Moral und Einsatz unbelohnt

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Moral und Einsatz unbelohnt

SC Weiche Flensburg 08 – Hamburger SV II 2:3 (0:2)

21. November 2022

Zum Abschluss der Hinrunde der Regionalliga Nord musste der SC Weiche Flensburg 08 am 19. Spieltag gegen die U 21 des Hamburger SV eine 2:3-Heimniederlage hinnehmen. Am Freitagabend sahen 1.103 Zuschauer unter Flutlicht im Manfred-Werner-Stadion bei nass-kaltem Wetter eine höchst unterhaltsame, abwechslungsreiche Partie mit vielen Höhepunkten. Unsere Mannschaft kam nach einem schmerzhaften 0:3-Rückstand zwar zurück in die Partie und durfte am Punktgewinn schnuppern, doch der Ausgleich gelang in einem phasenweise turbulenten Schlagabtausch nicht mehr. Während sich der Hamburger Trainer Pit Reimers später glücklich darüber zeigte, dass die eigene „Idee“ aufgegangen sei, sagte unser Trainer Mamadou Sabaly auf der Pressekonferenz nach den spannenden 95 Minuten: „Das Spiel hätte für beide Seiten ausgehen können.“

Unsere Mannschaft lief gegenüber dem jüngsten 2:2-Remis in Norderstedt mit drei Änderungen in der Startformation auf. Für Bjarne Schleemann, Noel Kurzbach und den angeschlagenen Florian Meyer (Leistenverletzung aus dem Spiel gegen Norderstedt) spielten der etatmäßige Kapitän Dominic Hartmann, Kevin Schulz und Christopher Kramer von Beginn an. Im Verlauf der zweiten Halbzeit wurden Jonah Gieseler, John Dethlefs, Bjarne Schleemann und Tobias Fölster eingewechselt. Das 20er Aufgebot des Spieltags vervollständigten Torhüter Philip Østerbæk sowie Torben Rehfeldt, Thies Richter, Calvin Ogara und Tobias Ryborg.

Mit Anpfiff überließen die Hamburger den Platzherren überraschend viel Ballbesitz. So hatte unsere Mannschaft meistens das Runde in ihren Reihen, während die Gäste erst hinter der Mittellinie attackierten. Das sah optisch auch ganz gut aus, was die Flensburger mit dem Ballbesitz anstellten. Allerdings war diese Dominanz trügerisch, denn mit dem ersten Hamburger Angriff stand es 0:1. Kapitän Jonah Fabisch steckte auf der rechten Außenbahn zu Daouda Beleme durch, der aus spitzem Winkel den Abschluss suchte. SC-Torhüter Jesper Heim wehrte ab, doch das Streitobjekt kam genau vor die Füße von Juho Kilo, der vom Elfmeterpunkt in die für unseren Schlussmann entlegene linke Ecke traf (6.).

Den Tiefschlag steckte unsere Mannschaft gut weg. Nach einer Flanke von Patrick Herrmann konnte Christopher Kramer am Elfmeterpunkt den Ball gut annehmen und sich um seinen Gegenspieler drehen. Der Abschluss aus zehn Metern landete aber genau auf Torhüter Malte Brüning (9.). Schon im Gegenzug wurden die Flensburger Defizite erneut deutlich: Von defensiver Stabilität konnte keine Rede sein. Leon Sommer konnte relativ ungestört aus dem Mittelfeld losdribbeln. Er wurde erst beim Abschluss am rechten Fünfmetereck zum Eckstoß geblockt (10.). Doch von diesem kurzen Offensivakzent der Gäste einmal abgesehen: Weiche machte das Spiel und kam auch zu Möglichkeiten, obgleich Ungenauigkeiten und Fehlpässe immer wieder gute Aktionen abrupt beendeten und zahlreiche Eingaben, vor allem von der rechten Seite, letztlich zu ungenau waren. Nach einer Flanke von Kevin Schulz von rechts hatte der Kopfball von Christopher Kramer zu wenig Druck und Präzision, sodass Torhüter Malte Brüning problemlos halten konnte (12.). Dann rauschte ein Freistoß von Christopher Kramer aus 20 Metern ebenso über das Tor (17.) wie ein Kopfball von Kevin Schulz nach Eckstoß von Dominic Hartmann (20.). Und auch der überraschende Abschluss von halbrechts von René Guder aus der Distanz verfehlte das Tor (24.). Beim Lupfer von Christopher Kramer aus 25 Metern klärte HSV-Torhüter Malte Brüning zum nächsten Eckstoß, womit er seinen eigenen Fehler im Spielaufbau wieder ausbügelte (26.). Der Ausgleich wäre inzwischen fraglos verdient gewesen. Weiche hatte einen gefühlten Ballbesitz von etwa 75 Prozent und konnte damit durchaus etwas anfangen.

Die Hamburger Zurückhaltung endete nach einer guten halben Stunde. Über rechts startete Daouda Beleme einen Sololauf. Er legte auf Jonah Fabisch ab, der wiederum mit einem 16-Meter-Schuss Jesper Heim zu einer Parade zwang. Der SC-Torhüter lenkte die Kugel über die Latte (32.). Wenig später passte Jonah Fabisch in die Gasse auf Timon Burmeister. Wieder konnte Jesper Heim parieren (37.), wobei der Hamburger Nachwuchs im Ballbesitz blieb. Nur Sekunden später schob Timon Burmeister einen Pass von Juho Kilo aus 14 Metern von halblinks mit Hilfe des rechten Innenpfostens zum 0:2 ins Netz (38.). Die Ernüchterung beim Gastgeber war groß. Bis zur Pause gelang keine Antwort mehr.

Gleich nach Wiederanpfiff wäre der Anschluss eigentlich fällig gewesen, doch der Kopfball von Patrick Thomsen nach dem von der linken Außenlinie getretenen Freistoß von Dominic Hartmann ging knapp am Tor rechts vorbei (47.). Auf der Gegenseite parierte Jesper Heim nach einem Eckball mit starkem Reflex eine Direktabnahme von Bryan Hein zum nächsten Eckstoß (49.). Kurz darauf verpasste Weiche die bis dahin größte Chance. Nach einem Handspiel von Nicolas Kisilowski im Hamburger Strafraum (54.) scheiterte René Guder mit dem Strafstoß am in die bedrohte linke Ecke abtauchenden Torhüter Malte Brüning (55.). Und das Geschehen ging mit hoher Ereignisdichte weiter auf und ab. Im Gegenzug parierte Jesper Heim stark beim Versuch von Daouda Beleme, der mit schnellem Antritt von der Mittellinie durchgebrochen war (55.). Der HSV-Torjäger machte auch in der Folge der Weiche-Abwehr das Leben schwer. Wieder ging er hohes Tempo, legte dann auf Robin Velasco ab, der vom Strafraum schoss, doch Jesper Heim lenkte den Ball an den Pfosten (61.). Die vermeintliche Entscheidung war damit aber lediglich aufgeschoben. Nur Sekunden später schien sie perfekt. Der gerade eingewechselte Moses Otuali leitete selbst über die linke Seite ein, Arlind Rexhepi hatte Platz, brachte das Spielgerät an den Fünfer, wo Moses Otuali locker zum 0:3 einnetzen konnte (62.).

Die komplette Demütigung der Gastgeber blieb aus. Unsere Mannschaft zeigte Moral und kam binnen weniger Minuten wieder richtig ran, sodass sie doch noch am Punktgewinn schnuppern konnte. Erst köpfte Christopher Kramer einen Eckstoß von Dominic Hartmann nach Kopfballverlängerung von Patrick Herrmann zum 1:3 ein (66.). Dann half Schiedsrichter Felix Bahr etwas mit. Nach einer Flanke von Patrick Herrmann sprang Robin Velasco bei der Ballannahme die Kugel unglücklich an den Arm. Der Unparteiische gab einen zweiten Handelfmeter. Diesmal übernahm Christopher Kramer die Verantwortung. Er verlud den Torhüter und netzte in die Mitte zum 2:3-Anschluss ein (70.).

Es war noch genügend Zeit, um die Niederlage abzuwenden. Doch obwohl unsere Mannschaft drückte, alles nach vorn warf und defensiv hohes Risiko ging, gab es nur zwei nennenswerte Möglichkeiten zum Ausgleich. Nach einem Eckstoß nahm Marcel Cornils einen „zweiten Ball“ von halblinks von der Strafraumkante direkt. Die Kugel blieb hängen, Patrick Thomsen schoss den Abpraller vom linken Fünfmetereck links am Tor vorbei, wobei einige Fans den Torschrei schon auf den Lippen hatten (78.). Und einen Freistoßaufsetzer von Dominic Hartmann parierte Torhüter Malte Brüning, der den Nachschuss von Jonah Gieseler von links aus spitzem Winkel ebenfalls hielt (80.). Daher blieb es auch nach fünfminütiger Nachspielzeit beim knappen Hamburger Sieg.

Bei den jungen Gästen waren Jonah Fabisch als Ideengeber im Mittelfeld und der nur schwer zu stoppende Daouda Beleme die auffälligsten Spieler. Die Hamburger, bei denen Maximilian Großer bei gegnerischem Ballbesitz als zusätzlicher Innenverteidiger in die Viererkette einrückte, hatten zudem einen starken Torhüter Malte Brüning, der nicht nur beim gehaltenen Strafstoß zum wichtigen Rückhalt wurde. Auf Flensburger Seite konnten sich ebenfalls Torhüter Jesper Heim trotz dreier Gegentreffer und der Doppeltorschütze Christopher Kramer die besten Noten verdienen. Ein Aktivposten mit Ideen, Witz und Dynamik war zudem Marcel Cornils, wenngleich ihm bei weitem nicht alles gelang.

Weiter geht es bereits am Samstag, 26. November 2022. Dann hat unsere Mannschaft zum Rückrundenauftakt erneut Heimrecht. Zu Gast wird ab 13.30 Uhr im Manfred-Werner-Stadion das Tabellenschlusslicht BSV Kickers Emden sein.

Weiche: Heim – Herrmann, Thomsen, Njie (88. Fölster/V) – Wirlmann (V/84. Schleemann), Hartmann (Kap.) – Guder, Nadj (77. Dethlefs), Cornils – K. Schulz (65. Gieseler), Kramer. Trainer: Sabaly.

Hamburger SV II: Brüning (V) – Sommer, Kisilowski (V), Hein, Rexhepi (75. Seifert) – Großer – Fabisch (Kap.), Kilo (90.+4 Ntsiakoh) – Velasco (71. Harz), Beleme, Burmeister (59. Otuali). Trainer: Reimers.

Tore: 0:1 Kilo (6.), 0:2 Burmeister (38.), 0:3 Otuali (62.), 1:3 Kramer (66.), 2:3 Kramer (70., Strafstoß).

Zuschauer: 1.103 im Manfred-Werner-Stadion, Flensburg-Weiche.

Schiedsrichter: Felix Bahr (SV Ahlerstedt/Ottendorf), hatte in der intensiv geführten Partie ordentlich zu tun, zeigte Wirlmann (Foul an Sommer, 82.) und Fölster (Foul an Beleme, 90.+5) auf Flensburger sowie Kisilowski (Handspiel, 54.), Brüning (Zeitspiel, 86.) und Otuali (Zeitspiel, 88.) auf Hamburger Seite „Gelb“ sowie dem HSV-Torwarttrainer Arvid Schenk (heftiges Reklamieren, 73.) „Rot“.

Trainerstimmen:

Der Trainer der U 21 des Hamburger SV, Pit Reimers, sagte: „Es ist immer etwas los, wenn wir hier sind: Spektakel. Wir hatten eine Idee, die in der ersten Halbzeit voll aufgegangen ist. Wir wollten Weiche den Ball überlassen und etwas tiefer stehen. Es war zu erwarten, dass Weiche in der zweiten Halbzeit drücken würde. Der Druck wurde immer größer, aber ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen. Sie hat alles wegverteidigt. Unser Torwart war überragend. Nach dem 3:0 waren wir uns einen Tick zu sicher. Es war klar, dass nach dem Anschluss eine Wucht auf uns zukommt. Am Ende haben wir die Führung über die Zeit verteidigt. Wir sind glücklich, dass wir hier gewonnen haben, und freuen uns auf das Spiel nächste Woche auf der Lohmühle.“

Unser Trainer Mamadou Sabaly fasste sich auf der Pressekonferenz kurz: „Glückwunsch an meinen Trainerkollegen. Das Spiel hätte für beide Seiten ausgehen können. Der Gegner kam in der ersten Halbzeit zweimal nach vorn. Man kann auch Pech sagen. Wir werden für die nächsten drei Spiele weiterarbeiten.“