiche am 30. Juli 2022 in Emden mit einem starken René Guder mit 2:0. Im Rückspiel gab es gegen den damaligen Aufsteiger, der Monate später sang- und klanglos wieder absteigen musste, einen 4:1-Heimsieg. Nach sofortiger Rückkehr gewannen die Kickers in der vergangenen Saison 2024/25 beide Duelle. In Flensburg siegten die Emder mit 3:1-Toren. Im Rückspiel am 21. März dieses Jahres war Weiche bei der 0:4-Niederlage chancenlos und nach frühem Rückstand, schwerer Verletzung von Malte Petersen sowie einer Roten Karten nur noch um Schadensbegrenzung bemüht.

Hinweise für alle Fans: längste Anreise, bester Stream

Das Spiel wird am Freitag, 15. August 2025, um 19 Uhr im Ostfriesland-Stadion von Emden, Sielweg 10, angepfiffen. Schiedsrichter der Partie ist Jan-Lukas Meyer (TuS Schwachhausen/Bremen), der von Filip Gagelmann (ATSV Sebaldsbrück/Bremen) und Burak Kücüközarslan (JFV Bremerhaven) an den Linien assistiert wird.

Die Spiele der Regionalliga Nord werden weiterhin kostenlos im kommentierten Livestream über den zentralen Vermarktungskanal des Anbieters SolidSport auf nordfv.tv übertragen. Der vom Gastgeber kommentierte Livestream ist der professionellste der gesamten Liga. Er läuft ab zehn Minuten vor Anpfiff, also ab 18.50 Uhr. Die Qualität der Übertragung aus Emden ist sehr gut, u. a. weil zusätzliche Kameratechnik vom Spielfeldrand zum Einsatz kommt. Wir werden einen Ticker mit Infos zu Aufstellung, Spielbeginn, Halbzeit und Abpfiff sowie den Toren wie gehabt auf unseren Social-Media-Kanälen anbieten.

Das Ostfriesland-Stadion, das seit 2011 diesen Namen trägt, ist ein 1950 erbautes und maximal 7.200 Zuschauer fassendes reines Fußballstadion. Die Anlage im Emder Norden wird durch seine beengten Verhältnisse bei sicherlich zu erwartenden mehr als 2.000 Zuschauern eine tolle Atmosphäre erzeugen.

Die Anfahrt erfolgt am besten über die A 31 an der Abfahrt Emden-Mitte über die Auricher Straße. Es wird – je nach Fahrroute gemeinsam mit Schöningen und Meppen – die weiteste Auswärtsfahrt der gesamten Saison werden. Aus Flensburg benötigen Autofahrer für die 393 Kilometer lange Strecke bis an die holländische Grenze zum Emder Ostfriesland-Stadion im Normalfall etwas über vier Stunden Fahrzeit. Allerdings dürfte es am Freitag auf den Autobahnen – speziell an der Rader Hochbrücke, am Elbtunnel und in Höhe Bremen – sehr eng werden, sodass sich die Fahrzeit schnell sehr deutlich verlängern kann.

Alternativ bietet sich für die Hinfahrt die Bahn mit stündlichen Verbindungen an. Beispielsweise kann bei Abfahrt um 09.15 Uhr ab Flensburg – mit schnellerem Fernverkehr zwischen Hamburg und Bremen – Emden bereits um 14.41 Uhr erreicht und noch vor Anpfiff die Innenstadt besucht werden. Werden hingegen auch zwischen Hamburg und Bremen und damit ausschließlich Züge des Nahverkehrs für das Deutschland-Ticket genutzt, so wären Weiche-Fans um 15.38 Uhr in der ostfriesischen Metropole. Vom Bahnhof in Emden sind es etwa 1,7 km, d. h. rund 20 Minuten Fußweg bis zum Stadion. Selbst für die Rückfahrt stellt die Bahn – ohne Übernachtung – noch eine funktionierende Verbindung in Aussicht, wobei nach dem Abpfiff gegen 20.50 Uhr nicht getrödelt werden darf. Bei Abfahrt um 21.17 Uhr ab Emden soll Ankunft in Flensburg um 2.57 Uhr sein. Hierbei muss allerdings zwischen Bremen und Hamburg ein ICE genutzt werden. Erfahrungsgemäß bestehen durchaus gute Chancen, dass diese Verbindung klappen kann.

Das Stadion in Emden öffnet 90 Minuten vor Anpfiff, demnach um 17.30 Uhr. Die Gastgeber bitten auf ihrer Homepage darum, Tickets möglichst online zu kaufen (zwei Euro Rabatt), um großen Andrang an den Tageskassen zu vermeiden. Für den Gäste-Block E wird – wie bei allen Stehplätzen – ein Preis von 10 Euro angegeben. Kinder bis sechs Jahre haben mit einer sogenannten „Schoßkarte“ freien Eintritt. Es gelten des Weiteren diverse Ermäßigungen. Näheres: siehe www.kickers.de/verein/spieltagsinfos.

Fans können sich mit allen Fragen sehr gern an Meikel Carstensen wenden. Der Fanbeauftragte ist unter 01 70/803 28 46 oder fanbetreuung@weicheflensburg08.de erreichbar.

Ein Hinweis zum Wetter: In Emden werden für den Freitag Höchsttemperaturen bis zu 27 Grad erwartet, die in den Abend- und Nachtstunden um bis zu zehn Grad abfallen werden. Mit Niederschlag ist nicht zu rechnen.

Wir wünschen den nach Ostfriesland fahrenden Weiche-Fans eine problemlose Anreise, ein schönes Spiel und eine gut gelaunte Rückkehr nach Flensburg sowie allen anderen Weiche-Fans eine Freude bereitende Live-Übertragung aus Emden.

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