Ja! Klassenerhalt!

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Ja! Klassenerhalt!

SC Weiche Flensburg 08 – TuS Bersenbrück 2:1 (1:1)

10. Juni 2024

„Ich wart‘ seit Wochen auf diesen Tag und tanz‘ vor Freude über den Asphalt“, dröhnten „Die Toten Hosen“ am späten Sonntagnachmittag um kurz vor 17 Uhr aus den Lautsprechern des mit 1.888 zahlenden Zuschauern bestens besuchten Manfred-Werner-Stadions. Seit Wochen kämpfte der SC Weiche Flensburg 08 um den Verbleib in der Regionalliga Nord. Nun hatte er seine allerletzte Chance auf den Klassenerhalt genutzt, und die Erleichterung war den meisten der Anhänger spür- und sichtbar anzumerken. Im Relegationsrückspiel setzte sich unsere Mannschaft am Sonntagnachmittag gegen TuS Bersenbrück knapp mit 2:1-Toren durch. Nach dem 2:2-Remis im Hinspiel vier Tage zuvor bedeutete das Resultat vom Sonntag, dass Weiche in der kommenden Saison den noch unbesetzten freien Platz in der Nord-Staffel der vierthöchsten Spielklasse einnehmen wird. Dem Vizemeister der Oberliga Niedersachsen bleibt hingegen trotz der erfolgreichsten Saison der Vereinsgeschichte und ungeachtet der Anerkennung vieler Flensburger Fußballfreunde für insgesamt mehr als 180 Minuten Auseinandersetzung auf Augenhöhe der erstmalige Sprung auf die überregionale Bühne verwehrt. Bei typisch Flensburger Aprilwetter mit kühlen nicht einmal 15 Grad und einem Wechsel von Regen und Sonne war Weiche nicht die bessere, wohl aber die diesmal glücklichere Mannschaft. Der TuS-Verantwortliche Tobias Langemeyer konnte trotz des verpassten Aufstiegs sicherlich stolz auf seine Schützlinge sein. Unser Trainer Torsten Fröhling fühlte dabei mit dem Gegner: „Für die Spieler von Bersenbrück tut es mir leid. Sie haben richtig mutig gespielt.“

Gegenüber dem Hinspiel änderte Trainer Torsten Fröhling die Startelf dreimal. Der etatmäßige Kapitän Finn Wirlmann stand nach Absitzen seiner Sperre wieder zur Verfügung und rückte ebenso in die Anfangsformation wie die in Bersenbrück als erste eingewechselten Theo Behrmann und Jannic Ehlers. Dafür mussten Thies Richter, Noel Kurzbach und John Dethlefs zunächst auf der Bank Platz nehmen. Zur Pause kam Yusri El-Kandoussi für den angeschlagenen David Pfeil. Unmittelbar nach seinem Treffer zur 2:1-Führung musste allerdings auch unser Holländer verletzungsbedingt wieder raus. Er wurde durch Noel Kurzbach ersetzt. Zuvor hatte schon Thies Richter den Kapitän Finn Wirlmann abgelöst. Außerdem wurden in der Schlussphase erst Bjarne Schleemann und dann John Dethlefs eingewechselt. Zum Spieltagsaufgebot gehörten ferner Torhüter Nils Bock, Ilidio Pastor Santos, Calvin Ogara und Tim Wulff. Maxim Jurk, in Bersenbrück noch im 20er Aufgebot, verletzte sich leicht im Abschlusstraining am Samstag und musste daher passen. Nicht zum Kader zählten außerdem die ebenfalls verletzten Philip Østerbæk, Pelle Hoppe und Torben Marten sowie Tobias Fölster, Patrick Thomsen, Mika Kieselbach und Felix Brügmann. Unterstützt wurde Weiche auch vom SV Dörpum, der durch den Flensburger Klassenerhalt den eigenen Ligaverbleib in der Landesliga feiern konnte, sowie u. a. von Ex-Trainer Daniel Jurgeleit und Ex-Spieler Niclas Nadj (jetzt SC Verl bzw. SC Paderborn).

Bersenbrücks Trainer Tobias Langemeyer nahm gegenüber dem Hinspiel in seiner ersten Elf nur eine Änderung vor. Für Ex-Profi Jules Reimerink (nicht im Kader) lief Saikouba Manneh von Beginn an auf. Der TuS-Trainer wechselte auch im Verlauf der insgesamt knapp 98-minütigen Spielzeit lediglich einmal, und zwar in der Nachspielzeit.

Die Partie brauchte im Flensburger Regen keine lange Anlaufzeit. Den ersten Abschluss buchte Jannic Ehlers schon nach 30 Sekunden. TuS-Torhüter Nils Böhmann parierte den Aufsetzer (1.). Der Kontrahent antwortete über Michel Eickschläger. Bei einem Konter hatte der Rechtsaußen Platz, SC-Torhüter Jesper Heim war aus dem Kasten geeilt, konnte die Situation aber nicht endgültig bereinigen, doch Markus Lührmann traf aus 16 Metern aus der Drehung das verwaiste Tor nicht (9.). Und weiter ging der Schlagabtausch. René Guder schoss aus spitzem Winkel hart; Torhüter Nils Böhmann wehrte in die Mitte ab; der Nachschuss von Marten Schmidt wurde geblockt (14.). Der Flensburger Führungstreffer fiel dennoch und nur wenig später, als Marten Schmidt erkannte, dass der Bersenbrücker Schlussmann bei einem langen Ball von Theo Behrmann auf Jannic Ehlers weit aus seinem Kasten geeilt war und die Aktion zu kurz bereinigte. Unsere Nummer 22 ging dazwischen und bugsierte den Ball aus gut 30 Metern mit dem linken Fuß zum 1:0 ins leere Tor (15.). Doch den Niedersachsen, die immer wieder geschickt mit punktgenauen Diagonalbällen auf die beiden Außenpositionen agierten, fiel recht bald die Antwort ein. Auf der rechten Seite konnte sich Patrick Greten das Spielgerät erlaufen und fast von der Grundlinie flach nach innen bringen. Der Ball ging durch den Fünfmeterraum, und so konnte Saikouba Manneh am zweiten Pfosten problemlos zum 1:1-Ausgleich einnetzen (24.).

Damit verpuffte das Flensburger Offensivspiel allmählich. Einmal noch legte Marcel Cornils den Ball auf René Guder nach rechts hinaus, dessen Ablage Marten Schmidt erreichte. Doch den Schuss des künftigen Emdener aus 20 Metern parierte Torwart Nils Böhmann (28.). Die Gäste übernahmen indes immer deutlicher das Zepter. Der quirlige Michel Eickschläger wurde nach seinem Solo erst in höchster Not beim Abschluss geblockt (30.). Es war die letzte Möglichkeit in einer abwechslungsreichen ersten Halbzeit, wobei der Vorteil im Ballbesitz spätestens ab der 30. Minute deutlich bei Bersenbrück lag. Der TuS wirkte mutiger und hatte mehr vom Spiel.

Nach der Pause gehörten den ganz in Grün angetretenen Bersenbrückern auch die ersten Strafraumszenen. Nach Doppelpass mit Saikouba Manneh traf Markus Lührmann von halblinks, verdeckt aus acht Metern, den rechten Pfosten (47.). Die Gäste-Führung hatte dann zweimal Saikouba Manneh auf dem Fuß. Nach einem abgefangenen Querpass von Mohamed Cherif auf Finn Wirlmann konnte er unbedrängt von halblinks auf das Tor zulaufen, doch ein langes Bein von Torben Rehfeldt rettete für Weiche zum Eckstoß (52.). Danach steckte Markus Lührmann auf Saikouba Manneh durch, aber Jesper Heim war rechtzeitig aus seinem Kasten geeilt (56.). Und der gerade erst eingewechselte Thies Richter, wieder als Linksverteidiger agierend, trennte Michel Eickschläger nach langem Sprint im letzten Moment im Strafraum fair vom Ball (61.). Den Kopfball von Kapitän Nicolas Eiter nach einem Freistoß parierte Jesper Heim sicher (63.). Nach dem Seitenwechsel hatten nur die Niedersachsen notierenswerte Offensivszenen. Vom Spielgeschehen her waren sie eigentlich nahe an der Führung, zumal bei Weiche wenig zusammenlief, obgleich unsere Mannschaft verbissen kämpfte. Aber wie es so oft im Fußball ist: Nach hohem Pass in die Spitze von Mohamed Cherif, der sich im Mittelfeld den Ball erobert hatte, setzte sich Yusri El-Kandoussi gegen Philipp Schmidt durch und traf, von seinem Gegenspieler abgefälscht, aus 15 Metern ins kurze Eck zur 2:1-Führung (73.). Erneut hatte unser Holländer, wie im Hinspiel, einen enorm wichtigen Treffer markiert. Unsere Nummer 16 musste allerdings gleich im Anschluss verletzt ausgewechselt werden.

Der Gast hatte nun noch knapp über 20 Minuten Zeit. Trainer Tobias Langemeyer reagierte taktisch aber erst in der Nachspielzeit, als er seinen einzigen Spielerwechsel vornahm (90.+4) und zudem seinen kopfballstarken Kapitän Nicolas Eiter in den Sturm beorderte. Der Innenverteidiger hatte auch den Ausgleich auf dem Kopf, doch er traf nach einem Eckstoß nur die Latte; den artistischen Abpraller von Michel Eickschläger – genau auf den Torhüter – parierte Jesper Heim (90.+2). Es blieb die einzige echte Chance der Niedersachsen in jenen letzten knapp 20 Minuten gegen einen tiefstehenden Regionalligisten, der mit Mann und Maus sein Heiligtum verteidigte. Auch wenn Referee Fabian Porsch zur angezeigten fünfminütigen Nachspielzeit noch 90 Sekunden draufpackte, blieb es daher beim knappen Flensburger Erfolg, der angesichts der Feld- und Chancenanteile sicherlich als glücklich bezeichnet werden muss. Und passend dazu zeigte sich bei und nach dem Schlusspfiff die Sonne über dem Manfred-Werner-Stadion.

Bei den Gästen waren Michel Eickschläger auf Rechts- und Saikouba Manneh auf Linksaußen die auffälligsten Akteure. Moritz Waldow und Denis Müller arbeiteten viel und gut im defensiven Mittelfeld. Unsere Mannschaft hatte ihre besten Spieler in Theo Behrmann, René Guder mit enormer Vielseitigkeit auf vier verschiedenen Positionen und Marcel Cornils sowie im eingewechselten Thies Richter, der hinten links die Kreise von Michel Eickschläger einengen konnte.

Der SC Weiche Flensburg 08 geht nach dem letzten Saisonspiel damit drei Wochen verspätet in die nun gekürzte Sommerpause. Trainingsauftakt wird aller Voraussicht nach Ende Juni sein. Aktuell gibt es bereits eine Ansetzung für die nächste Spielzeit. Im SHFV-Landespokalwettbewerb der Saison 2024/25 wurde das Achtelfinale ausgelost. Weiche muss da zum TSV Rantrum, dem nordfriesischen Kreispokalsieger aus der Landesliga Schleswig. Offizieller Spieltermin der Pokalrunde ist der 20./21. Juli 2024. Eine genaue Terminierung ist bislang nicht erfolgt.

 

Weiche: Heim – Behrmann, Wirlmann (Kap./V/55. Richter/V), Rehfeldt (V), Pfeil (46. El-Kandoussi/75. Kurzbach) – Cherif, Hartmann (V/80. Schleemann), M. Schmidt – Guder, Ehlers (88. Dethlefs), Cornils (V). Trainer: Fröhling.

Bersenbrück: Böhmann – Papachristodoulou, Greten, Eiter (Kap./V), P. Schmidt – D. Müller, Waldow (90.+4 Hedemann), Bannink – Eickschläger, Lührmann, Manneh (V). Trainer: Langemeyer.

Tore: 1:0 M. Schmidt (15.), 1:1 Manneh (24.), 2:1 El-Kandoussi (73.).

Zuschauer: 1.888 im Manfred-Werner-Stadion, Flensburg-Weiche.

Schiedsrichter: Fabian Porsch (Barsbütteler SV/Hamburg), zeigte „Gelb“ für Manneh (Foul an Guder, 87.) und Eiter (Unsportlichkeit, 90.+3) auf Bersenbrücker sowie für Hartmann (Foul an Manneh, 12.), Wirlmann (Foul an Lührmann, 20.), Rehfeldt (Foul an Eickschläger, 63.), Cornils (Unsportlichkeit, 90.+3) und Richter (Foul an Eickschläger, 90.+4) auf Flensburger Seite.

 

Trainerstimme:

Unser Trainer Torsten Fröhling sagte nach dem Spiel zur Situation: „Ich fühle im Moment pure Erleichterung. Ich habe den Abstiegskampf jetzt das dritte Mal erlebt (zuvor mit 1860 München und SV Wehen Wiesbaden in der 2. bzw. in der 3. Liga, ebenfalls jeweils erfolgreich/d. Red.). Es ist sehr aufreibend. Man gibt viel Herzblut rein. Es hängen ja Existenzen dran. Für die Spieler von Bersenbrück tut es mir leid. Sie haben sehr mutig gespielt. Man hat gesehen, wie schwer es für den Kopf ist. Symptomatisch ist, dass ein abgefälschter Schuss zum Sieg führte. Jetzt müssen wir erst einmal den Kader für die neue Saison zusammenstellen. Das nächste Jahr in der Regionalliga wird nicht einfacher. Wir müssen da mit viel Demut und Respekt reingehen. Aber jeder nimmt auch aus dieser Saison etwas mit.“ Ergänzend meinte er später: „Dass der Klassenerhalt so schwierig wird, hatte ich vorher nicht gedacht.“