Applaus nur für die Fans

Der Start in die neue Saison 2023/24 der Regionalliga Nord ist dem SC Weiche Flensburg 08 völlig missglückt. Eine Woche nach dem bitteren Pokal-Aus nach Elfmeterschießen in Neumünster musste unsere Mannschaft am 1. Spieltag gegen den FC Teutonia 05 Ottensen im heimischen Manfred-Werner-Stadion eine klare 0:5-Niederlage hinnehmen. Bei wechselhaftem Sommerwetter sahen am frühen Samstagabend 969 Zuschauer ein einseitiges vermeintliches Spitzenspiel mit nur einer Vertretung, die ihre Titelambitionen unterstreichen konnte. So hatten sich an diesem frühen Abend einzig die Weiche-Fans Applaus verdient (Geschäftsführer Christian Jürgensen: „Unsere Fans waren großartig.“), die über 90 Minuten und darüber hinaus ihre Mannschaft lautstark unterstützten. Es war am Ende nicht nur der dritte vergebliche Anlauf, den ersten Weiche-Heimsieg gegen den Hamburger Stadtteilverein einzufahren, sondern auch die höchste Heimniederlage in der Regionalliga seit der ebenso deutlichen 0:5-Pleite gegen den Hamburger SV II vom 25. August 2012. Erst einmal – am 19. Oktober 2013 beim 2:6 gegen den HSV II – kassierte Weiche auf eigenem Terrain mehr Gegentreffer. Während sich Gäste-Trainer Dominik Glawogger nach seinem Debüt sehr glücklich zeigte, meinte unser Trainer Benjamin Eta: „Es war ein verdienter Sieg für Teutonia. Ich muss um Entschuldigung für die Leistung bzw. – da es keine Leistung gab – für das Spiel bitten.“ Leider gab es in der zeitweise hitzig geführten Partie hüben wie drüben verletzte Spieler, denen eine schnelle und gute Genesung zu wünschen ist.

Unsere Mannschaft lief mit einer Ausnahme mit der Startaufstellung auf, die schon beim Pokal-Viertelfinalspiel beim PSV Neumünster vor einer Woche begonnen hatte. Für Jan-Pelle Hoppe begann John Dethlefs. Damit gaben vier der sechs Neuzugänge mit dem Anpfiff ihr Liga-Debüt im Weiche-Trikot: Theo Behrmann, David Pfeil, Jannic Ehlers und Felix Brügmann. Als fünfter kam Jan-Pelle Hoppe zur Halbzeit per Einwechslung zu seinem Debüt. Die sechste Neuverpflichtung, Marten Schmidt, fehlte ebenso wie die anderen Rekonvaleszenten Torben Marten, Ilidio Pastor Santos und Noel Kurzbach. Ebenfalls bereits zur Pause wurden Tobias Fölster und Bjarne Schleemann ins Spiel genommen. Eingewechselt wurden später außerdem Marcel Cornils und Jonah Gieseler. Den Spieltagskader komplettierten Torhüter Philip Østerbæk sowie Dan Neicu, Thies Richter und Calvin Ogara.

Von Beginn an entwickelte sich ein von der Taktik geprägtes Spiel, bei dem Teutonia optische Vorteile hatte, ohne zunächst zu Chancen zu kommen. Weiche zog sich erstaunlich weit zurück, ließ den Kontrahenten bis zur Mittellinie ungestört aufbauen, wobei die Nullfünfer sichtlich selbstbewusst diese Rolle annahmen. Die Führung der Gäste nach der ersten echten Tormöglichkeit durch Kevin Weidlich, der nach einem Eckball aus Nahdistanz erfolgreich abstaubte (15.), war dementsprechend verdient. Auch der nächste Eckstoß war gefährlich, doch Fabian Graudenz schoss von halblinks aus der Drehung am langen Pfosten vorbei (19.). Im Gegenzug vergab John Dethlefs aus zentraler Position die erste und zugleich einzige Weiche-Chance vor der Pause, als er die Flanke von Felix Brügmann direkt nahm, aber den Ball deutlich über das Gebälk setzte (20.).

Nach langer Phase ohne Höhepunkte stand es dann plötzlich 0:2. Michael Igwe profitierte von einem Kopf-Zusammenprall von David Pfeil mit Gazi Siala in der Luft, hatte dadurch über rechts völlig freie Bahn und schoss aus sechs Metern hart ins kurze Eck (40.). Der Ex-Oldenburger Gazi Siala musste in der Folge verletzungsbedingt ausgewechselt (43.) und danach sogar ins Krankenhaus gebracht werden. In der Nachspielzeit überschlugen sich dann die Ereignisse und Emotionen. Fünfmal „Gelb“ zückte der Unparteiische in zwei Szenen; es hätten angesichts von Rudelbildungen und Tätlichkeiten sogar mehr Strafen sein können. Zudem musste auch Teutonias Torschütze zum 0:2, Michael Igwe, nach einem Foulspiel von John Dethlefs verletzt vom Platz.

Nach Dreifachwechsel auf Flensburger Seite – dabei schied Kapitän Dominic Hartmann wegen einer allergischen Reaktion auf einen Insektenstich aus und musste ebenfalls ins Krankenhaus gebracht werden – und Umstellung auf eine Dreierkette zielte Jannic Ehlers aus der Distanz knapp rechts vorbei (48.). Kurzzeitig schien Weiche mit mehr Mut zu agieren. Aber diese Hoffnung trog. Es zeigte sich vielmehr, dass die Anfälligkeit der Defensive bei den schnellen Angriffsspitzen der Hamburger zunahm. Auf der Gegenseite boxte Jesper Heim einen Schuss von Fabian Istefo über die Latte (49.). Dann passte Diamant Berisha auf halblinks in den Lauf von Ole Wohlers, der aus wenigen Metern hart über Jesper Heim zum 0:3 abschloss (53.). Den scharfen Schuss von Ole Wohlers wenig später von halbrechts parierte Jesper Heim (54.). Der Flensburger Torhüter war beim prächtigen Kopfball von Fabian Istefo nach Linksflanke von Diamant Berisha allerdings chancenlos: 0:4 (68.). Und noch einmal traf Teutonia, diesmal durch Diamant Berisha, knallhart aus Nahdistanz unter die Latte, nachdem er unsere Abwehr düpiert hatte (84.). Weiche hatte ganz zum Schluss wenigstens die Chance auf den Ehrentreffer. Doch den Lupfer von Jan-Pelle Hoppe von halblinks bugsierten die Hamburger noch von der Torlinie, wobei auch Bjarne Schleemann es nicht schaffte, den Ball über die Linie zu drücken (90.+2). Zu jenem Zeitpunkt war mit Tjorben Uphoff ein weiterer Teutonia-Spieler verletzungsbedingt ausgeschieden (84.), wobei die Gäste ihr Wechselkontingent bereits erschöpft hatten.

Überragender Mann auf dem Platz war der quirlige Diamant Berisha, der von Weiche vor allem nach dem Seitenwechsel nicht zu stellen war. Zudem konnte Ole Wohlers das Mittelfeld dominieren. Bei unserer Mannschaft konnte sich Marcel Cornils für mehr Spielzeit empfehlen. Torhüter Jesper Heim konnte sich zwar kaum mit Paraden auszeichnen, war aber bei den Gegentreffern chancenlos.

Am kommenden Wochenende steht der 2. Spieltag auf dem Programm. Dann gastiert unsere Mannschaft am Samstag, 5. August 2023, ab 14 Uhr bei der SV Drochtersen/Assel im Kehdinger Stadion von Drochtersen.

Weiche: Heim – Behrmann, Thomsen, Rehfeldt, Pfeil – Hartmann (Kap./46. Schleemann), Wirlmann, Dethlefs (V/46. Fölster/V) – Guder (46. Hoppe), Brügmann (V/69. Cornils), Ehlers (V/81. Gieseler). Trainer: Eta.

Teutonia 05: Liesegang – Weidlich (Kap./V/71. Coffie), Uphoff, Hertner (V), Schwede (V/79. Brodersen) – Siala (43. Istefo/V), Wohlers, Graudenz (71. Varela Monteiro), Maiolo – Igwe (V/46. Ifeadigo), Berisha. Trainer: Glawogger.

Tore: 0:1 Weidlich (15.), 0:2 Igwe (40.), 0:3 Wohlers (53.), 0:4 Istefo (68.), 0:5 Berisha (84.).

Zuschauer: 969 im Manfred-Werner-Stadion, Flensburg-Weiche.

Schiedsrichter: Tim-Alexander Strampe (MTV Handorf), hatte unmittelbar vor der Pause mit fünf Gelben Karten ordentlich zu tun. „Gelb“ sahen Brügmann (Foul an Liesegang, 45.+2), Dethlefs (Foul an Igwe, 45.+3), Ehlers (Foul an Liesegang, 65.) und Fölster (Foul an Ifeadigo, 88.) auf Flensburger sowie Igwe (Meckern, 45.+2), Weidlich (Unsportlichkeit, 45.+3), Istefo (Unsportlichkeit, 45.+4), Schwede (Foul an Behrmann, 52.) und Hertner (Foul an Wirlmann, 78.) auf Hamburger Seite.

Trainerstimmen:

Der Teutonia-Trainer Dominik Glawogger sagte: „Wir sind sehr glücklich. Es war ein Spiel, wo viele Dinge aufgegangen sind. Von Beginn an waren wir da, bissig in den Zweikämpfen und mutig. Über das ganze Spiel gesehen, haben wir dem Gegner keine Chance gegeben. Die Punkte nehmen wir gern mit.“

Unser Trainer Benjamin Eta meinte nach den Genesungswünschen an alle verletzten Spieler: „Es war ein verdienter Sieg für Teutonia. Ich muss um Entschuldigung für die Leistung bzw. – da es keine Leistung gab – für das Spiel bitten. Wir haben Null von dem abgerufen, was wir wollten. Wenn ich wüsste, woran es liegt, hätte ich es geändert. Wir waren mutlos und verunsichert. Jetzt müssen wir schnell die Kurve kriegen, um zu punkten.“ Später fügte er an: „Wir können nicht 90 Prozent abrufen. Das wird nicht reichen.“

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