Ganz bitterer Abend für Weiche

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Ganz bitterer Abend für Weiche

SC Weiche Flensburg 08 – Holstein Kiel II 2:3 (2:1)

14. August 2023

Das Lied mit der immer wiederkehrenden Textzeile „Wir werden wieder aufstehen“ trudelte am Freitagabend nach dem Abpfiff des Unparteiischen trotzig aus den Lautsprechern des Manfred-Werner-Stadions. Dabei konnte man mitfühlen, wie es den Flensburger Spielern und Fans unter den 907 Zuschauerinnen und Zuschauern erging. Und auf der anderen Seite jubelten die jungen Holstein-Talente über einen „Dreier“, an den sie ein paar Minuten zuvor vermutlich selbst kaum geglaubt haben dürften. „Das Spiel darf Weiche einfach nicht mehr verlieren“, war dann nach Abpfiff die wohl häufigste Einschätzung zu dem, was sich in den rund 96 Spielminuten zuvor ereignet hatte. Der SC Weiche Flensburg 08 unterlag am 3. Spieltag vor eigenem Publikum bei trockenem Sommerwetter mit Temperaturen über 20 Grad gegen die U 23 von Holstein Kiel nach eigener 2:1-Führung bis kurz vor Schluss am Ende noch mit 2:3. Während Gäste-Trainer Sebastian Gunkel nach der Partie seine Jungs und die Stimmung in Flensburg lobte und selbst mit dem zeitlichen Abstand zur Pressekonferenz das Glück kaum fassen konnte, sagte unser Trainer Benjamin Eta: „In der ersten Halbzeit war das Spiel ausgeglichen. Es könnte da auch unentschieden stehen. Aber in der zweiten Halbzeit darfst Du das Spiel nicht mehr verlieren. Wir müssen das 3:1 machen und fangen das 2:2. Dann fangen wir uns einen Konter. Das darf uns nicht passieren. Anhand der zweiten 45 Minuten müssen wir das Spiel gewinnen.“

Nach dem torlosen Remis in Drochtersen sah Cheftrainer Benjamin Eta keine Veranlassung, die Anfangsformation zu ändern. Eingewechselt wurden im Verlauf der zweiten Halbzeit Marten Schmidt und René Guder, dann Jonah Gieseler und schließlich Calvin Ogara. Zum Spieltagskader gehörten zudem Torhüter Philip Østerbæk sowie Patrick Thomsen, Dan Neicu, Thies Richter und John Dethlefs. Nicht im Aufgebot waren wie gehabt die noch nicht einsatzbereiten Torben Marten, Noel Kurzbach und Ilidio Pastor Santos. Ferner fehlte trotz überstandener Schulterverletzung der kurzfristig erkrankte Theo Behrmann. Bei Holsteins Zweiter rutschte Noah Gumpert für Jungprofi Lucas Wolf in die sonst gegenüber dem mit 2:1 siegreichen Auftakt in Havelse unveränderte Startelf.

Die Partie war von Beginn an unterhaltsam. Einen ersten Torschuss gab Pelle Hoppe ab, wobei damit Holstein-Schlussmann Noah Oberbeck keine Probleme hatte (4.). Richtig gefährlich wurde es auf der Gegenseite, als Laurynas Kulikas die Rechtsflanke von Niklas Niehoff nicht richtig verarbeiten konnte und die Kugel am Weiche-Kasten vorbeibeförderte (9.). Dann war wieder Weiche an der Reihe. Eine Flanke von David Pfeil senkte sich gefährlich auf das Tordach (10.). Holstein spielte munter mit und setzte die nächsten Nadelstiche. Nico Mai lief über die linke Seite über 40, 50 Meter ungestört, setzte den Abschluss aber knapp am langen Pfosten vorbei (17.). Nochmals ging es über Nico Mai und links. Die Eingabe verpasste Laurynas Kulikas im Zentrum, und Niklas Niehoff traf am zweiten Pfosten die Kugel nicht richtig (22.).

Gerade als das abwechslungsreiche Spiel erstmals seine Längen zu bekommen schien, weckte ein satter, aber zu hoch angesetzter Abschluss von Pelle Hoppe nach Ablage von Felix Brügmann nach einer Flaute das Publikum wieder auf (34.). Und dann wurde es richtig unterhaltsam! Nach Kopfballablage von Laurynas Kulikas brachte eine Direktabnahme von Jannis Voß von der Strafraumgrenze in die rechte untere Ecke den Gast in Führung (36.). Die Antwort kam durch einen direkt verwandelten Freistoß von Jannic Ehlers aus gut 24 Metern in die obere linke Ecke: 1:1 und das erste Saisontor des SC (38.)! Torben Rehfeldt hatte gleich im Anschluss die Chance, die Partie komplett zu drehen, schoss im Liegen jedoch knapp vorbei (39.). Die Führung war damit aber nur aufgeschoben. Als Juan Carrera am linken Strafraumeck bei einer Klärungsaktion mit Pelle Hoppe kollidierte, entschied der Unparteiische zum Ärger der Gäste auf Strafstoß (41.). Jannic Ehlers schickte Noah Oberbeck in die linke Ecke und verwandelte hart unten rechts zur 2:1-Pausenführung (42.). Und Weiche hatte nach einem Ballgewinn von Marcel Cornils gleich noch eine Chance. Felix Brügmann brachte wieder unsere Nummer 10 ins Spiel, dessen Abschluss aus dem Stand jedoch in der zweiten Etage landete (45.).

Es ging nach dem Seitenwechsel mit hoher Intensität weiter. Allerdings blieben klare Aktionen auf beiden Seiten eher rar, weil die Kontrahenten ihre Angriffe nicht konzentriert zu Ende spielten. Zunächst musste Bjarne Schleemann bei einem Eckstoß der Kieler und ziemlichem Gewühle kurz vor der Torlinie retten (48.). Aufregung gab es, als Niklas Niehoff auf halbrechts im Laufduell Torben Rehfeldt entwischte und der SC-Innenverteidiger sich nur durch ein Foul zu helfen wusste. „Gelb“ war die Folge; der Freistoß brachte den jungen Störchen nichts ein (57.). Holstein hatte durch Laurynas Kulikas noch eine gute Chance. Er traf aber den Ball nach Vorarbeit von Niklas Niehoff nicht voll, sodass die Kugel am langen Pfosten knapp vorbeitrudelte (67.). Auch Stanislav Fehler traf nach Brustablage von Laurynas Kulikas aus 15 Metern von halblinks das Tor nicht (70.). Die nicht immer sattelfest wirkende Weiche-Defensive hatte sich aber inzwischen stabilisiert, sodass eine größere Gefahr, den Vorsprung noch aus der Hand zu geben, nur bedingt gegeben schien. Vielmehr schienen die Platzherren das Geschehen im Griff zu haben, zumal sie die Gäste oft in deren Hälfte beschäftigten. Erst Tobias Fölster, dessen Kopfball nach Flanke von René Guder knapp vorbei ging (68.), dann René Guder selbst, der jedoch am langen Pfosten vorbeischoss (78.), hatten sogar die Chance zum 3:1. Ärgerlich aus Flensburger Sicht waren viele Angriffe, bei denen die letzte Konsequenz vor dem Tor fehlte oder die nicht konzentriert zu Ende gespielt wurden, so als Jannic Ehlers über links ging und die Kugel in den Fünfer brachte, wo aber ein Abnehmer fehlte (77.).

Als Jannic Ehlers ein paar Minuten vor Abpfiff vom Platz ging, holte sich der vermeintliche „Mann des Tages“ den verdienten großen Applaus des Publikums ab (85.). Aber der Sieg war eben noch nicht eingetütet, und es kam alles anders. Lasse Rosenboom flankte ohne Gegnerdruck aus dem rechten Halbfeld und der eingewechselte Etienne Sohn, umzäunt von drei zusehenden Flensburgern, köpfte per Aufsetzer aus sieben Metern zum 2:2-Ausgleich ins rechte Eck ein (88.). Und damit nicht genug. René Guder kam aus 13 Metern noch mal zum Abschluss, der Ball ging knapp über den Kasten (90.+3). Als Weiche alles nach vorn warf, wurde erst ein Torschuss von Marten Schmidt, dann ein Versuch von Jonah Gieseler von Lucas Wolf geblockt, sodass der Konter laufen konnte. Etienne Sohn spielte mit dem ebenfalls erst eingewechselten Jungprofi Lucas Wolf einen Doppelpass und traf dann mit einem verdeckten Flachschuss aus 15 Metern in die entlegene Ecke zum 2:3-Endstand (90.+5).

Die Gäste hatten im Mittelfeldspieler Jannis Voß und dem schnellen Rechtsaußen Niklas Niehoff ihre auffälligsten Akteure sowie im spät eingewechselten Etienne Sohn den „Matchwinner“. Bei unserer Mannschaft verdienten sich Tobias Fölster mit guter Leistung in der Innenverteidigung und Doppeltorschütze Jannic Ehlers mit vielen kräftezehrenden Aktionen die besten Noten. Lichtblicke waren auch die am Ende ausgepowerten und daher ausgewechselten Pelle Hoppe und Marcel Cornils.

Weiter geht es für unsere Mannschaft mit dem 4. Spieltag. Dann gastiert sie am Sonntag, 20. August 2023, ab 15 Uhr im Stadion am Panzenberg beim Bremer SV.

Weiche: Heim – Schleemann, Fölster, Rehfeldt (V), Pfeil (V) – Hartmann (Kap.), Wirlmann (V), Hoppe (67. M. Schmidt) – Ehlers (85. Ogara), Brügmann (74. Gieseler), Cornils (67. Guder). Trainer: Eta.

Holstein II: Oberbeck – Carrera, Rankic (Kap.), Lelle – Rosenboom, Voß, Gumpert (69. Wolf), Mai (82. Fujiwara) – Niehoff (69. Saka), Kulikas (78. Sohn), Fehler (90.+1 Jetz). Trainer: Gunkel.

Tore: 0:1 Voß (36.), 1:1 Ehlers (38.), 2:1 Ehlers (42., Strafstoß), 2:2 Sohn (88.), 2:3 Sohn (90.+5).

Zuschauer: 907 im Manfred-Werner-Stadion, Flensburg-Weiche.

Schiedsrichter: Hendrik Duschner (SC Borgfeld/Bremen), hatte eine eher großzügige Linie und beließ es bei dreimal „Gelb“ gegen Flensburger: Rehfeldt (Foul an Niehoff, 57.), Pfeil (Foul an Voß, 75.) und Wirlmann (Foul an Lelle, 77.).

 

Trainerstimmen:

Der Gäste-Trainer Sebastian Gunkel sagte: „Die ersten 30 bis 35 Minuten waren aus unserer Sicht sehr gut. Wir gehen meiner Meinung nach verdient in Führung. Bis dahin war auch die Schiedsrichterleistung sehr gut. Dann gibt es zwei aus unserer Sicht unglückliche Entscheidungen. Du bist wütend und sauer in der Kabine. Aber wir haben versucht, das Spiel sportlich zu drehen. Wir hatten noch 45 Minuten plus x Zeit. Wir haben gewechselt, dann zwei Tore gemacht. Es ist Wahnsinn. Ich bin überglücklich. Hier habe ich noch nie gewonnen, wenn ich mich richtig erinnere. Es ist aber fast freundschaftlich zwischen den beiden Vereinen hier. Es war eine tolle Stimmung und ein emotionales Spiel. Dass die Jungs so auftreten … das nehmen wir gern mit.“

Unser Trainer Benjamin Eta meinte nach den Glückwünschen an seinen Kollegen: „In der ersten Halbzeit war das Spiel ausgeglichen. Es könnte da auch unentschieden stehen. Aber in der zweiten Halbzeit darfst Du das Spiel nicht mehr verlieren. Wir wussten genau, was sie machen. Doch wir stehen falsch. Wir müssen das 3:1 machen und fangen das 2:2. Dann fangen wir uns einen Konter. Das darf uns nicht passieren. Anhand der zweiten 45 Minuten müssen wir das Spiel gewinnen.“ Und weiter erklärte er auf Nachfrage: „Der Saisonstart ist miserabel. Aber es sind Menschen, die da spielen. Das dürfen wir nicht vergessen. In Sachen Einstellung und Willen, das Spiel zu gewinnen, kann man keine Vorwürfe machen. Und wenn wir weiter an uns arbeiten, wird es auch aufwärts gehen. Nach dem Start kann es ja nicht schlechter werden.“ Die Auswechslungen begründete er damit, dass die Spieler platt gewesen seien.