Hoffen auf eine Relegation

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Hoffen auf eine Relegation

SC Weiche Flensburg 08 – FC Eintracht Norderstedt 0:2 (0:0)

21. Mai 2024

Während der FC Eintracht Norderstedt nach dem Abpfiff des letzten Spieltags der Saison 2023/24 nach seinem ersten Sieg im Manfred-Werner-Stadion im elften Anlauf mit den mitgereisten rund 100 Anhängern den sicheren Klassenverbleib feiern konnte, war die Enttäuschung bei der Mehrzahl der 1.724 Zuschauer groß. Der SC Weiche Flensburg 08 verlor das nach dem schwer erkämpften 1:0-Sieg beim Hamburger SV II unter großer Erleichterung erzwungene „Endspiel“ um den Liga-Erhalt mit 0:2, verfehlte damit nicht nur das sicher rettende Ufer auf Platz 13, sondern fiel durch den zeitgleichen 2:0-Auswärtssieg des SSV Jeddeloh II beim Eimsbütteler TV auch noch auf Platz 15 zurück. Damit muss Weiche nun zwei Wochen ausharren und sich für die ab dem 5. Juni gegebenenfalls anstehende Relegation gegen den Vizemeister der Oberliga Niedersachsen bereithalten. Bei sonnigem Wetter und angenehmen Temperaturen von knapp über 20 Grad kamen die Gäste mit dem Druck offenbar besser klar. Während deren Verantwortlicher Jean-Pierre Richter nun sportlich Hannover 96 II die Daumen drücken wollte, sagte unser Trainer Torsten Fröhling: „Es tut mir leid für die vielen Zuschauer, die uns unterstützt haben, aber wir haben es einfach verkackt heute.“

Die zuvor „Gelb“-gesperrten Finn Wirlmann und Jannic Ehlers standen wieder zur Verfügung. Der etatmäßige Kapitän ersetzte in der Startelf Tobias Fölster, während die Leihgabe des SV Werder Bremen zunächst auf der Bank Platz nahm, sodass es bei einer Änderung blieb. Im Verlauf der zweiten Halbzeit wurden nach und nach Jannic Ehlers, Tobias Fölster, Bjarne Schleemann, Mika Kieselbach und Tim Wulff eingewechselt. Das Spieltagsaufgebot vervollständigten Torhüter Philip Østerbæk, Patrick Thomsen, Thies Richter und Yusri El-Kandoussi. Neben dem verletzten Pelle Hoppe und dem erkrankten Felix Brügmann standen Theo Behrmann, Ilidio Pastor Santos, Calvin Ogara und Torben Marten nicht im Kader.

Auch bei Norderstedt beließ es Trainer Jean-Pierre Richter bei lediglich zwei Änderungen gegenüber der Anfangsformation von der 0:2-Heimniederlage gegen Meppen. Für Dane Kummerfeld (nicht im Kader) und Nick Selutin (auf der Bank) begannen Florian Meier und Manuel Brendel.

Die von der Taktik geprägte Partie begann beiderseits verhalten, wobei die Gäste mehr Ballbesitz generierten. Unsere Mannschaft versuchte, aus einer sicheren Deckung heraus zu agieren, doch die Spielfortsetzung in die Offensive gelang kaum. Weiche wirkte gehemmt und überhaupt nicht mutig. Die Angst, mit einer Niederlage alles zu verlieren, lähmte Kopf und Beine. Unsere Mannschaft baute selten mal gekonnt auf. Vielmehr überwogen lange Bälle in die Spitze, die dann sofort wieder in den Besitz der Eintracht übergingen. So richtig gefährlich agierte allerdings auch Norderstedt zunächst nicht. So blieben Strafraumszenen hüben wie drüben selten. Den ersten Schuss von Juri Marxen parierte SC-Torhüter Jesper Heim problemlos (14.). Nach gut 15 Minuten meldete sich Weiche offensiv im Spiel mal an, hatte die ersten beiden Eckstöße (15., 16.), die jedoch ohne nennenswerten Abschluss verpufften. Und die Gäste blieben die optisch gefälliger agierende Mannschaft. Eine Konterchance über Jonas Behounek spielten sie aber nicht gut aus (42.). Danach dribbelte Ersin Zehir erfolgreich auf halbrechts, Manuel Brendel übernahm, und Holger Brüning verpasste das folgende Querspiel durch den Fünfmeterraum des SC – es war die beste Vorpausenchance (45.+3). So ging es nach sehr unspektakulären 49 Spielminuten torlos und mit reichlich Steigerungspotential in die Kabinen.

Die zweite Halbzeit setzte sich zunächst in diesem Stil fort. Vor allem Weiche war die Angst anzumerken. Dagegen wirkte Norderstedt nervenstärker, ruhiger, abgezockter. So ließ SC-Torhüter Jesper Heim nach einem Abstimmungsfehler mit Torben Rehfeldt mal einen Ball aus den Händen gleiten, sodass Torgefahr entstand, die Holger Brüning nicht nutzen konnte (50.). Auf der Gegenseite rutschten an eine Freistoßflanke von David Pfeil aus dem rechten Halbfeld alle vorbei, sodass die Kugel schließlich in den Armen von „EN“-Torhüter Arne Exner landete (58.).

Den ersten Kulminationspunkt der bis dahin an Höhepunkten äußerst armen Partie gab es wenig später. Finn Wirlmann zögerte mit dem Ball am und dann im eigenen Strafraum zu lange, wurde von Manuel Brendel von hinten attackiert und fiel auf das Streitobjekt. Der Unparteiische, der zuvor viel Härte durchgehen gelassen hatte, allerdings im ersten Spielabschnitt auch zweimal Norderstedts Torhüter Arne Exner schon bei eher leichteren Körperberührungen im Luftkampf mit Freistoßpfiffen geholfen hatte, entschied nicht etwa auf Freistoß für Weiche, sondern zum Entsetzen der Platzherren auf Handelfmeter und folglich „Rot“ für den Flensburger Kapitän (65.). Den von Manuel Brendel getretenen Strafstoß parierte zwar SC-Schlussmann Jesper Heim prächtig (66.), doch fortan waren die Gastgeber in Unterzahl. Die erfolgreiche Aktion unseres Torhüters hätte zudem eine Jetzt-erst-Recht-Stimmung erzeugen können, doch davon war nicht viel zu sehen. Als dann der eingewechselte Nick Selutin auf halbrechts nach einem Fehler der Flensburger zu viel Platz hatte, schmetterte der eingewechselte Stürmer den Ball ins lange Eck zur Eintracht-Führung (80.). Es war der zweite Kulminationspunkt der Partie und der zweite Nackenschlag für Weiche. Nun brauchte der SC – wie gesagt: in Unterzahl – unbedingt einen Treffer, um nicht auf Platz 15 abzurutschen.

Unsere Mannschaft warf in der Folge alles nach vorn, brachte immer wieder lange Bälle an und in den Strafraum, freilich unter Aufgabe sämtlicher Ordnung. Jannic Ehlers schoss zwei Freistöße, erst von halblinks (89.), dann zentral aus 30 Metern deutlich über das Tor (90.+2). Auch als im Eintracht-Strafraum nach einem Kopfball von Mika Kieselbach bei einem Eckstoß Wirrwarr entstand und selbst Torhüter Jesper Heim im Strafraum mitstürmte, wollte der entscheidende Abschluss nicht zustande kommen (90.+3). Bei der Direktabnahme von David Pfeil von der Strafraumgrenze war Torhüter Arne Exner zur Stelle (90.+7). Die Entscheidung fiel mit dem Schlusspfiff, als Jack James einen Konter fuhr, vor Torhüter Jesper Heim nur noch quer passen musste und der mitgelaufene Nick Selutin zum 0:2 einfach einschieben konnte (90.+8).

Die Gäste hatten in Ersin Zehir im Mittelfeld und Linksaußen Eric Gueye ihre auffälligsten Akteure. Bei unserer Mannschaft konnten sich Torhüter Jesper Heim und Torben Rehfeldt die besten Noten verdienen.

Damit kann unsere Mannschaft noch nicht in den Sommerurlaub gehen. Nach kurzer Pause wird sie das Training wieder aufnehmen, um für zwei mögliche Relegationsspiele gegen den niedersächsischen Vizemeister gewappnet zu sein. Ob es zu diesen Spielen kommen wird, ist vom Erfolg von Meister Hannover 96 II gegen den Bayern-Meister Würzburger Kickers abhängig.

 

Weiche: Heim – Guder (84. Wulff), Wirlmann (Kap./65. Rote Karte), Rehfeldt, Pfeil – Cherif, Hartmann (82. Kieselbach), M. Schmidt (78. Schleemann) – Kurzbach (68. Fölster/V), Dethlefs, Cornils (60. Ehlers/V). Trainer: Fröhling.

Norderstedt: Exner – Marxen (Kap.), Nuxoll, Wallenborn (V), Meier (V) – Bölter, Zehir (V), Behounek (62. Selutin) – Brendel (90.+5 James), Brüning (82. K. Choi), Gueye (90.+5 Irbaimo). Trainer: Richter.

Tore: 0:1 Selutin (80.), 0:2 Selutin (90.+8).

Zuschauer: 1.724 im Manfred-Werner-Stadion, Flensburg-Weiche.

Schiedsrichter: Daniel Piotrowski (Buchholzer FC), zeigte „Gelb“ für Meier (Foulspiel an Guder, 57.), Wallenborn (Unsportlichkeit, 86.) und Zehir (Foul an Ehlers, 88.) auf Norderstedter sowie für Fölster (Unsportlichkeit, 86.) und Ehlers (Unsportlichkeit, 88.) auf Flensburger Seite. Außerdem zeigte er Wirlmann wegen Verhinderung einer klaren Torchance (Handspiel im Strafraum) die Rote Karte (65.).

 

Trainerstimmen:

Der Eintracht-Trainer Jean-Pierre Richter meinte, nachdem er die Glückwünsche zum Klassenerhalt entgegengenommen hatte: „Ich möchte nicht viel sagen. Heute ist ein sehr emotionaler Tag für uns. Wir werden jetzt Hannover 96 II die Daumen drücken. Es gebührt der Respekt, dass wir jetzt für den Gegner die Daumen drücken werden.“

Unser Trainer Torsten Fröhling sagte nach den Glückwünschen an seinen Kollegen: „Ihr habt es heute verdient. Wir hatten uns durch den Sieg beim HSV II eine gute Ausgangslage verschafft. Aber heute haben wir alles verloren. Das ging schon in der ersten Halbzeit los. Wir waren überhaupt nicht mutig, hatten Angst. Dabei hatte Norderstedt auch Druck. Es ist unverständlich. Wir wollten das in der zweiten Halbzeit ändern und mutiger spielen. Es hat sich aber nichts geändert. Es war heute zu wenig Fight, zu wenig Kampf, und dann passierte das, was symptomatisch für diese Saison war: Wir werden aus dem Nichts bestraft. Die Standards kommen immer zu kurz. Wir haben heute ein ganz schlechtes Spiel abgeliefert. Wenn man nach 34 Spielen da unten drinsteht, ist es auch verdient. Nun müssen wir hoffen, dass es Hannover II besser macht. Es tut mir leid für die vielen Zuschauer, die uns unterstützt haben, aber wir haben es einfach verkackt heute.“