Nahezu auf Augenhöhe mit Kieler Störchen

Drei Tage nach dem starken 1:1-Remis gegen den dänischen Erstligisten Aarhus GF hat der SC Weiche Flensburg 08 sein zweites Testspiel in Vorbereitung auf die neue Regionalliga-Saison knapp verloren. Unsere Mannschaft konnte an die Leistung vom vergangenen Mittwoch anknüpfen, unterlag aber am frühen Samstagabend dem Zweitbundesligisten Holstein Kiel mit 0:1. Bei zumeist leichtem Nieselregen bestritten beide Mannschaften vor 1.090 Fans im Manfred-Werner-Stadion ein qualitativ hochwertiges Freundschaftstreffen, das aus Flensburger Sicht allerdings eine unangenehme Begleiterscheinung hatte, da mit Marten Schmidt und Torben Marten gleich zwei Spieler verletzungsbedingt ausgewechselt werden mussten. Hingegen wurde unsere bisherige Nummer 15, Florian Meyer, der eine lange Vergangenheit bei Holstein hatte, ehe er zehn Jahre lang das Weiche-Trikot überstreifte, vor dem Spielbeginn unter dem Beifall beider Fan-Lager verabschiedet. Zuvor war unser Geschäftsführer Finanzen, Harald Uhr, vom Ehrenpräsidenten des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes, Hans-Ludwig Meyer, mit der höchsten Ehrung des SHFV, der goldenen Ehrennadel, ausgezeichnet worden.

Nach der Partie meinte unser Cheftrainer Benjamin Eta: „Ich hätte den Jungs ein Unentschieden gegönnt. Für mich ist das Ergebnis nicht so wichtig. Wichtiger ist, wie wir uns präsentiert haben. Da bin ich absolut zufrieden. Es war ein Spiel auf Augenhöhe. Wir haben an die Leistung vom Mittwoch angeknüpft und sind auf dem richtigen Weg.“ Und Torben Rehfeldt erklärte: „Wir haben uns gut verstärkt. Wir haben vom ersten Training an das Gefühl, dass es passt. Aber wir sollten die Ergebnisse in den Testspielen nicht so hoch hängen. Es ist eher die Art und Weise, auf die es derzeit ankommt.“

Erneut kamen bei Weiche 23 Spieler zum Einsatz. Für den leicht angeschlagenen Pelle Hoppe rückte mit Milo Sankowski ein weiteres Talent aus unserer U 23 in den Kader, der damit sein Debüt feiern konnte. Aus der Oberliga-Mannschaft waren zudem wieder Jorge Frederik Stockhaus und Maxim Jurk dabei. Neben Pelle Hoppe fehlten aus dem aktuellen Regionalliga-Kader weiterhin die noch angeschlagenen Ilidio Pastor Santos, Calvin Ogara und Noel Kurzbach. Leider zogen sich Marten Schmidt mit verdrehtem Knie (16.) und Torben Marten (Oberschenkel, 62.) Verletzungen zu, sodass sie vorzeitig ausgewechselt werden mussten.

Weiche legte richtig prima los und war in den ersten zehn Minuten die aktivere Mannschaft, ohne zu echten Torchancen zu gelangen. Es behagte den Störchen überhaupt nicht, dass sie derart früh angegriffen wurden. Doch Holstein konnte in der Folge immer wieder mal mit guten Aktionen Torgefahr heraufbeschwören. Den ersten Abschluss vergab Benedikt Pichler nach sehenswertem langem Pass aus der eigenen Hälfte (12.). Auch als Lucas Wolf auf der rechten Seite lang geschickt wurde, war ein genauer weiter Ball aus der Holstein-Abwehrkette der Ausgangspunkt. Patrick Thomsen konnte am Fünfmeterraum in höchster Not klären (21.). Nach dem bis dahin besten Angriff der Gäste ging es über links und Ba-Muaka Simakala schnell. Das Zuspiel in die Mitte erreichte Benedikt Pichler, der am starken Reflex von SC-Torhüter Philip Østerbæk scheiterte (31.) und nur kurz danach von Holstein-Trainer Marcel Rapp ausgewechselt wurde (32.). Im Anschluss an den folgenden ersten Eckball der Gäste knallte Marco Komenda die Kugel über den Kasten (32.). Dann zog Ba-Muaka Simakala noch einmal aus der Distanz ab, zielte aber genau auf Torhüter Philip Østerbæk (37.). Und Joshua Mees, der Benedikt Pichler abgelöst hatte, schoss über links kommend am langen Pfosten vorbei (44.). Derart eindeutig und einseitig, wie es die aufgezählten Kieler Torchancen verheißen, verlief die Partie gerade vor der Pause allerdings keineswegs. Weiche agierte über weite Strecken auf Augenhöhe, konnte sich auch immer wieder spielerisch geschickt befreien und hatte zum Teil lange Ballbesitzphasen. Die beiden besten Flensburger Möglichkeiten hatte René Guder. Einmal legte Felix Brügmann die Kugel geschickt in den Lauf von Marcel Cornils, der von links in den Rückraum passte, wo der Abschluss von René Guder zum Eckstoß abgefälscht wurde (24.). Beim zweiten Mal lief der schnelle Gegenzug über David Pfeil über links, dessen Zuspiel dann René Guder nicht mehr erreichte (44.). Weiche agierte geordnet und mutig, mit klarer Spielidee, die den Zweitbundesligisten sichtbar herausforderte.

Nach dem Seitenwechsel nahm die Qualität der Partie vielleicht etwas ab, und die Unterschiede zwischen Viert- und Zweitligisten wurden optisch deutlicher. Dennoch taten sich die nun von Lewis Holtby dirigierten Gäste schwer, sich Chancen zu erspielen. Joshua Mees – letztlich auffälligster Holstein-Profi – schlenzte die Kugel rechts am Kasten vorbei (48.) und traf auch in der Schlussphase nach guten Einzelaktionen zweimal nicht die Kiste (83., 88.). Holmbert Fridjonsson schaffte es zunächst ebenfalls nicht, den Führungstreffer zu markieren. Er ließ nach Vorarbeit von Nicolai Remberg über links eine gute Chance am kurzen Pfosten aus (54.) und scheiterte dann sogar mit einem Strafstoß an SC-Torhüter Jesper Heim, der die Kugel überdies festhalten konnte (70.). Zuvor hatte Dan Neicu bei einer rettenden Grätsche den Ball unglücklich an die Hand bekommen. Der isländische Nationalspieler markierte wenig später aber doch den Kieler Führungstreffer. Joshua Mees kam über Linksaußen, Holmbert Fridjonsson grätschte im Zentrum das Streitobjekt unter das Tordach (77.). Danach konnte sich nochmals Jesper Heim auszeichnen, als er den Freistoß von Marvin Schulz von der linken Außenseite stark parierte und den zweiten Ball sicher aus der Luft pflückte (80.). Die letzte Holstein-Chance vergab wiederum Holmbert Fridjonsson, diesmal nach Vorarbeit von Tom Rothe (86.). Unsere Mannschaft konnte nach der Pause hingegen nur einmal nach einem Eckstoß von Dominic Hartmann gefährlich werden, wobei die Kieler mit vereinten Kräften kurz vor der Torlinie die Situation bereinigten (76.). Insgesamt hatte Weiche in der zweiten Halbzeit nicht mehr so oft den Ball.

Auffälligste Spieler unserer Mannschaft waren Finn Wirlmann mit hoher Passsicherheit, vor allem beim Befreien aus beengten Situationen, und John Dethlefs sowie beide Torhüter. Bei den Gästen fielen vor allem Lewis Holtby als Taktgeber und Joshua Mees auf.

Weiche wird am kommenden Freitag, 7. Juli 2023, in ein Kurztrainingslager nach Dänemark gehen. Zum Abschluss dessen trifft unsere Mannschaft am Sonntag, 9. Juli 2023, ab 11 Uhr im Trainingskamp der Gastgeber am Stadion Kolding (Autocentralen Park, Marcus Allè 30 in Kolding) auf Kolding IF. In einer spannenden Aufstiegsrunde der 2. Division hatte sich KIF am Ende der vergangenen Saison knapp durchgesetzt, sodass die Rückkehr in die zweitklassige 1. Division gelungen war.

Weiche 1. Halbzeit: Østerbæk – Behrmann, Thomsen, Rehfeldt (Kap.), Pfeil – Dethlefs, Wirlmann, Schmidt (16. Hartmann) – Guder, Brügmann, Cornils. Trainer: Eta.

Weiche 2. Halbzeit: Heim – Schleemann, Marten (62. Sankowski), Fölster, Neicu – Stockhaus, Hartmann (Kap.), Dethlefs (71. Jurk), Richter – Ehlers, Gieseler. Trainer: Eta.

Tor: 0:1 Fridjonsson (77.).

Schiedsrichter: Jannek Hansen (TSV Drelsdorf-Ahrenshöft-Bohmstedt), mit souveränem Auftreten, jederzeit Herr der Lage.

Zuschauer: 1.090 im Manfred-Werner-Stadion, Flensburg-Weiche, in der Schlussphase unter Flutlicht.

Trainerstimmen:

Benjamin Eta (Weiche): „Ich hätte den Jungs ein Unentschieden gegönnt. Für mich ist das Ergebnis nicht so wichtig. Wichtiger ist, wie wir uns präsentiert haben. Da bin ich absolut zufrieden. Es war ein Spiel auf Augenhöhe. In der zweiten Halbzeit hat anfangs etwas die Zuordnung gefehlt. Wir standen dann etwas kompakter. Über 90 Minuten war es gut. Wir haben an die Leistung vom Mittwoch angeknüpft. Wir haben kräftemäßig noch etwas zu tun. Fußballerisch wird es immer besser. Wir sind auf dem richtigen Weg.“

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